Schulstart 2020 in Hannover: Busse und Bahnen deutlich voller

Schulstart unter neuen Bedingungen: Erstmals müssen wieder alle Schüler in den Präsenzunterricht. Das war am Donnerstagmorgen in Bussen und Stadtbahnen deutlich zu sehen. Vor allem die Bahnen waren teils dicht gefüllt. Die Stimmung war trotzdem entspannt: Fast ausnahmslos trugen die Passagiere Mund-und-Nasenschutz, um die Corona-Infektionsgefahr zu reduzieren. Die Üstra zog am Ende eine positive Bilanz: „Nirgends waren Fahrzeuge komplett überfüllt, wir konnten alle Schüler transportieren“, sagt Sprecherin Katja Raddatz. Volle Stadtbahnen, wenig Umarmungen zum Schulstart 2020: Auffälligstes Merkmal dieses Morgens: Es gab zwar herzliche Begrüßungen von Schülern, die sich größtenteils sechs Wochen und länger nicht gesehen hatten, aber kaum Umarmungen. Das ist untypisch für den ersten Schultag nach den Sommerferien an Bus- und Bahnhaltestellen und vor Schultoren. Zweite Auffälligkeit: In den Fahrzeugen des öffentlichen Nahverkehrs wurden die Masken zwar vorschriftsmäßig getragen. An den Stationen aber war die Quote derer, die die Masken nur in der Hand hielten, am Donnerstagmorgen deutlich höher als sonst. „Ich trage die Maske sonst natürlich – aber hier habe ich sie abgenommen, um nicht zu ersticken“, sagte etwa die 14-jährige Alina in der U-Bahnstation Kröpcke, bevor sie in eine Bahn Richtung Südstadt stieg. Volle Bahnen zum Altenbekener Damm: Vor allem in den Bahnen zu Orten, an denen sich viele Schulen konzentrieren, gab es teilweise dichtes Gedränge. Die U-Bahn-Station Altenbekener Damm ist so ein typischer Hotspot in Hannover. Vier Gymnasien, eine IGS, eine Oberschule und weitere Lehreinrichtungen liegen in direkter Nachbarschaft. Am Donnerstagmorgen quollen die Schülermengen förmlich aus den Bahnen. Wären nicht die vielen Masken, es hätte ausgesehen wie in Vor-Corona-Zeiten. An Niedersachsens größter Gesamtschule, der Leonore-Goldschmidt-Schule in Mühlenberg, stehen Grüppchen an Schülern. Bei so vielen Schülern ist es schwer, Abstand zu wahren. Dennoch sind auch dort Umarmungen und herzliche Begrüßungen zum Schulstart nicht zu sehen. Bereits in der Bahn auf dem Weg in die Schule war es voll in der Stadtbahn, wenig Platz zum Abstandhalten. Im hinteren Wagen der Stadtbahnlinie 7 war etwas weniger los. „Es ist schon ein bisschen leerer als normalerweise“, stellt ein Elftklässler fest. Wegen Corona auf die Bahn verzichten möchte er nicht: „Wir leben in der Stadt, da ist man das irgendwie gewohnt.“ Elterntaxis vor den Schulen: Auffällig ist jedoch: Vor der Schule fahren die Elterntaxis im Sekundentakt ein. Ein Vater hat seine Tochter gebracht, sie wird heute in der 6. Klasse anfangen. Er bringe sie wegen der Schulbücher, sagt er. 30 Kilogramm Gepäck seien zu viel, um sie allein zu tragen. Ab Freitag solle seine Tochter allerdings wieder Fahrrad oder Bahn fahren. Obwohl er Risikopatient sei, könne er sie nicht täglich zur Schule bringen – und in der Schule könnten die Corona-Regeln bei so vielen Schülern ohnehin nicht vollständig umgesetzt werden. An der Schule angekommen, werden die Schüler durch zwei Eingänge nach und nach eingelassen. Da heißt es für die höheren Jahrgänge erstmal warten – und dann die Maske aufsetzen. Denn in den Gängen gilt wie an allen Schulen in Niedersachsen die Pflicht zum Tragen einer Maske. „Transportsituation führt Vorsichtsmaßnahmen ad absurdum“: Aus Neustadt gibt es deutliche Kritik am Schülertransport. Vor der KGS Neustadt, an der immerhin 1600 Schüler lernen, beobachtet Benjamin Gleue, der städtische Verkehrskoordinator, die ankommenden Busse. Sie sind fast ausnahmslos übervoll, die Schüler stehen eng an eng. An der Haltestelle bilden sich bei der Ankunft große Gruppen. Die Schüler haben sich viel zu erzählen, bevor sie in ihre getrennten Klassen-Bereiche gehen. „Die Transportsituation führt die Vorsichtsmaßnahmen in den Schulen ad absurdum“, so das Fazit Gleues. Auch an anderen Schulen in Neustadt sind an diesem morgen Beobachter der Verwaltung postiert. Das Ergebnis müsse man nun mit Regiobus besprechen, so Gleue. Von der Region im Stich gelassen? Die elfjährige Amelie aus Metel wird von ihrem Vater gebracht. Sie will nicht mit dem Bus fahren – schließlich wisse niemand, was ist, wenn ein Mitschüler infiziert ist und sich nicht an den Abstand hält. Amelie macht sich Sorgen um ihre Mutter. Sylvia Magdziok leidet an einer chronischen Krankheit, ihr Immunsystem ist geschwächt. Das macht sie zur Hochrisiko-Patientin. Der enge Bus ist für die Familie deshalb gerade keine Option. Das vielfach gescholtene „Elterntaxi“ ist hier also keine freie Wahl, sondern eine Notwendigkeit – auch wenn Magdziok dadurch zu spät zur Arbeit kommen wird. „Meine Tochter gerät in eine Situation, in der sie Verantwortung für mich mitträgt“, erzählt sie. Von der Region, die für den Schüler-Busverkehr zuständig ist, fühlt sie sich im Stich gelassen. „Die Schule regelt das super, es scheitert an der Enge in den Bussen“, sagt Magdziok. Laatzen: 110 Schüler drängen aus einer Bahn: Im dicht besiedelten Laatzen kommen die meisten Schüler mit Rad, Roller oder zu Fuß zu den Schulen. In Stadtbahnen und Bussen gibt es vielfach noch freie Plätze. Ausnahme: Die beiden Busse aus Ingeln-Oesselse und Gleidingen. Sie sind sehr voll, an Abstand ist nicht zu denken. Dem Busfahrer zufolge konnten keine zusätzlichen Busse eingesetzt werden. Dann kommt eine Stadtbahn der Linie 1 an die Umsteigehaltestelle Laatzen. Von dort verteilen sich die Schüler zu den Schulzentren – mehr als 110 junge Passagiere steigen zeitgleich aus. In Empelde zum Schulstart wenig Probleme: In Empelde ist das wegen der regelmäßigen Elterntaxis befürchtete Verkehrschaos vor der Grundschule am ersten Schultag nach den Ferien ausgeblieben. „Das war heute relativ entspannt“, zog Katrin Hofmann von der Ronnenberger Polizei gegen 8.05 Uhr eine erste Bilanz. Sie hatte nur wenige Elterntaxis gezählt, die bis direkt vor den Haupteingang der Schule fahren, um die Kinder abzuliefern. Die Polizei will ihre Kontrollen trotzdem regelmäßig wiederholen. „Am Montag kommen noch die neu eingeschulten Erstklässler dazu, dann werden es sicher wieder mehr Elterntaxis werden“, fürchtet Hofmann. Im Nordosten: Buslinie 639 füllt sich schnell: Die Buslinie 639 fährt seit Donnerstag wieder morgens drei Mal binnen 15 Minuten: Sie sammelt aus dem Burwedeler und Burgdorfer Raum Schüler ein. Der Bus bringt Schüler zu ihren Umsteigehaltestellen in Großburgwedel und zum Schulzentrum und füllt sich entsprechendim Laufe der Tour. Zwei der Schüler, die täglich mitfahren, sind die 16 jährigen Emma und Alicia. Beide gehen seit Donnerstag in die 12. Klasse. An die Maske haben sie sich zwar bereits gewöhnt, lästig sind sie trotzdem: „Man bekommt schneller Kopfschmerzen“, sagt Emma. Richtig voll ist es noch nicht, das sei ungewöhnlich, sagt Alicia kurz vor Wettmar. Voll wird es dann aber doch noch. Ein paar Haltestellen später steigt eine große Gruppe Schüler ein. Damit wird auch das Abstand halten zu einer immer größer werdenden Herausforderung. Im hinteren Teil des Busses sitzen Joris und Vincent aus Wettmar zu zweit in einer in einem Vierer-Sitzgruppe. Sie haben noch einen längeren Weg vor sich: Sie gehen in Mellendorf zur Schule. Nach fast einem halben Jahr sehen sie heute erstmals alle Klassenkameraden wieder, darauf freuen sie sich.„Aber das frühe Aufstehen schmerzt“, sagt Vincent. Sich im Bus anzustecken, davor haben alle vier Schüler keine Angst: „Die Fälle in Burgwedel sind ja niedrig. Ich denke das geht ganz gut“, sagt Vincent. Leerer Bus zum Schulstart in der List: Derweil ist in Hannover im Bus der Ringlinie 200 an diesem ersten Schultag wenig los: kein Gedränge und Platz für alle. Die Linie fährt unter anderem nahe der Leibnizschule und der IGS List vorbei, bei Schlechtwetter ist er oft proppevoll. An diesem Tag aber fahren ab Aegi nur vier Schüler mit. Viele wohnten schließlich in direkter Nähe zur Schule, erzählt ein Zehntklässler. Er freue sich auf „den ersten Tag mit allen Mitschülern nach Corona“. Eine Schülerin der Leibnizschule hingegen blickt sorgenvoll auf den Schulstart. „Mit der Maske kann man sich weniger konzentrieren“, sagt sie. Lesen Sie auch: Schulstart in Niedersachsen: Übersicht zu Corona-Regeln Schulstart 2020: Niedersachsens Kultusminister Tonne spricht sich gegen Masken im Unterricht aus Während der Bus leer ist, sind die Straßen voll. Viele Schüler kommen mit dem Rad, andere werden mit dem Auto gebracht. „Die Schultasche wiegt ja fast eine halbe Tonne“, sagt Bircan Gedik mit spürbarer Übertreibung, der seine Tochter zur Schule gefahren hat. Die Einfahrt der IGS List ist zugeparkt, auch in den umliegenden Kreuzungen ist beim Überqueren Vorsicht geboten, da viele Eltern ihre Autos fürs kurze Absetzen direkt im Kreuzungsbereich abstellen. Maske auf vor Schuleintritt: Die Maske setzen die Schüler erst auf, als sie zum Schuleingang gehen. Vorher machen sie noch in Kleingruppen Erinnerungsbilder – natürlich ohne Maske. Im Bus aber haben sie sich daran gehalten. An der Grundschule Lüneburger Damm sei die Bringsituation recht entspannt gewesen, sagt Schulleiterin Sevinç Yada, viele Kinder seien zu Fuß oder mit dem Rad gekommen, andere mit dem Bus. Da man seit der Öffnung der Schulen sowieso schon unterschiedliche Eingänge für die Lerngruppen nutze, habe es auch keine großen Menschenansammlungen gegeben. Lesen Sie auch Schulstart in Niedersachsen: Übersicht zu Corona-Regeln Schulstart 2020: Niedersachsens Kultusminister Tonne spricht sich gegen Masken im Unterricht aus Von med/ams/ika/iro/aks/to/dö

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