Regionspräsidenten-Kandidat Steffen Krach will Exzellenzuni für Hannover

Niedersachsens Hochschulen leiden unter den dauerhaften Budgetkürzungen, die die SPD- und CDU-geführte Landesregierung ihnen kürzlich verordnet hat. Manche Stimmen befürchten einen gravierenden Nachteil im bundesweiten Wettbewerb. Steffen Krach, SPD-Kandidat für das Amt des Regionspräsidenten in Hannover, lässt sich von der restriktiven Haltung der Landesregierung nicht irritieren. Der 42-Jährige setzt auf eine Stärkung der Hochschulen in Hannover, falls er bei der Wahl im Herbst erfolgreich ist. „Mir ist das wichtig, weil ich weiß, was Innovationskraft für den Arbeitsmarkt bedeutet. Wissenschaft und Forschung sind der Schlüssel dafür, nachhaltige Arbeitsplätze zu schaffen und neue Unternehmen in die Region zu holen.“ Wissenschaft als Jobmotor: Krach, bisher Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung des Landes Berlin, ist von der Leistungsstärke der hiesigen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen überzeugt. Ein Weg, diese Stärke zu nutzen, sei bessere Werbung. „Ich wünsche mir, dass der Standort viel mehr mit Wissenschaft, Forschung und Entwicklung in Verbindung gebracht wird.“ Die Region brauche dafür auch ein höheres Budget für Marketing. „Neue Unternehmen siedeln sich dort an, wo gute Fachkräfte ausgebildet werden und ein attraktives Innovationsumfeld entsteht“, sagt der Kandidat. Doch dafür müssten Firmen Hannover noch stärker als Wissenschaftsstandort wahrnehmen. Einsatz für Exzellenzuniversität: Ein aus Krachs Sicht extrem wichtiger Baustein dabei: eine gebündelte Anstrengung, damit Hannover den prestigeträchtigen Titel einer Exzellenzuniversität holt. Mit ihrer Exzellenzstrategie wollen Bund und Länder die deutschen Hochschulen international wettbewerbsfähiger machen, mit dem Titel sind Renommee und eine dauerhaft bessere Forschungsförderung verbunden. Leibniz-Universität und Medizinische Hochschule Hannover sind zuletzt mit einem gemeinsamen Antrag gescheitert. In der nächsten Runde des Wettbewerbs geht es 2026 um die letzten freien Plätze. „Wir müssen jetzt alle Kräfte bündeln und die Voraussetzungen schaffen, damit das klappt“, betont Krach. In Berlin ist ihm das gelungen, dort allerdings in seiner Rolle als Wissenschaftspolitiker. Jetzt argumentiert er mit Regionalentwicklung und Wirtschaftskraft und will Region, Stadt, Wirtschaft, Wissenschaft und Landesregierung dafür gewinnen. „In Berlin hat es zum Erfolg geführt, dass alle sich als gemeinsamen Standort begriffen haben. Das muss uns in der Region Hannover auch gelingen.“ Kooperation Wirtschaft und Wissenschaft: Der Kandidat als Regionspräsident will mit Unternehmen und Hochschulen Schwerpunkte für eine „Innovationsregion“ festlegen. Als Beispiele genannt sind Themen wie Quantentechnologie, Klima, Wasserstoff und Gesundheit, für die die Region Förderung beim Europäischen Fonds für regionale Entwicklung beantragen könnte. Krach will außerdem den Technologietransfer und Ausgründungen von Unternehmen aus den Hochschulen verstärkt fördern. Damit private Unternehmen sich eher zur Finanzierung von Professuren entschließen, will Krach beim Land eine anteilige Förderung in einem Fonds erreichen. „Wenn das Land auf Spenden Geld drauflegt, wird es für Private attraktiver sich zu engagieren.“ Bisher gebe es in der Wirtschaft oft Zurückhaltung, wenn der Staat den Eindruck erweckt, sich dann aus dem Bereich zurückzuziehen. Sparpolitik an Hochschulen: Und die Kürzungen des Landes an den Hochschulen? „Es geht mir nicht darum, Kritik an der Landesregierung oder dem Wissenschaftsminister zu äußern“, beteuert Krach. Doch gerade in der Pandemie habe sich gezeigt, was Forschung in der Bewertung und Erklärung der Lage und der schnellen Impfstoffentwicklung alles leisten könne. In solch eine Phase sei es das falsche Signal, an Hochschulen zu kürzen. „Ich halte den Wissenschaftsbereich für ganz zentral für unsere Zukunft. Deshalb hoffe ich, dass da das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Wir brauchen mehr, nicht weniger Investitionen in diesem Bereich.“ Von Bärbel Hilbig