Hannover: Schließt das Sterne-Restaurant Ole Deele in Großburgwedel?

Verliert die Region Hannover schon bald eines ihrer renommiertesten Restaurants? Die Inhaber des Sternehauses Ole Deele in Großburgwedel bereiten sich darauf vor, den Betrieb zum 31. Januar 2021 einzustellen. Das hat Eigentümerin Elfrun Kühn der HAZ bestätigt. „Wir haben uns nicht hundertprozentig entschieden, aber die Tendenz geht in diese Richtung“, sagt die 63-Jährige, der das Restaurant mit ihrem Mann Matthias gehört. Ohnehin hätten sie überlegt, in zwei bis drei Jahren in den Ruhestand zu gehen. Die Corona-Situation habe diese Überlegungen beschleunigt. Michelin-Stern seit 2011: Vor 14 Jahren haben die Kühns die Ole Deele, zu der auch ein kleiner Hotelbetrieb gehört, in einem denkmalgeschützten Haus von 1828 eröffnet. Bereits seit 2011 trägt das Restaurant das oberste Gütesiegel für eine exzellente Küche – den Michelin-Stern. Seinerzeit erhielt Küchenchef Andreas Tuffentsammer die begehrte Auszeichnung, ihm folgten Tony Hohlfeld und Benjamin Gallein, der seit fünfeinhalb Jahren in der Olen Deele kocht und den Stern im März verteidigt hat. Auch im Restaurantführer Gault Millau hat die Ole Deele erfolgreich gepunktet. Sie rangiert unter den 25 besten Restaurants Deutschlands. Das Edellokal aufzugeben sei eine sehr schwere Entscheidung, sagt Elfrun Kühn. „Wir haben gerade in den letzten fünf Jahren ein so tolles Team gehabt“, sagt sie. Sollte der Teil-Lockdown im Dezember aufrechterhalten werden, gebe es aber kein Zurück mehr: „Dann werden wir den Betrieb einstellen.“ Die Chefin betont, dass die Ole Deele trotz Corona wirtschaftlich gut dastehe. Nach den pandemiebedingten Zwangsschließungen im Frühjahr seien die Gäste umso zahlreicher gekommen. „Wir waren schon bis zum Jahresende ausgebucht.“ „Es gab schon Kündigungen“: Küchenchef Gallein und die anderen Mitarbeiter haben am Montag von den Schließungsplänen erfahren. „Für mich klang das endgültig“, sagt der Sternekoch gegenüber der HAZ. Es habe schon Kündigungen gegeben. Er habe noch keine erhalten, doch sei diese zum Monatsende angekündigt. Kühn erklärt, dass von ehemals acht Mitarbeitern in Küche und Service noch vier dabei seien. Manche Verträge seien ausgelaufen. Einer der früheren Mitarbeiter hatte die Nachricht vom drohenden Aus in einer Facebook-Gruppe öffentlich gemacht. Lesen Sie auch: HAZ-Kostprobe: So schmeckt es in der Ole Deele in Burgwedel Zweiter Michelin-Stern für das Jante in Hannover: Das sagen die Gastronomen Burgwedel: Ole Deele behält seinen Michelin-Stern Er könne die Beweggründe seiner Arbeitgeber nachvollziehen, so Gallein. In der Belegschaft sei schon länger bekannt gewesen, dass die Kühns über den Ruhestand nachdenken. „Natürlich bin ich ihnen auch dankbar, sie haben mir eine Riesenchance für meine Karriere gegeben“, sagt der 34-Jährige. Er habe die Ankündigungen so verstanden, dass er für sich persönlich einen Schlussstrich unter die Ole Deele gezogen habe. „Aber es ist viel Wehmut dabei.“ Zu seiner weiteren beruflichen Zukunft will er sich noch nicht äußern. Nachfolger gesucht: In der Familie habe sich leider kein Nachfolger gefunden, der das Restaurant übernehmen würde, sagt Elfrun Kühn. Ihr Sohn arbeitet in einer anderen Branche, er führt zusammen mit seinem Vater die Geschäfte in dem Langenhagener Dienstleistungsunternehmen Perfekta. Sollte jemand an einer Übernahme der Olen Deele interessiert sein, sei man dafür offen, betont die Geschäftsfrau. Nicht nur Corona hat die Ruhestandspläne der Kühns befördert. Ein weiteres Ereignis kam hinzu: „Wir sind Großeltern von Zwillingen geworden.“ Von Juliane Kaune und Carina Bahl