Lodges am Lister Jachthafen in Hannover: Das bieten die Holzhütten

Wer die Jalousien ganz runterlässt, ist selbst schuld. Denn wenn man morgens vom sanften Blubbern eines Schiffsdiesels geweckt wird, möchte man auch vom Bett aus sehen, wie das Führerhaus des Binnenschiffs langsam vorbeizieht. Hier, an den vier skandinavischen Lodges im Lister Jachthafen, fließt der Mittellandkanal direkt vor der Tür. Erschwingliches Vergnügen: Seit 2013 stehen die vier schnuckeligen roten Holzhütten schon im Jachthafen – aber bislang haben nur wenige Hannoveraner Notiz davon genommen. Gedacht sind sie für Besucher mit kleinen Booten, die mal wieder ein richtiges Bett genießen wollen, für Radwanderer, deren Tour am Kanal entlangführt – oder für Gäste des Schiffsrestaurants, die nach dem Essen oder Feiern einfach dableiben wollen. Ideal sind sie aber auch für Hannoveraner, die mal eine Nacht Kurzurlaub am Wasser machen wollen. Das probieren wir aus. Für 39,50 Euro am Tag – pro Lodge, nicht etwa pro Person – ein durchaus erschwingliches Vergnügen. Flachbild-TV und WLAN: Dafür bekommen wir „den Charme einer Jugendherberge der 70er-Jahre“, sagt Hafenmeister Lothar Brüssing augenzwinkernd, als er das Haus im Schwedenlook aufschließt. Aber das ist eine böse Untertreibung. In der Hochzeitslodge – der einzigen mit Doppelbett – finden wir neben einem kleinen Tisch und Gartenmöbeln für die Terrasse sogar einen Flachbild-TV und WLAN vor. Und eine Heizung. Die ist wichtig, stellen wir später fest. Denn die ungedämmten Holzwände bieten keinen Schutz gegen die nächtliche Kälte. Abend bei gutem Essen: Den Abend verbringen wir bei einem guten Essen im „Schifftaurant“, das letzte Glas Wein trinken wir auf unserer kleinen Terrasse direkt über dem Wasser, eingepackt in eine Decke. Yachthafen und Lodges liegen still und malerisch beleuchtet, und die Lichtreflexe auf den kleinen Wellen lassen alles leicht und schwebend wirken. Irgendwann wird es zu kalt, und dann ist es gut, wenn die Zwölf-Quadratmeter-Hütte bullig warm geheizt ist. Sogar an Kerzen ist gedacht. Und kuschelig wird es sowieso: Das Doppelbett ist so schmal, dass sich schon mögen muss, wer hier gemeinsam die Nacht verbringt. Sprung in den Mittellandkanal: Der Morgen beginnt mit einem Sprung in den Kanal – sobald das erste Binnenschiff vorbeigezogen ist. „Auf eigene Gefahr“ hatte Hafenmeister Brüssing betont. Laut Wasser- und Schifffahrtsamt ist das Schwimmen in Brücken- und Hafennähe zwar untersagt – aber die Versuchung ist zu groß. Das Bad in der Morgensonne ist kalt, aber herrlich. Allerdings ist das Herausklettern eine Turnübung. Gut, dass wir an einen Wasserkocher und Instantkaffee gedacht haben. Und an Wasser für die Morgentoilette auf der Terrasse – der Waschcontainer ist weit weg. Zum Frühstück geht's nach Hause. Schließlich wohnen wir im Osten der Stadt. Und freuen uns bei frischen Brötchen über unseren Kurzurlaub direkt vor der Haustür. Lesen Sie auch Corona-Krise trifft Tourismus in Hannover schwer Nach Unterwasseranstrich: Restaurantschiff zurück in Hannover Von Rüdiger Meise