Hannover: Prozess um Vergewaltigung im Integrationsamt

Ein früherer Integrationsmanager der Stadt Hannover ist mit schwerwiegenden Vorwürfen konfrontiert. J. soll eine jüngere Rathausmitarbeiterin vergewaltigt und sexuell belästigt haben. Die mutmaßlichen Tatorte: das frühere Maritim Hotel gegenüber des Rathauses, ein Fahrstuhl in einem städtischen Gebäude in der Rundestraße und das Büro der Frau. Die Taten liegen laut Anklage zum Teil fast drei Jahre zurück, lange Zeit traute sich die junge Frau offenbar nicht, Anzeige zu erstatten. Jetzt muss sich der 47-Jährige jedoch vor dem Amtsgericht Hannover wegen Vergewaltigung, sexueller Nötigung und Freiheitsberaubung verantworten. J., der verheiratet ist und Kinder hat, bestreitet die Vorwürfe. Er behauptet, beide hätten eine Affäre gehabt. Die Frau dagegen soll sich bei einer Freundin über ständige Avancen und Nachstellungen des älteren Mannes beklagt haben. Vergewaltigung im Maritim Hotel? Im Mai 2018 fragte der Mann laut Anklage dann nicht mehr nach einem Date. Das frühere Maritim Hotel diente damals noch als Flüchtlingsunterkunft, als sich J. dort laut Anklage das erste Mal an der heute 33-Jährigen vergriff und sie vergewaltigte. Unter einem Vorwand soll der 47-Jährige seine mehr als zehn Jahre jüngere Kollegin in ein abgelegenes Zimmer des früheren Hotels gelockt haben. Dann soll er mit einem Generalschlüssel Flur und Zimmer abgeschlossen und die Gardinen zugezogen haben. Die Frau protestierte der Anklage zufolge, doch es nützte nichts. J. habe geantwortet, sie solle sich entspannen. Der ältere Mann habe dann begonnen, die Sozialarbeiterin zu massieren und zu begrapschen, schließlich soll er seine Kollegin nach vorne gestoßen und vergewaltigt haben. Grapschen im Fahrstuhl? J. scheute der Staatsanwaltschaft Hannover zufolge nicht einmal am Arbeitsplatz vor weiteren Attacken zurück. Im August 2018 kam es demnach zu einer unangenehmen Begegnung im Integrationsamt der Stadt in der Rundestraße. J. soll seine Kollegin im Fahrstuhl gegen ihren Willen geküsst und ans Gesäß und unter die Bluse gegriffen haben. Die Frau protestierte und soll den Integrationsmanager weggestoßen haben. Der 47-Jährige habe nur aufgehört, weil sich in dem Moment die Fahrstuhltür geöffnet habe. Auch in ihrem Büro war die Sozialarbeiterin laut Staatsanwaltschaft vor den Attacken des Integrationsmanagers nicht sicher. Im Juni 2019 soll er an den Schreibtisch der Frau getreten sein. Während sie telefonierte, habe er sich von hinten genähert und habe von oben ins Dekolleté gegriffen und ihre Brust massiert. Die Frau habe das Telefonat sofort beendet und protestiert. Kurz darauf ging sie zur Polizei. Nach der Anzeige wurde J. gekündigt. Von Karl Doeleke