Kloster Marienwerder in Hannover: Äbtissin tritt nach Vergleich zurück

Die Äbtissin des Klosters Marienwerder, Rosemarie Meding, ist mit sofortiger Wirkung von ihrem Amt zurückgetreten. Darauf haben sich die 61-Jährige und die Klosterkammer vor dem Arbeitsgericht geeinigt. Die Klosterkammer hatte Meding zwei Tage vor Silvester fristlos entlassen. Zudem wurde ihr der Zugang zum Gelände im Nordwesten Hannovers stark eingeschränkt. Kammerpräsident Hans-Christian Biallas hatte damals mitgeteilt, es habe „schwerwiegende Gründe“ für die fristlose Kündigung gegeben. Dagegen wehrte sich die 61-Jährige und zog vor das Arbeitsgericht. Kein Zutritt mehr zum Kloster: Bereits vor dem Gerichtstermin am vergangenen Donnerstag hatten sich beide Seiten auf einen Vergleich geeinigt. Dieser sieht vor, dass das Arbeitsverhältnis zum 30. Juni 2021 aus „gesundheitlichen Gründen“ beendet wird. Ihre Dienstwohnung darf Meding bis dahin weiter nutzen. Diese liegt außerhalb des eigentlichen Klosters im sogenannten Gärtnerhaus. Die ausgesprochenen Betretungsverbote bleiben allerdings bestehen, sagte ein Sprecher des Arbeitsgerichtes. So darf Meding unter anderem das Klostergebäude nicht mehr betreten. Zu den Hintergründen der Kündigung wollten sich beide Seiten vor Gericht nicht äußern. Eine Sprecherin der Klosterkammer teilte auf Nachfrage der HAZ lediglich mit, der entstandene Schaden lasse sich „zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beziffern“. Die Klosterkirche wurde 1196 gegründet, ist seit der Reformation evangelisch und die älteste Kirche der Stadt. Meding hatte das Amt der Äbtissin seit 2012 inne. Derzeit übernimmt Mareile Preuschhof, Äbtissin des Klosters Wennigsen, die Amtsgeschäfte. Sie leitet somit das Kloster und ist Ansprechpartnerin für die Bewohnerinnen. Außerdem kümmert sie sich um die Verwaltung von Gebäude und Grundstücken, organisiert Konzerte und Ausstellungen und engagiert sich im Kirchenvorstand der örtlichen Gemeinde. 15 Frauen wohnen derzeit im Kloster: Derzeit leben neben der nun ausgeschiedenen Äbtissin zwei Konventualinnen und 13 Seniorinnen im Kloster. Dabei handelt es sich größtenteils um ältere Konventualinnen aus anderen Klöstern. Künftig soll es mehr Plätze geben. Daneben gibt es insgesamt 16 Plätze für Frauen, die im Kloster in einer Art Betreutem Wohnen leben können. Konventualinnen sind partnerlose Frauen, die gemeinsam und nach christlichen Werten in dem evangelischen Kloster leben wollen. Treten Frauen in das Konvent ein, bekommen sie eine sogenannte Klosterstelle verliehen und dauerhaft eine freie Wohnung zugewiesen. Dafür müssen sie sich an die örtliche Äbtissin wenden. Eine Klosterstelle verlassen sie nur selten – etwa, wenn sie aus der Kirche austreten oder nicht mehr alleinstehend sind. Sie können ihre Stelle allerdings auch bei Verfehlungen verlieren. Konventualinnen nehmen kulturelle, kirchliche und soziale Aufgaben wahr und arbeiten etwa in Haus und Garten mit, betreuen Gäste und im Kloster lebende Seniorinnen. Von Maximilian Hett