Schulstart Hannover: Schülern der Lutherschule fehlen digitale Geräte

Fast alle Schüler kommen am Donnerstag wieder gleichzeitig für den gemeinsamen Unterricht in die Schule, zum ersten Mal seit den coronabedingten Einschränkungen. Dennoch bereitet Mathelehrer Stefan Weiser am Dienstag das neue Schuljahr an der Lutherschule zweigleisig vor. Der Digitalbeauftragte des Gymnasiums will sich schnell einen Überblick verschaffen, wie gut die Schüler aktuell zu Hause für das Homeschooling gerüstet sind. Dafür gibt es viele Gründe: Mindestens zwei Schüler kommen nicht zurück, weil sie Corona-Risikopatienten sind, zwei weitere bleiben vorübergehend mit Coronainfektion der Schule fern. Außerdem werden drei Lehrer von zu Hause aus unterrichten. Möglich auch, dass das Gymnasium für einzelne Klassen oder Jahrgänge abwechselnd Homeschooling einführt, weil ihm akut zwei Klassenräume fehlen. Die versprochenen Container kommen erst im Herbst. Für Homeschooling fehlen die Geräte: Vor den Ferien konnten gut 10 Prozent der 800 Schüler nicht elektronisch arbeiten, weil sie maximal ein Smartphone oder auch gar kein Endgerät hatten. „Das größte Problem ist bei den anderen die Vielfalt der Ausstattung, die Schüler und Lehrer zu Hause haben“, umschreibt es Weiser. Alte und neuere Geräte, schwaches Internet, fehlendes WLAN, unterschiedliche Betriebssysteme, kein Drucker. Manchmal lässt sich eine Datei nicht öffnen oder eine Schriftart nicht installieren. Weiser versucht, Lösungen zu finden. „Das geht nur, indem ich unendlich viele E-Mails schreibe. Manche Eltern sind mit der Technik hoffnungslos überfordert.“ Videokonferenzen, wo sich alle sehen, stehen bei den Schülern hoch im Kurs, berichtet der Lehrer. „Aber was mache ich mit Schülern, die das nicht mitmachen können? Sie wären ausgeschlossen.“ Und viele andere sind es auch, wenn ihre Verbindung abbricht. Lesen Sie auch: Schulstart Hannover: Zwei Schüler der Lutherschule sind Corona-positiv Countdown Schulstart Hannover: So bereitet die Lutherschule den Schulstart vor Schulen in Niedersachsen bieten kaum digitalen Unterricht an Weiser setzt deshalb auf Messengerdienste und Diskussionsforen. Die Lehrer, die von zu Hause unterrichten, sollten vorrangig diese Wege nutzen. Biologielehrerin Heidi Järsch ist mit Blick auf die Schüler unglücklich, die wegen der Ansteckungsgefahr zu Hause bleiben müssen. „Mit dem Material, das ich ihnen schicke, kann ich nicht die Diskussion abbilden, die ich mit der Klasse im Unterricht habe.“ Bis die Lutherschule selbst WLAN bekommt, wird es noch Monate dauern. Auch Leihgeräte für bedürftige Schüler beschafft die Stadt mit Verzögerung. „Ich weiß nicht, wie viele wir bekommen und ob sie reichen“, sagt Weiser. Keine Gruppenarbeit – keine Experimente? Doch auch der Unterricht in der Klasse läuft mit Einschränkungen. „Wir müssen die Sitzordnung dokumentieren, damit Ansteckungswege nachvollziehbar sind. Das schließt Gruppenarbeit aus“, sagt Schulleiter Karl-Heinz Heinemann. Anschauliche Experimente, bei denen die Schüler selbst etwas entdecken, sind wohl nur als Ausnahme möglich. Denn manches Material lässt sich nicht desinfizieren. Was geht, überprüfen die Lehrer jetzt. „Die Schüler im zwölften Jahrgang müssen experimentieren, das gehört später zu ihrer Abiprüfung“, sagt Biologielehrerin Järsch. Die ersten Schüler ließen sich auch schon blicken: Die Oberstufe holte ihre Stundenpläne ab. Die Jugendlichen geben sich entspannt. Chiara Neumann rechnet damit, dass Mundschutz im Unterricht zur Pflicht wird, weil sich in der Klasse der Abstand nicht mehr einhalten lässt. „Das wäre zwar nicht schön. Aber wenn es vorgeschrieben wird, halten wir uns daran.“ Schulleiter Heinemann fragt Lehrer und Schüler jetzt per Rundmail, was sie von der freiwilligen Maskenpflicht halten. Lesen Sie morgen: Wie viele Kinder passen gleichzeitig in die Mensa? Lesen Sie auch Schulstart Hannover: Zwei Schüler der Lutherschule sind Corona-positiv Countdown Schulstart Hannover: So bereitet die Lutherschule den Schulstart vor Schulen in Niedersachsen bieten kaum digitalen Unterricht an Von Bärbel Hilbig