Hannovers Innenstadt leidet unter den Folgen der Corona-Krise

Montag hätte die Normalität ein stückweit in die Innenstadt zurückkehren können. Erstmals galten keine Quadratmeterbeschränkungen mehr für die Verkaufsflächen, von Peek&Cloppenburg über Karstadt-Kaufhof bis zu den großen lokalen Händlern wie Horstmann+Sander konnten alle Geschäfte wieder auf voller Fläche öffnen. Doch noch ist nichts normal. Wie sehr die City unter den Folgen der Corona-Krise leidet, zeigt sich an den Passantenzahlen. Am Sonnabend waren sie noch nicht einmal auf der Hälfte des Vorjahresniveaus angekommen. Statt 91.508 Passanten wie am zweiten Mai-Sonnabend 2019 waren es diesmal nur 41.173. Polizei löst Warteschlange vor Apple-Store in Hannover auf: Wie irrational die Situation ist, zeigte sich bei einem Polizeieinsatz am Vormittag. Der Apple-Store, geschlossen seit etwa acht Wochen, hatte erstmals wieder geöffnet. Schnell bildeten sich Warteschlangen, die bis zum Hauptbahnhof reichten – und deshalb den Busverkehr auf dem Ernst-August-Platz störten. Polizeibeamte dirigierten die Wartenden um, danach reichte die Schlange bis zum Kröpcke. Während sich die Situation bei Apple mittags beruhigte, blieben die Schlangen vor dem Saturn-Geschäft. Ständig warteten 20 bis 30 Menschen vor dem Eingang, manchmal auch mehr. Saturn hatte in den vergangenen drei Wochen nur auf reduzierter Fläche öffnen können, jetzt ist wieder das gesamte Sortiment zu begutachten. Auch bei H&M kehrt allmählich Normalität ein. In den Vorwochen war es eine skurrile Situation: Die Anproberäume waren aus Platzgründen geschlossen. Man konnte zwar Textilien kaufen, aber nicht ausprobieren, ob sie passten. Das ist seit Montag wieder anders. Geschäfte zählen weiter Kundschaft: In allen Geschäften wird die Kundschaft gezählt, um Überfüllung zu vermeiden. Bei Peek&Cloppenburg und Saturn geschieht das ganz geschickt mit kleinen Kundenmarken, die man am Einlass in die Hand gedrückt bekommt und am Ausgang wieder abgibt. Sie werden zwischendurch gereingt – so muss man nicht benutzte Einkaufswagen oder Einkaufskörbe anfassen, die in anderen Geschäften als Zählgeräte fungieren. Bei der City-Gemeinschaft hofft Martin Prenzler, dass die Besucherzahlen in der Innenstadt bis zum Sommer wieder auf das Vorjahresniveau steigen. „Wenn wir bei der Corona-Bekämpfung keinen Rückschlag erleben, dann könnten wir vielleicht im Juli wieder auf Normalhöhe sein“, sagt er. Ganz so wie vor den Corona-Zeiten werde es wohl noch lange nicht werden, schließlich bleiben Mundschutz und Abstandsregeln ständige Begleiter. „Aber weil die Gastronomie wieder öffnen darf, steigt die Verweildauer in der Innenstadt und die Menschen haben wieder ein vollständigeres Einkaufserlebnis.“ „Hannover konsumiert wieder“: Das Immobilienunternehmen Delta-Domizil, das eigenhändig Passantenzählungen in der Innenstadt vornimmt, bestätigte am Montag den Aufwärtstrend. Die Zahl der City-Flaneure habe sich gegenüber Mitte April verdoppelt, sagt Mitarbeiter Niklas Querfeld. „Hannover konsumiert wieder. Die Passantenfrequenz nähert sich langsam wieder dem Normalniveau der vergangenen Jahre.“ Die Daten des bundesweit tätigen Dienstleisters Highstreet.com, der in diversen Großstädten per Lasermessung Daten erhebt, zeigen tagesgenau den Aufwärtstrend in allen Fußgängerzonen. Für Hannovers Georgstraße zeigen sie in der Vorwoche einen kontinuierlichen Aufwärtstrend von 36.340 am Montag auf 46.137 am Sonnabend. Jeder Tag war besser als der beste Tag im April. Umsätze steigen nur langsam: Aber die Umsätze der Händler wachsen nur langsam mit den steigenden Besucherzahlen, von Konsumlaune kann noch keine Rede sein. „Wir haben die Hälfte der Vergleichsumsätze aus dem Vorjahr erst seit ein paar Tagen erreicht“, sagt Prenzler, „vorher waren es nur 20 bis 30 Prozent.“ Um die Kosten im Griff zu behalten, haben die Händler vielfach an der Öffnungszeitenschraube gedreht. Um 18 bis 18.30 Uhr schließen die meisten Geschäfte, einige kleinere sogar schon um 16 Uhr. So kann die Belegschaft im Einschichtsystem arbeiten und muss nicht tagsüber ausgewechselt werden. Etwa die Hälfte der Einzelhandelsbeschäftigten sei noch in Kurzarbeit, sagt Prenzler. Und so werden wohl auch die reduzierten Öffnungszeiten noch etwas weiter zu den Besonderheiten der Corona-Krise gehören. Das tägliche HAZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Hannover täglich gegen 6 Uhr im E-Mail-Postfach. Lesen Sie auch: Essen gehen, Leute treffen, Urlaub machen: Was seit Montag in Niedersachsen wieder erlaubt ist Wenige Gäste, viel Abstand: So läuft der Restaurantbesuch seit Montag Hygieneexpertin erklärt: Welche Maske sollte ich tragen – und wie trage ich sie richtig? Von Conrad von Meding

Hannovers Innenstadt leidet unter den Folgen der Corona-Krise - Passantenzahlen erholen sich nicht