Kosten für Ausbau und Sanierung von Schulen und Kitas in Hannover explodieren

Ausbau von Schulen und Kitas, Neubau des Misburger Bads – die Liste der städtischen Investitionen ist lang, und die Kosten explodieren. 520 Millionen Euro hatte die Stadtverwaltung ursprünglich für ihr Investitionspaket veranschlagt, jetzt teilt sie in einer Verwaltungsschrift mit, dass die Kosten auf 962 Millionen Euro klettern – ein Anstieg um 85 Prozent. Kostenexplosion mitten in Corona-Krise: Die Kostenexplosion kommt zur Unzeit, schließlich hat die Corona-Krise den Haushalt tief ins Minus stürzen lassen, im vergangenen Jahr um eine Viertelmilliarde Euro. Die Stadt muss nun ihren Kreditrahmen ausweiten. Dadurch steigt die Zinsbelastung, die schon jetzt, bei sehr niedrigen Zinsen, rund 41 Millionen Euro jährlich beträgt. „Allein eine andere Entwicklung des Kreditzinsniveaus würde enorme Mehrbelastungen bedeuten“, schreibt die Stadt in ihrem neuesten Bericht zum Investitionsprogramm. Müssen Bauvorhaben verschoben werden? Nun hofft man, dass die Kommunalaufsicht, eine Behörde des niedersächsischen Innenministeriums, den höheren Krediten zustimmt. Ansonsten müssten Bauvorhaben über das Jahr 2025 hinaus verschoben werden, heißt es in dem Bericht. 2015 hatte die Stadt beschlossen, den Sanierungsstau in Schulen abzubauen und ein auf zehn Jahre angelegtes Investitionspaket geschnürt. Neue Kitas sollten errichtet werden, Schulen modernisiert und um Ganztagsbereiche erweitert werden. „Im Rahmen der Konkretisierung der einzelnen Projekte haben sich bei den grundsätzlich bis 2025 fertigzustellenden Maßnahmen teilweise erhebliche Kostensteigerungen ergeben“, schreibt die Stadt. Grund sind vor allem gestiegene Baupreise, doch einige Vorhaben haben sich als umfangreicher erwiesen als gedacht. IGS Büssingweg: Kostenanstieg von 23 auf 79 Millionen Euro: So ging die Stadt im Jahr 2016 noch davon aus, die Gesamtschule Büssingweg in Vahrenwald für 23 Millionen Euro sanieren zu können. Inzwischen ist klar, dass die Mängel an den Gebäuden so gravierend sind und der Bedarf an Räumen für die Sekundarstufe II so groß ist, dass sich eine Sanierung nicht mehr lohnt. Die Gebäude werden abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Kosten: 79 Millionen Euro. Ähnlich verhält es sich mit dem Kurt-Schwitters-Gymnasium in Misburg. Die Schule sollte für 10 Millionen Euro modernisiert werden, doch stellte die Stadt vor gut einem Jahr fest, dass sich die Gebäude in einem deutlich schlechteren Zustand befinden als erwartet. Hinzu kam, dass durch die Umstellung von G8 auf G9 Platz (Abitur nach 13 Schuljahren) für einen zusätzlichen Abiturjahrgang benötigt wurde. Jetzt plant die Stadt einen Neubau mit einem Volumen von 52 Millionen Euro. „Weiter Kostenerhöhungen sind zu erwarten“, schreibt die Stadt vorsorglich in ihrem Finanzplan zum Kurt-Schwitters-Gymnasium. Lesen Sie auch: Nur die Mensa bleibt – IGS Büssingweg in Vahrenwald wird ab 2021 abgerissen und neu gebaut 80-Millionen-Euro-Sanierung des Bauamts verschoben: Die Liste der Kostenanstiege ließe sich fortsetzen, etwa mit der Humboldtschule, deren Sanierung zunächst mit 7,5 Millionen Euro angesetzt war, und sich jetzt auf mehr als 47 Millionen Euro beläuft. Dabei hat die Kämmerei bereits einen entscheidenden Kostentreiber aus dem Programm herausgenommen. Eigentlich wollte die Stadt in den kommenden Jahren endlich das marode Bauamt neben dem Neuen Rathaus sanieren. Das denkmalgeschützte Haus ist seit Jahren eingerüstet, allein die Gerüstmiete beläuft sich inzwischen auf mehr als 400.000 Euro. Doch die Stadt hat das Vorhaben „aufgrund der Haushaltslage verschoben“, wie es in dem Bericht heißt. 80 Millionen Euro waren für die Kernsanierung des Bauamts veranschlagt. Von Andreas Schinkel