Mutter befürchtet: Verschwundene 16-Jährige aus Hannover wurde Opfer eines Loverboys

Ihr Handy ist abgeschaltet, ein Lebenszeichen der 16 Jahre alten Marion P. aus Hannover gibt es seit einem halben Jahr nicht. Am Abend des 3. August 2020 stieg die Schülerin vor ihrem Elternhaus in der List in einen dunklen VW T 5, an dessen Steuer ein kräftig gebauter Mann um die 30 gesessen haben soll, und verschwand spurlos. Erst am Montag veröffentlichte die Polizei einen Zeugenaufruf. Dabei befürchtet die Mutter der 16-Jährigen schon seit Langem: „Ich habe Angst, dass meine Tochter in die Hände eines Loverboys gefallen ist“. Marion P. hatte sich vor ihrem Verschwinden verändert: Marion P. hatte sich, so berichtete es die Mutter im Gespräch mit der HAZ, vor ihrem Verschwinden verändert. Sie soll sich von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern abgekapselt und stark abgenommen haben. Von einem angeblichen Freund soll sie teure Geschenke erhalten haben. Hatte die 16-Jährige jemanden kennengelernt, der versucht hat, die Schülerin mit Präsenten gefügig zu machen? Sogenannte Loverboys gehen bei ihren Taten oft nach einer ähnlichen Art und Weise vor. Die Männer spielen ihren Opfern zunächst eine romantische Liebesbeziehung vor und machen sie so emotional von sich abhängig. Anschließend isolieren sie die Mädchen von ihren Eltern und den Freunden. Im nächsten Schritt der skrupellosen Masche geben sie dann vor, in Geldsorgen zu stecken. Aus Mitleid und aus der Angst heraus, ihren Partner verlieren zu können, sind die Opfer dann bereit, alles zu tun, um Geld zu verdienen. In der Regel müssen die Mädchen dann für ihre angeblichen Geliebten anschaffen gehen. Wollen sie ausbrechen, werden sie bedroht und erpresst. Kein Anhaltspunkt für ein Verbrechen: Die Mutter der 16-Jährigen hatte den Ermittlern der Polizei von den Veränderungen an ihrer Tochter Marion berichtet, als sie die 16-Jährige am Morgen des 4. August 2020 als vermisst gemeldet hatte. Doch warum wartete die Behörde ein halbes Jahr, bis in diesem Fall endlich ein öffentlicher Fahndungsaufruf erfolgte? Es habe in diesem Fall keine Anhaltspunkte für ein Verbrechen gegeben, teilte die Behörde mit. Ebenso sei nach den ersten Ermittlungen nicht davon auszugehen gewesen, dass eine Gefahr für Leib und Leben bestehe. Aus diesem Grund sei nicht öffentlich nach der Vermissten gefahndet worden. Rätselhaft bleibt, wie die Polizei zu der Annahme kommen konnte, dass im Fall Marion P. kein Verbrechen vorliegt, wenn die Ermittler bis heute nicht wissen, wo und mit wem sich die 16-Jährige gerade aufhält. Nach der Veröffentlichung des Fotos der verschwundenen 16-Jährigen sind bei der Polizei bereits einige Hinweise auf Marion P. eingegangen. „Allen Spuren wird nachgegangen“, sagt Polizeisprecher Michael Bertram. Zeugenaussagen aus dem Raum Frankfurt am Main waren nach Angaben der Behörde bislang nicht darunter. Die Ermittler hatten den Aufruf am Montag auch in der Finanzmetropole veröffentlicht, weil die Ermittlungen ergeben hatten, dass sich die 16-Jährige möglicherweise dort aufhalten könnte. Von Tobias Morchner