Kongressgeschäft in Hannover: HCC-Chef König rechnet mit 4 Millionen Euro Verlust

Das Hannover Congress Centrum (HCC) leidet seit Monaten wegen der Corona-Krise unter massiven Umsatzeinbußen – und das wird sich auch in naher Zukunft nicht ändern. HCC-Direktor Joachim König rechnet in diesem Jahr mit einem Defizit von 4 Millionen Euro. Geplant hatte er eigentlich mit einem Gewinn von 400.000 Euro. „Das Veranstaltungsgeschäft hat einen Totalschaden erlitten“, sagt König im Gespräch mit der HAZ. Auch das kommende Jahr habe sich eigentlich schon erledigt, meint er. Große Kongresse bleiben aus: Die düstere Prognose basiert darauf, dass Kongresse stets einen Planungsvorlauf von einem bis eineinhalb Jahren haben, große Zusammenkünfte sogar mehr als zwei Jahre. „Es gibt aktuell keine Bereitschaft, das Risiko einzugehen und einen Kongress zu organisieren, weil die Bedingungen viel zu unsicher sind“, sagt König. Niemand könne einschätzen, wie sich das Infektionsgeschehen entwickelt. Das gelte umso mehr für internationale Versammlungen. „Ein Land, das heute als sicher eingestuft wird, kann morgen zum Risikogebiet werden“, sagt König. Lösung: Rückkehr in die Vor-Corona-Zeit: Größtes Hemmnis für das Kongressgeschäft bleiben die Abstandsregeln. „Versammlungen leben davon, dass Menschen von Angesicht zu Angesicht miteinander reden, ohne Einschränkungen wie Abstände und Masken“, sagt König. Durch die Abstandsbestimmungen könne das HCC deutlich weniger Menschen in die Säle lassen und verliere somit 80 Prozent seiner Kapazität. So lange es keine Rückkehr zur Vor-Corona-Normalität gebe, habe das Kongressgeschäft keine Perspektive, sagt König. Einen Vorwurf will König niemandem machen. Letztlich reagiere die Politik lediglich auf die Pandemie und versuche, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. „Es ist aber wichtig, dass wir auf unsere prekäre Lage aufmerksam machen“, sagt der HCC-Direktor und verweist auf eine bundesweite Demonstration der Veranstaltungsbranche am Mittwoch, 12. August. Lediglich kleine Versammlungen werden gebucht: Auch in Hannover treffen sich am Mittwoch um 11.30 Uhr Vertreter der Branche auf dem Schützenplatz zu einem Demonstrationszug durch die City. „Für private Veranstalter geht es jetzt ums Überleben“, sagt König. Als öffentliches Unternehmen, das von der Stadt Hannover gestützt wird, stehe das HCC noch gut da. Nur ein einziges zartes Pflänzchen gedeiht derzeit vorsichtig – das Geschäft mit kleinen Versammlungen. „Firmen buchen Räume für Zusammenkünfte von zehn bis 20 Menschen“, sagt König. Dieses sogenannte Seminargeschäft laufe wieder an, doch es könne die Ausfälle beim Kongressgeschäft keineswegs kompensieren. „Kleine Zusammenkünfte sind auf lokale Firmen begrenzt. Übernachtungen, wie sie bei großen Kongressen üblich sind, entfallen“, sagt der HCC-Chef. Lesen Sie auch: Gastronomen in der Krise – nur Harz und Küste kommen über die Runden Einbruch beim Stadttourismus: Ausfälle registrieren auch Hannovers Marketingexperten. „Der Tourismus in Hannover lebt zu 75 Prozent von Messen und Kongressen. Und die bleiben aus“, sagt Hans Nolte, Chef der Hannover Marketing und Tourismus Gesellschaft (HMTG). Weil auch Konzerte und Großveranstaltungen wie das Maschseefest abgesagt seien, werde es derzeit schwierig, Reisende nach Hannover zu locken. Selbst Touristenmagneten wie München und Hamburg hätten Probleme. „Das liegt auch daran, dass Reisende Ballungsgebiete aus Angst vor Ansteckung meiden“, sagt Nolte. Lesen Sie auch Stadtverwaltung in Nöten: Hannovers Rathaus will für HCC und Jugendservice Kurzarbeit anmelden Nachtragshaushalt: Wie teuer wird die Corona-Krise für Hannover? Von Andreas Schinkel