Lüttje Lage: Hummeln im Homeoffice

Homeoffice hört sich ziemlich romantisch an. Klingt nach Mails checken im Schlafanzug, recherchieren mit Blick in den erblühenden Garten und telefonieren auf der Terrasse. Doch der Schein trügt. Im Homeoffice kommt man einfach nicht raus aus den vier Wänden, holt sich die Arbeit ins Private, und außerdem ist man nie allein, aber auch nicht mit den richtigen Leuten zusammen für so einen Arbeitstag. Bei uns liegt überall Staub. Schwer ihn zu übersehen, noch schwerer ihn liegenzulassen. Ich reiße die Fenster auf, schließlich scheint die Sonne. Als ich mit dem zweiten Kaffee zum Heimarbeitsplatz zurückkehre, summen zwei Hummeln an der Fensterscheibe. Ich mag das nicht. Weder das Geräusch, noch den Anblick, noch Hummeln und dergleichen. Eigentlich habe ich sogar Angst. Sind Hummeln dumm? Ich verlasse den Raum für den dritten Kaffee in der Hoffnung, die dicken Flugtiere fänden den Weg ins Freie schon wieder. Jetzt sind die Hummeln zu viert. Ich überlege, bei der Arbeit Bescheid zu sagen, dass das heute nichts wird. Die vier fliegen geräuschvoll ans Fensterglas. Dass gleich daneben die große Freiheit winkt, verstehen sie nicht. Sind Hummeln dumm? Gefühlt werden die Tiere immer größer. Ich wage es nicht, den Raum zu verlassen, vermutlich sind sie danach zu sechst. Vielleicht suchen sie einen Platz für ihre Quarantäne. Das Fenster mag ich auch nicht zumachen, da bin ich den Insekten zu nah. Schade, dass die Kinder aus dem Alter raus sind, wo sie die Hummeln allzu gerne als Haustiere eingefangen hätten. Jetzt sind sie nur voll eklig, die Insekten. Stadtkinder. Ich weiß nicht, wie lange ich gelähmt im Homeoffice auf vier Hummeln gestarrt habe. Bis der Paketbote geklingelt und ein kleines Päckchen vor die Tür gestellt hat. Zurück im Arbeitszimmer waren die Tiere weg, alle vier. Bevor Nachschub kommt oder die dicke Krähe vom Hof nicht die Kurve kriegt, hab ich schnell alle Fenster geschlossen. Es wurde warm im Homeoffice. Und wieder ganz schön einsam. Lüttje Lage: Hier finden Sie weitere lustige Texte aus unserer Serie Von Susanna Bauch