Hannover: So funktioniert die Testpflicht an den Schulen nach Ostern

Niedersachsen führt nach den Osterferien verpflichtende Selbsttests für den Schulbesuch ein. Für Schülerinnen und Schüler sowie alle Beschäftigten an Schulen gilt dann die Pflicht, sich an Präsenztagen zweimal pro Woche selbst zu Hause auf Corona zu testen. Ohne negatives Testergebnis am Morgen können Schüler nicht am Unterricht in der Schule teilnehmen. Das gilt auch für die Notbetreuung. Welche Schüler betrifft die Regelung in der Region Hannover? In der Region Hannover sind davon zunächst längst nicht alle Schüler betroffen. Weil die Sieben-Tage-Inzidenz hier weit über dem dabei geltenden Grenzwert von 100 liegt, befinden sich nur Grundschüler, Abschlussklassen (9., 10. und Abi-Jahrgang) sowie Schüler an Förderschulen mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung im sogenannten Wechselmodell (Szenario B). Für sie kommt die Testpflicht zur Anwendung. Alle weiteren Schüler sind im Szenario C, das bedeutet: Distanzlernen zu Hause und deshalb keine Testpflicht. In anderen Kreisen und kreisfreien Städten Niedersachsens liegt die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell teils deutlich unter der 100er-Grenze. Dort sind die Schüler im Wechselmodell und somit von der Testpflicht betroffen. Wie wird der Test in der Schule dokumentiert? Eltern oder auch volljährige Schüler müssen das negative Ergebnis des zu Hause vorgenommenen Tests schriftlich am Tag des Tests bestätigen und in der Schule vorlegen. Schulen können auch die Vorlage des negativen Testkits verlangen. Falls Schüler im Ausnahmefall das Testen zu Hause vergessen haben oder aus sonstigen Gründen den Test nicht vor der Schule vornehmen konnten, sollen sie dies in der Schule in einem Extraraum unter Aufsicht nachholen können. Fällt der Test positiv aus, muss der Schüler umgehend abgeholt werden oder nach Hause fahren. Fällt der Test zu Hause positiv aus, bleiben die Schüler dort. Die Familien informieren die Schule und veranlassen zur Überprüfung einen PCR-Test. Die Schule informiert das Gesundheitsamt. Ist die Testpflicht juristisch sicher? Ja und nein. Die Testpflicht wird in die neue Corona-Verordnung des Landes aufgenommen. Die Lage ist aber juristisch nicht ganz eindeutig. Daher appelliert das Land an die Bereitschaft zur Mitarbeit der Familien. Gleichzeitig wird die Präsenzpflicht im Unterricht erneut ausgesetzt – wie zuletzt vor dem 8. März. Eltern, die das Testen ablehnen, können ihre Kinder deshalb von der Präsenzpflicht befreien. Was allerdings nicht möglich ist: den Test zu verweigern und trotzdem zum Präsenzunterricht in die Schule zu kommen. „Wir setzen ein großes Stück Vertrauen in Eltern, Schüler und Lehrer. Oberstes Ziel ist, dass wir Infektionsketten so früh wie möglich durchbrechen“, sagt Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Wie genau geht der Laien-Schnelltest? „Das Testen ist einfach, schnell und ungefährlich. Je mehr mitmachen, desto besser ist es für uns alle“, sagt Tonne. Bei den eingesetzten Laien-Schnelltests wird der Abstrich im sogenannten Nasenvorhof genommen. „Das Wattestäbchen muss nicht tief in die Nase eingeführt werden“, betont der Minister. Welche Strafe droht bei falschen Angaben über das Testergebnis? Falsche Angaben können mit einem Bußgeld geahndet werden. Im Falle von Schulmitarbeiterinnen und -mitarbeitern wären falsche Angaben über das Testergebnis eine Verletzung der Dienstpflicht. Welche Erkenntnisse hat der Probelauf für das Testen gebracht? In der Woche vor den Osterferien hatte das Land erstmals Corona-Selbsttests für Schüler sowie Beschäftigte probeweise an die Schulen geschickt. Lehrerinnen und Lehrer konnten damit den Ablauf des Testens in der Schule proben, bei dem sie ihre Schüler in der Klasse anleiteten. Grundschüler und Förderschüler sollten die Tests in dieser Probephase zu Hause machen. Zahlreiche Eltern, Kinder und Lehrer gaben dem Ministerium Rückmeldung über ihre Erfahrungen. Aus mehreren Gründen setzt das Land jetzt auf Selbsttests zu Hause statt unter Aufsicht in der Schule. Es sei sinnvoll, dass Schüler und Mitarbeiter sich so früh wie möglich am Tag testen, bevor sie sich auf den Weg zur Schule machen, erklärt Tonne. „Ausschlaggebend für mich ist aber, dass Schüler sich beim Testen in der Gruppe unwohl fühlen. Sie befürchten, bei einem positiven Ergebnis bloßgestellt zu werden“, sagt der Kultusminister. Ein weiteres Argument: Etliche Eltern hatten angeführt, dass es organisatorisch schwierig für sie sei, ihr Kind im Fall eines positiven Testergebnisses sofort aus der Schule abzuholen. Wann genau starten die Selbsttests für den Schulbesuch? Die Laien-Schnelltests für Schüler und Schulpersonal starten direkt nach den Osterferien am 12. April. An etlichen Schulen – das Land spricht von etwa 10 Prozent – sind die Schnelltest-Kits allerdings nicht mehr vor den Ferien an Schüler und Familien verteilt worden. Sie holen sie sich das Material am Montag, 12. April, in der Schule ab. Wie genau, klären voraussichtlich die einzelnen Schulleitungen. An diesen Schulen beginnt der Präsenzunterricht im Wechselmodell dann einen Tag später am Dienstag, 13. April. Später nehmen Schüler die Testkits möglichst dann aus der Schule mit, wenn sie dorthin in den Wechselunterricht gehen. Wie viele Testkits hat das Land für die Schulen zur Verfügung? Das Land hat bisher 16 Millionen Testkits zum Stückpreis von je 6 Euro geordert, die schrittweise geliefert werden und überwiegend an die Schulen gehen. „Wir kommen damit einige Wochen hin“, sagt Tonne. In Niedersachsen gibt es 1,1 Millionen Schüler sowie 100.000 Mitarbeiter an Schulen. Für den ersten Testdurchgang sind aber sogar 1,5 Millionen Testkits erforderlich, weil das Material in Chargen von mindestens 250 Stück gebündelt ist. Wer bezahlt für die Schnelltests für den Schulbetrieb? Finanziert werden die Tests aus dem Corona-Sondervermögen des Landes. Die nächste Lieferung an die Schulen wird in der zweiten Ferienwoche erwartet. Weitere Ausschreibungen werden vorbereitet. Gibt es auch Pläne für Schnelltests von Kita-Kindern? Bisher nicht. Erzieherinnen und Erzieher in Kitas können sich bereits einmal pro Woche bei Ärzten testen lassen. Und es laufen Verhandlungen mit den Trägern, dieses Angebot zu erweitern. Noch sind Schnelltests für Kita-Kinder nicht vorgesehen, das könnte sich aber ändern. „Ich gehe davon aus, dass es darüber auf Bundesebene in den nächsten Tagen Klarheit gibt“, sagt Tonne. Von Bärbel Hilbig