Hannover: Neues Konzept für Schloss Marienburg soll jüngere Besucher ansprechen

So hatte er sich den Start nicht vorgestellt: Erst seit wenigen Monaten ist Nicolaus von Schöning der neue Betreiber von Schloss Marienburg – und jetzt musste er gleich für einige der 60 Mitarbeiter Kurzarbeit anmelden. „Das Coronavirus trifft uns hart“, sagt der Geschäftsführende Gesellschafter der Schloss Marienburg GmbH. Die geschichtsträchtige Anlage ist derzeit geschlossen. „Wir planen den Start in die neue Saison jetzt für den 19. April“, sagt von Schöning. Hinter den Kulissen erfindet sich Schloss Marienburg derweil neu; von der Speisekarte im Restaurant bis zu den Führungen soll vieles anders werden. Besucher dürfen künftig auch auf eigene Faust durch das Schloss streifen – bisher waren Besichtigungen nur im Rahmen von Führungen möglich. „Wir wollen nicht nur typische Museumsbesucher begeistern“, sagt von Schöning. „Gruselführungen“ für Kinder: Verstärkt sollen vor allem jüngere Besucher angesprochen werden. Darum gibt es künftig auch Familientickets; der Eintritt für zwei Erwachsene und bis zu drei Kinder beträgt damit 40 Euro. Die Ausstellung wird multimedial aufgepeppt: An einer Hörstation wird ein vertonter Briefwechsel zwischen König Georg V. und seiner Frau Marie, den Bauherren der Burg, erklingen. Zudem werden Filme zu sehen sein – und es gibt kindgerechte Angebote wie Selfie-Stationen und „Gruselführungen“. „Künftig werden in Süd-, West- und Ostflügel mehr als 30 Räume zugänglich sein“, sagt von Schöning – das sind etwa zehn mehr als bislang. „Nach und nach werden wir diese so einrichten, wie sie nach Fotos vom Ende des 19. Jahrhunderts ausgesehen haben.“ Möbel, die teils in Abstellräumen lagerten und bei der Bestandsaufnahme anlässlich des Betreiberwechsels wiederentdeckt wurden, sollen an ihre angestammten Plätze zurückkehren. Blick in Restaurierungs-Werkstatt: Der bisherige Eigentümer, Ernst August Erbprinz von Hannover, hat das Welfenschloss in eine Stiftung überführt, die das Schloss als Bauherrin in den kommenden Jahren saniert; Bund und Land stellen dafür mehr als 27 Millionen Euro zur Verfügung. „Wir wollen den Besuchern bei Baustellenführungen Blicke hinter die Kulissen bieten“, sagt von Schöning. Schon vom Sommer an wird es eine Restaurierungs-Schauwerkstatt geben. Dort können Besucher Fachleuten bei der Arbeit über die Schulter sehen. Als erstes werden dort zwei Bilder des niederländischen Malers Gerrit von Honthorst aus dem 17. Jahrhundert restauriert. Auch das Veranstaltungsprogramm soll umfangreicher ausfallen als bisher. Unter anderem soll es am 4. September erstmals eine Classic Night mit der Sopranistin Kathy Kelly und den Bielefeldern Philharmonikern geben. „Der Vorverkauf für alle Events läuft ausgesprochen gut, gerade in den vergangenen Tagen“, sagt von Schöning: „Für die Zeit nach der Corona-Krise rechnen wir mit einer großen Erlebnislust.“ Hörspiele, Musik und Kleinkunst: In dieser Saison stehen auf Schloss Marienburg zahlreiche Veranstaltungen auf dem Programm. Das traditionelle Schloss Marienburg Tattoo startet am 10. und 11. Juli jeweils um 20 Uhr; dabei gibt es Pipes-and-Drums-Klänge. Die Lauscherlounge um Oliver Rohrbeck präsentiert am 21. August das Livehörspiel „Der Hexer“ nach Edgar Wallace und am 22. August das Stück „Feuer im Schloss“. Für Kinder wird am 23. August „Kalif Storch“ im Schlosshof inszeniert. Vom 26. bis 30. August ist „Best of Kleines Fest“ im Schloss zu Gast. Am 4. September gibt es erstmals eine Classic Night mit Musik von Richard Strauss bis Mozart. Und am 5. September präsentiert die Coverband The Beatgarden Songs der Sechziger- und Siebzigerjahre. Mehr Infos unter (0 50 69) 34 80 00. Lesen Sie auch: Wie steht es um die Marienburg? Ein Rundgang Zwist im Welfenhaus: Ernst August will die Marienburg abgeben Bund und Land unterstützen Sanierung der Marienburg Von Simon Benne