Maschsee Hannover: Trägt das Eis? Noch lange nicht

Der viele Schnee und die kalten Temperaturen ziehen derzeit viele Menschen in der Region Hannover zum Rodeln oder Langlaufen nach draußen. Auch die Schlittschuhläufer würden gerne ihrem Hobby auf den zugefrorenen Seen und Gewässern der Region nachgehen. Doch das Eis ist noch immer viel zu dünn. Es ist gefährlich, sogar lebensgefährlich, sich auf die Flächen zu begeben. Die Wasserretter der Berufsfeuerwehr Hannover haben am Donnerstagvormittag den dünn zugefrorenen Maschsee zu Übungszwecken benutzt. Sie trainierten die Rettung eines Menschen, der ins Eis eingebrochen ist. Die Übung war nur möglich, weil einer der Einsatzkräfte, der aus dem Wasser gezogen wurde, einen sogenannten Überlebensanzug trug, sonst wäre sein Körper sehr schnell ausgekühlt. Die Feuerwehr trainierte die Rettung mit einer Steckleiter, einem Rettungsbrett und einem Rettungsboot. Echter Einsatz am Mittwoch an einem Teich im Sahlkamp: Am Märchensee im Sahlkamp war am Mittwochnachmittag eine Frau in das Eis eingebrochen. Weil auch Kinder in der Nähe waren, rückte die Feuerwehr mit einem Großaufgebot zum Pinocchioweg aus. Die Frau konnte sich allerdings selbst aus ihrer Lage befreien. Als die Helfer vor Ort waren, war an dem See niemand mehr zu sehen. Um sicher zu gehen, stiegen allerdings Feuerwehrtaucher in den See – eine besondere Wärmeausrüstung schützt sie auch hier bei minus 4 Grad Luft- und etwa plus 4 Grad Wassertemperatur vor lebensbedrohlicher Unterkühlung. Hier erklärt Benjamin Pawlak von der Berufsfeuerwehr Hannover den Einsatz im Sahlkamp und warnt vor der Gefahr, ins Eis einzubrechen. Maschsee-Eis nicht dick genug: Die Stadt warnt insbesondere davor, den Maschsee zu betreten. Voraussetzung für eine Freigabe durch die Stadt sei, dass die Eisdecke eine annähernd durchgängige Kerneisdicke von mindestens 13 Zentimetern aufweise, sagt Stadtsprecherin Michaela Steigerwald. Die Freigabe werde durch das Aufziehen der Stadtfahne am Nordufer, am Anleger Altenbekener Damm und am Strandbad bekanntgemacht. Das Eis dürfe nicht mehr betreten werden, wenn die Fahnen eingezogen seien. Erfahrungsgemäß werde eine ausreichende Eisdicke nach frühestens zehn bis 14 Tagen bei durchgehenden hohen Minusgraden erreicht. Durch Schnee auf dem Eis werde das Eiswachstum gehemmt, da dieser eine dämmende Wirkung habe. Bislang wurden überdies auf dem Maschsee noch gar keine Messungen der Eisdicke durchgeführt, da es aktuell viel zu gefährlich sei, die Fläche zu betreten. Maschsee-Freigabe nur mit Hygienekonzept? Unklar ist zudem, ob der Maschsee aufgrund der zu erwartenden hohen Besucherzahlen in der Corona-Pandemie überhaupt freigegeben werden dürfte – und ob es dann ein Hygienekonzept bräuchte. Die Stadt befindet sich aktuell mit der Region in Klärung, heißt es von Seiten der Stadt. Warnungen auch in den Umlandkommunen: Unterdessen warnen Gemeinden und örtliche Polizei und Feuerwehren vor dem Betreten von zugefrorenen Gewässern in den Umlandkommunen der Region Hannover. In Isernhagen betrifft das außer dem Altwarmbüchener See, dem Kirchhorster See, dem Hufeisensee in H.B. und der Tonkuhle auch diverse sogenannte Kleingewässer und Regenrückhaltebecken. Von der Gemeinde heißt es, sie würden keinesfalls freigegeben. Daher werde die Dicke der Eisschicht auch gar nicht gemessen. Auch für das Steinhuder Meer gilt das Gleiche. Feuerwehr und DLRG warnen vor dem Betreten des Eises, das garantiert nicht freigegeben werde. Bei dem vorhergesagten guten Wetter ist man jedoch zwischen Steinhude und Mardorf auf einen Besucheransturm eingestellt – und hat eigens ein Luftkissenboote in Bereitschaft. Notfalls werden damit Eingebrochene gerettet, doch eigentlich wollen die Feuerwehren viel lieber Einsätze üben. Obwohl der Winter auch Burgwedel fest im Griff hat, gilt für den dortigen Springhorstsee und den Würmsee ebenfalls das Gleiche: Nicht aufs Eis gehen, es ist viel zu dünn. Dieter Wedemeier, Platzwart des Campingareals am Springhorstsee hat am Donnerstagmorgen mit Bohrer und Zollstock von einem Steg aus die Dicke des Eises gemessen: vier Zentimeter. Sich darauf zu wagen, ist lebensgefährlich. Von Tobias Morchner und Jutta Rinas