Der jährliche Wirtschaftsempfang der Stadt am Montagabend im Hannover Congress Centrum war ein besonderer: „Anders als in all den anderen Jahren haben wir dieses Mal keinen amtierenden Oberbürgermeister“, sagte Wirtschaftsdezernentin Sabine Tegtmeyer-Dette, derzeit Chefin der Verwaltung. Sie nutzte ihre Begrüßungsrede vor rund 650 Gästen für die Bitte, man solle am 10. November zur Stichwahl zwischen Belit Onay (Grüne) und Eckhard Scholz (Kandidat der CDU) gehen.
So viele Gäste wie lange nicht
Die Gästezahl war so hoch wie länger nicht, was auch an den Ereignissen des Vorabends und resultierendem Gesprächsbedarf gelegen haben dürfte. Die Stadtpolitik nahm denn auch einen breiten Raum ein – vor allem beim Sektempfang zu Beginn und beim Treffen nach dem offiziellen Teil am Büfett. Belit Onay und Eckhard Scholz waren ebenso gekommen wie der Wahlverlierer vom Vortag, Marc Hansmann.
Hannovers „unglaublich innovativer Geist“
Inhaltlich drehte sich der Abend um das Thema Innovation. Man habe mit der Hannover Marketing und Tourismusgesellschaft überlegt, was Hannover in diesem Bereich eigentlich auszeichnet, sagte Tegtmeyer-Dette. Das Ergebnis: „In der Landeshauptstadt hat von jeher ein unglaublich innovativer Geist geherrscht.“ Die Stadtgeschichte sei mit wegweisenden Erfindungen wie etwa dem PAL-System für das Farbfernsehen und der Erfindung der Schallplatte verbunden.
Beides ist lange her. Einen Blick auf die aktuelle Situation warf Professorin Marion Weissenberger-Eibl, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung. Die Wettbewerbsfähigkeit stehe in enger Verbindung mit seiner Innovationskraft. Diese liefere Lösungsansätze und bringe Geschäftsmodelle voran.
Deutschland in der Nachzüglerrolle
Auf den ersten Blick stehe Deutschland in diesem Bereich gut da, liege weltweit auf Platz vier. Allerdings habe sich der Abstand zu den führenden Ländern vergrößert, beim wichtigen Thema digitale Transformation sei die Bundesrepublik sogar nur Nachzügler.
Um die Innovationskraft zu stärken, gebe es Stellschrauben, sagte Weissenberger-Eibl: Es müsse erörtert werden, wie man mit Robotern und künstlicher Intelligenz zusammenarbeiten wolle. Außerdem gehe es um die Verknüpfung von Themen, um unkonventionelle Lösungen zu finden, um Vernetzung und um Mut und Risikobereitschaft beim Umsetzen von Ideen.
„Projekte nicht gleich tot rechnen“
In der anschließenden Podiumsdiskussion fragte HAZ-Redakteur Jan Sedelies als Moderator Andreas Jäger, geschäftsführender Gesellschafter der im Maschinenbau tätigen Unternehmensgruppe, was eine Innovation ausmache. „Ich brauche jemanden, der sich für eine Idee begeistert, jemanden, der das Projekt nicht gleich tot rechnet und möglichst einen schnellen Prototypen“, erklärte er. Klingt gar nicht so kompliziert.
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Von Bernd Haase