Leserbriefe: Das sagen HAZ-Leser zu den neuen Corona-Lockdown-Regeln

Leser Wolfgang Wünsch aus Hannover: „Dem Sturm folgt nur ein Windchen“: Die Maßnahmen gehen nicht weit genug! Einschränkungen der Bewegungsfreiheit ab einer Inzidenz von 200 werden wirkungslos sein. Einfach weil kein einziger Landkreis in ganz Niedersachsen entsprechende Werte aufweist. Also wird sich an dem egozentrischen Wintertourismus, der damit eingedämmt werden sollte, gar nichts ändern. Straßenabsperrungen werden gewiss von irgendwelchen Oberschlauen weggeklagt. Die Kanzlerin war ganz gewiss sehr gut beraten worden, als sie einen Inzidenzgrenzwert von 100 gefordert hat. Sie hat verdammt noch mal recht! Ihr Eigensinn zu unterstellen, wie das manche Verirrte machen, ist unverschämt. Sie hat ihre demokratischen Werte und Überzeugungen oft genug unter Beweis gestellt. Unsere Ministerpräsidenten haben es aber offenbar immer noch nicht wirklich begriffen, wie hart die erforderlichen Maßnahmen sein müssten. Es passt nicht zusammen. Die Tatsache, dass harte Maßnahmen beschlossen werden müssen, wird allgemein abgenickt. Jedoch folgt auf den angekündigten Maßnahmensturm allein ein strenges Windchen. Was soll der „Halbierungsmechanismus“: streiche 100, setze 200? Die Menschen, jedenfalls die allermeisten der Bürger, würden die härtere Maßnahme verstehen. Die Rechnung für die Zögerlichkeit werden letzten Endes alle Bürger bezahlen. Dann, wenn die dritte Welle noch erbarmungsloser zuschlägt, so wie in England schon. Lesen Sie auch: Bewegungsradius ja oder nein, Schulen auf oder zu – so regeln die Länder den Lockdown Die SPD-Chefs haben geäußert: „Die Wissenschaft hat uns nicht nur zur Verlängerung, sondern auch zur Verschärfung geraten.“ Ja, warum wird es dann nicht genauso gemacht? Warum schmiedet die Politik nicht ein wirklich scharfes Schwert gegen die Verbreitung des Coronavirus, sondern immer nur ein leidlich scharfes Küchenmesser? Mehr Mut, liebe MPs! Wolfgang Wünsch, Hannover Leser Björn Uhlhorn aus Laatzen: „Ermahnungen ohne Folgen sind sinnlos“: Seit Monaten wurschteln die Länderfürsten vor sich hin, jeder in eine andere Richtung. Kein Wunder, dass das Murren in der Bevölkerung unüberhörbar ist. Viele Bürger halten sich inzwischen nicht mehr an die erlassenen Verordnungen. Ein früherer China-Korrespondent des ZDF berichtet in dem TV-Beitrag „Corona-Bekämpfung: Demokratie vs. Diktatur“, dass China eine zweimonatige scharfe Quarantäne verfügt hat, und dann war die Pandemie besiegt. Und mit der Wirtschaft geht es inzwischen wieder bergauf. In Deutschland werden Freiheit und Datenschutz an die erste Stelle gestellt und die 16 verschiedenen Meinungen dazu tagelang diskutiert. So bekommt man die Pandemie nie in den Griff. Es muss schnell, einheitlich und zentral gehandelt werden, wenn man erfolgreich sein will. Auch spürbare Strafen müssen verhängt werden. Damit will ich sagen: Folgenlose Ermahnungen sind sinnlos. Björn Uhlhorn, Laatzen Leserin Alexandra Lüdtke aus Isernhagen: „Zwei Mütter + zwei Kinder = verboten“: Elf Freunde müsst ihr sein – dann dürft ihr euch treffen und gemeinsam einem Ball hinterherjagen. Ohne Maske, ohne Abstand. Dafür mit ausgezeichneter Bezahlung. Ich hingegen darf nur noch eine Freundin treffen. Meine kleine Tochter muss ich allerdings vorher wie einen Hund vor der Tür anleinen. Sie darf überhaupt keine Gleichaltrigen mehr treffen, da immer die Eltern (in der Realität: die Mütter) dabei wären. Zwei Mütter plus zwei Kinder sind nicht mehr erlaubt. Das haben kinderlose Frauen und alte Männer so entschieden. Also besinnen wir uns auf konservative Werte: Kinder, Küche, Kirche. Denn in der Kirche dürfen wir uns treffen. Mütter und Kinder – zwar mit Maske und Abstand, aber immerhin. Was für ein Segen! Alexandra Lüdtke, Isernhagen Leser Sebastian Laufer aus Hannover: „Politiker leiden an Realitätsverlust“: In meinen Augen stellen sich die Regierungen auf Landes- und Bundesebene durch immer noch härtere Maßnahmen selbst die Bescheinigung des Totalversagens aus. Aufgrund dieser scheinen die bisherigen ja nichts gebracht zu haben. Sich dann in Pressekonferenzen auch noch mit Eigenlob zu überschütten und die Schuld an allem den „so unvernünftigen Bürgern“ zuzuschieben, grenzt an absoluten Realitätsverlust. Sebastian Laufer, Hannover Leser Christopher Bodirsky aus Hannover: „Regeln müssen sinnvoll sein“: Langsam werden die Regelungen nicht mehr nachvollziehbar. Das ist ein großes Problem, denn wenn die Akzeptanz schwindet, besteht die Gefahr, dass auch hilfreiche Regelungen nicht mehr eingehalten werden. Wenn wir davon ausgehen, dass bei einem zusammenlebenden Paar beide entweder infiziert oder es nicht sind, macht die Regelung, dass man nur eine Person treffen darf, epidemiologisch absolut keinen Sinn. Zwei Haushalte, maximal vier Personen – das wäre einsehbar und nachvollziehbar. Im Freien ist eine Ansteckungsgefahr absolut minimal. Selbst die Corona-Warn-App reagiert erst, wenn zwei Personen länger als 15 Minuten unter dem Mindestabstand bleiben – das kommt selbst an einem Rodelhang praktisch nicht vor. Natürlich müssen wir aufpassen und Regeln einhalten, aber bitte nur die, die erstens Sinn machen und zweitens auch überprüft werden können. Bewegung und Freude an der frischen Luft stärken das Immunsystem – und das ist es, was wir dringend brauchen! Christopher Bodirsky, Hannover Leserin Brunhilfe Siliacks aus Hannover: „Über Satz von JFK nachdenken“: Ein wenig genervt lese ich seit einiger Zeit über die Rechte der Bürger, verbrieft im GG oder aber auch eingeklagt mit und ohne Eilverfahren in diesen für alle sehr schweren Zeiten der sogenannten Corona-Pandemie. Von Pflichten eines Bürgers dieses Landes höre ich nichts. Vielleicht lohnt es sich einmal, über den verblüffenden Satz vom ehemaligen US-Präsidenten JFK nachzudenken: „Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann, frage lieber, was kannst Du für Dein Land tun.“ Brunhilde Siliacks, Hannover Leserin Katja Holst aus Bad Nenndorf: „Wozu braucht es so viele Ausnahmen?“: Wozu wird eigentlich ein bundeseinheitlicher Lockdown beschlossen, wenn es dann auf Landesebene immer wieder Ausnahmeregeln gibt? Da dürfen bestellte Waren in den Geschäften abgeholt werden, jetzt dürfen auch Handyläden, Fotostudios und Versicherungen öffnen mit der Begründung, dass sie immer wiederkehrende Leistungen anbieten. Da sollte man doch die Friseurläden auch wieder öffnen. Denn die bieten ja nun wichtige, immer wiederkehrende Leistungen an. Die haben sich nämlich sehr korrekt an die Hygieneregeln gehalten und auch viel Geld investiert für Plastikabtrennungen zwischen den Frisierstühlen etc. Lesen Sie auch: Handyshops, Fotostudios und Versicherungen dürfen öffnen Ich glaube, man braucht nur einen heißen Draht zur Landesregierung, und dann läuft das. So werden die Infektionszahlen aber nicht kleiner werden. Ich verstehe nicht, warum man sich nicht für eine begrenzte Zeit an bestehende Vorgaben halten kann, ohne immer wieder Ausnahmen zu genehmigen. Katja Holst, Bad Nenndorf Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen. Bei allen Einsendungen bitten wir um Angabe der vollständigen Absenderadresse. Wollen auch Sie uns Ihre Meinung mitteilen? Dann schreiben Sie uns auf diesem Weg. Leser Ulrich Furas aus Hannover: Bäder dienen auch der Gesundheit: Ministerpräsident Weil und seine Regierung haben diese (Handyshops, Fotostudios und Versicherungen/Anm. d. Red.) als wichtige Einrichtungen des periodischen Bedarfs eingestuft. Meiner Meinung nach müssen danach auch Fitnessstudios, Schwimmbäder und Tanzschulen geöffnet werden. Im Gegensatz zu oben genannten Geschäften dienen diese Einrichtungen der Gesundheit, ohne körpernahe Dienstleistungen zu sein. Das Wirken von Herrn Weil bestätigt sich einmal mehr als kleinkrämerische Verwaltung, die präsidiale Besonnenheit imitiert, anstatt als Führungskraft das Land Niedersachsen voranzubringen. Ulrich Furas, Hannover Von HAZ