„Keine Überfliegerin“: Kritik und Lob für neue Bundestagskandidatin der CDU

Wer soll Hannover im Bundestag vertreten? Wer hat das Format und die Durchsetzungskraft – und wer kann eine Wahl gewinnen? Diese Fragen stellt sich derzeit die hannoversche CDU. Sie muss eine Kandidatin finden, die den Wahlkreis der hannoverschen CDU-Ikone Ursula von der Leyen übernimmt. Der Platz ist frei geworden, weil von der Leyen derzeit als EU-Kommissionspräsidentin die Geschicke Europas mitbestimmt. Beworben hat sich für einen möglichen Einzug in den Bundestag die 47-jährige Diana Rieck-Vogt, derzeit Mitglied im Bezirksrat Mitte und stellvertretende Vorsitzende der hannoverschen CDU. Ihre Bewerbung löst bei manchen Christdemokraten Kopfschütteln aus. Mareike Wulf zögert: Rieck-Vogt sei eine engagierte Kommunalpolitikerin, aber für die große Berliner Bühne sei das zu wenig, meint ein führender Christdemokrat. „Sie ist keine Überfliegerin“, sagt er. Zudem fehle es Rieck-Vogt am nötigen Wissen, wie Politik funktioniert. Ein anderer Christdemokrat plädiert dafür, dass die Landtagsabgeordnete Mareike Wulf ihren Hut in den Ring wirft. Doch Wulf hält sich zurück und reagiert auch nicht auf Anfragen der HAZ. In der CDU wird spekuliert, dass Wulf lieber im Landtag bleiben wolle und auf die nächste Landtagswahl hoffe. „Sie kommt dann vermutlich als Kandidatin für einen Ministerposten infrage“, meint ein Christdemokrat. Kultusministerin in Niedersachsen oder eine unter vielen Abgeordneten in Berlin? Das scheint für Wulf derzeit die Frage zu sein. Rieck-Vogt: Was qualifiziert für den Abgeordnetenjob? Rieck-Vogt bleibt gelassen. „Ich komme aus der Mitte der Gesellschaft, und eine Volkspartei sollte das Volk abbilden“, sagt sie. Was denn eine angemessene Qualifikation für den Abgeordnetenjob im Bundestag sei, fragt sie zurück. „Ich bin überaus fleißig, komme mit vielen Menschen klar und kenne das Leben von verschiedenen Seiten“, sagt sie. Rieck-Vogt hat zunächst Bauingenieurwesen studiert, das Studium aber abgebrochen. Sie hat beim Bauer-Verlag volontiert und bei der „Bild“-Zeitung gearbeitet. Rieck-Vogt hat drei Kinder und ist verheiratet. Partei entscheidet im Herbst: Der Vorsitzende der Regions-CDU, Hendrik Hoppenstedt, Staatsminister im Kanzleramt, will die Debatte nicht kommentieren. „Das muss in den Kreisverbänden entschieden werden“, sagt er. Auch der Vorsitzende des Kreisverbands Hannover, Maximilian Oppelt, hält sich zurück. „Wir sind noch in einem frühen Stadium der Bewerbung“, sagt er. Es könnten sich noch weitere Kandidaten bewerben, im Herbst werde die Partei in einer Urwahl über die Bewerber abstimmen. Klar scheint zu sein: Die CDU will eine Frau aufstellen. Von Andreas Schinkel