Wohnungsnot, Obdachlosigkeit, Missbrauch von Kindern – soziale Themen haben am Himmelfahrtstag zwei große Gottesdienste in Hannover bestimmt. Beim traditionellen Gottesdienst im Gartentheater fanden sich am Donnerstag rund 800 Besucher ein. Zahlreiche Kirchengemeinden begehen den Himmelfahrtstag traditionell mit Gottesdiensten im Grünen. Im Großen Garten ging es barock zu – und zugleich ziemlich modern: Ein Posaunenchor spielte im Schatten der Skulpturen Musik des Komponisten Reinhard Gramm, die Band von Popkantor Till von Dombois zog mit Popsongs vor allem Jüngere an. 90.000 Menschen in Deutschland seien wohnungslos. Dabei sei die eigene Wohnung ein Schutzraum und so wichtig wie das tägliche Brot, Kleidung und Versorgung, mahnte Superintendent Karl-Ludwig Schmidt in seiner Predigt: „Helfen wir Wohnungslosen weiter, mit wachen Augen, Geld, unseren ausgestreckten Händen.“
Landesbischof spricht im Stephansstift
Im Stephansstift ist die Predigt von Landesbischof Ralf Meister Herzstück des Jahresfestes zu Himmelfahrt. An diesem Tag ist das Fest überdies Auftakt zu den 150-Jahr-Feierlichkeiten des Stephansstiftes. Über 30 Veranstaltungen sind bis November geplant. In seiner Predigt schlug Meister auch ernste Töne an. Seit den Neunzigerjahren werde die Geschichte des Stephansstiftes kritisch aufgearbeitet. Gewalt habe es gegeben, Missbrauch, Zwangssterilisationen. Diakone seien ins Emsland-KZ entsandt worden, hätten sich an NS-Verbrechen beteiligt. Ihn schmerze „jedes einzelne Schicksal“, sagt Meister: „Wir dürfen nicht aufhören, aus der Schuld der Vergangenheit zu lernen.“
Aber: Gefeiert wird das Jubiläum auch. Mit Kinderliedermacher Mathias Lück, Popmusik, Jazz, Waffeln, Mitmachaktionen für Groß und Klein. Zwischen 3000 und 5000 Besucher begingen das Jubiläum, schätzte Diakonie-Sprecher Reent Stade.
Von Jutta Rinas