Kunstdiebstahl: Wie hannoversche Denkmalpfleger eine geraubte Goldmünze aufspürten

Die Diebe kamen in der Nacht. Im Juli 2009 stiegen sie in das Archäologische Nationalmuseum im italienischen Parma ein und stahlen mehr als 600 wertvolle Münzen. Ein besonders kostbares Stück ist jetzt wieder aufgetaucht – dank des kriminalistischen Spürsinns hannoverscher Denkmalpfleger. „Dies ist ein Aureus, geprägt um 385 n. Chr. in Trier“, sagt Arnd Hüneke, Vizepräsident des Landesamts für Denkmalpflege. Mit weißen Handschuhen holt er die 4,5 Gramm schwere Münze, die derzeit in einem Stahltresor des Landesamts lagert, aus einem Kästchen. Sie zeigt den römischen Kaiser Magnus Maximus, weltweit gibt es nur noch wenige Exemplare davon. Als vor einiger Zeit Münzen aus dem Parma-Diebstahl im Handel auftauchten, bat das italienische Kulturministerium international um Hilfe. In Niedersachsen sind seit 2017 die Denkmalpfleger auch für den Schutz von Kulturgut zuständig. Gelegentlich bittet die Polizei die Experten bei Hausdurchsuchungen hinzu, wenn es um illegalen Handel mit Kunstwerken geht. „Und manchmal haben wir auch selbst Gelegenheit, Detektiv zu spielen“, sagt Hüneke, der eigentlich gelernter Strafrechtler ist. Vor Auktion bewahrt: Die hannoverschen Denkmalpfleger identifizierten eine Münze, die bei einem niedersächsischen Auktionshaus versteigert werden sollte, zweifelsfrei als das 2009 in Parma gestohlene Exemplar. Sie sorgten dafür, dass die Staatsanwaltschaft das Goldstück einzog, ehe es bei einer Auktion zu Geld gemacht werden konnte. Der Wert der Münze wurde für die Auktion auf 10.000 Euro geschätzt. „Sie hätte jedoch weit mehr erbracht, und ihr wissenschaftlicher Wert ist bedeutend höher“, sagt der Kunsthistoriker Herbert Pötter. Die Diebe sind noch immer nicht gefasst. Nach wie vor ist auch unklar, auf welchem Weg die Münze von Parma nach Deutschland kam. Sicher sei nur, dass ein Händler aus Osnabrück sie bei einem Zwischenhändler in London erworben habe, sagt Hüneke. „Dort verliert sich die Spur.“ Die Denkmalpfleger hoffen nun, dass sie das Kleinod möglichst bald an die italienischen Kollegen übergeben können. „Die Münze soll dorthin zurückkehren, wo sie hingehört“, sagt Hüneke. Lesen Sie auch: Auktionshaus verkauft Reproduktionen statt echter Zeichnungen Von Simon Benne