Hannover: Opfer bei Angriff mit abgebrochener Bierflasche schwer verletzt

Der Angriff zu Füßen des Bredero-Hochhauses erfolgte urplötzlich, viele der Nachtschwärmer nahe Dax-Bierbörse und Club Zaza bekamen überhaupt nichts mit von dem bedrohlichen Geschehen. Marian I. (38) eilte herbei, presste sein Opfer an eine Betonwand und attackierte den 42-Jährigen mit einer Bierflasche. Erst schmetterte er sie dem Älteren auf den Kopf, dann schlug er sie entzwei und stach mit dem abgebrochenen Flaschenhals mehrfach in Gesicht und Hals seines Gegenübers. Der 42-Jährige überlebte den Angriff in den frühen Morgenstunden des 27. Juli 2019, trug aber bis heute sichtbare Narben davon. Seit Dienstag muss sich I. vor dem Schwurgericht Hannover wegen versuchten Totschlags verantworten. Angriff wurde von Überwachungskameras aufzeichnet: Bei dem Angriff, den Überwachungskameras aufzeichneten, wurde der Gesichtsnerv des Opfers durchtrennt, die Schnittwunden reichten bis zur Schulter. Doch bleibende Schäden, das sagte der 42-jährige Flaschensammler vor dem Schwurgericht aus, habe er bis auf die Narben nicht davongetragen. Eine Viertelstunde vor der brutalen Attacke habe er sich erstmals mit dem Angreifer gestritten. Demnach wurde I. aggressiv, weil ihm der Ältere keine Zigarette schenken wollte; laut Aussage des 42-Jährigen kassierte der abgewiesene Schnorrer von ihm im Zuge des Streits eine Ohrfeige und einen Fußtritt. Die – lebensbedrohliche – Quittung bekam der Raucher 15 Minuten später. Angeklagter hat viele Vorstrafen: Beide Männer waren zur Tatzeit angetrunken, bei I. wurde an jenem Sonnabend in der Früh eine Blutalkoholkonzentration von 2,44 Promille ermittelt. Doch es könnte noch andere Gründe geben, warum das Gericht dem Angreifer verminderte Schuldfähigkeit zubilligt: die Staatsanwaltschaft spricht davon, dass der 38-Jährige unter einer krankhaften seelischen Störung leidet. I. weist bereits 20 Einträge im Vorstrafenregister auf, darunter Verurteilungen wegen Körperverletzung, Nötigung, Diebstahl und Sachbeschädigung. Der Prozess wird im Mai fortgesetzt: Vor Gericht sagte der Angeklagte bereitwillig aus, konnte sich aber kaum an Details der Tatnacht erinnern. Er habe sich an der Bierbörse herumgetrieben, erklärte er, weil er seine Schuhe gesucht habe; diese habe er eine Weile vorher ausgezogen, um zu „entspannen“. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters Stefan Joseph, ob er denn – wie von Zeugen beobachtet – den zur Waffe mutierten Flaschenhals in den Mund genommen habe, zuckte I. nur mit den Achseln: Das wisse er nun gar nicht mehr. Der Prozess wird im Mai fortgesetzt. Lesen Sie auch: Streit vor Kiosk in Oberricklingen endet mit Glasflaschenattacke 22-Jähriger greift Opfer nach gescheitertem Handy-Diebstahl mit abgebrochener Flasche an Punk wirft Fußballfan in der Bahnhofstraße eine Bierflasche ins Gesicht Von Michael Zgoll