So geht der Laden-Bücherverkauf trotz Corona-Abstandsgebot

Natürlich: Jeder kann auch jetzt noch Bücher im Internet bestellen und sie sich von einem Lieferdienst bringen lassen. Fast wie immer. Gerade für Hannovers kleine, oft inhabergeführte Läden ist das immer schon Gift. In der jetzigen besonderen Corona-Situation ist es noch mal so bitter. Deshalb haben mehrere kleine Buchgeschäfte einen Weg ersonnen, wie sie auch jetzt noch Bücher verkaufen können. Aus dem Laden, aber ohne dabei die Kunden herein- oder zu nah an sich heranzulassen. Wer so kauft, unterstützt die heimischen Händler wirtschaftlich sicher nur in geringem Maße, wohl aber symbolisch. Bei anderen Buchhändlern gibt es zwar nicht den kontaktlosen Türschlitzverkauf, wohl aber das Bestellen auf den Internetseiten der Händler, die dann das Lesefutter per Lieferdienst an der Haustür abliefern. So handhaben es etwa die Buchhandlung an der Marktkirche, der Buchladen Annabee an der Lindener Stepahnusstraße, und Thalia an der Marktstraße in der City oder auch die „Lindener Buchhandlung“ auf der Limmerstraße. Ein spontaner Test dort zeigte, wie simpel und problemlos das Verfahren läuft: Das gesuchte Kinderbuch war im Laden vorrätig, und das Buch wurde in beeindruckendem Tempo von lediglich zehn Minuten nach der telefonischen Bestellung im rund einen Kilometer entfernten Treppenhaus deponiert – im Austausch gegen einen dort hinterlegten Umschlag mit Geld. Abholtermin vor dem Ladenlokal: Der alteingesessene Buchhandel Leuenhagen & Paris, an der Lister Meile unweit des Weißekreuzplatzes, bietet neuerdings einen ganz besonderen Abholservice an. Und der Branchenkollege von Beecks Buchhandlung die Meile weiter rauf bis zum Lister Platz ebenso. Und das ist das Verfahren: Kunden erklären telefonisch, welches Buch sie kaufen wollen. Dann erhalten sie einen Abholtermin genannt, zu dem sie sich vor dem Geschäft einzufinden haben. „Rechnung liegt bei!“: Dort angekommen, melden sie sich abermals – mit einem Sicherheitsabstand von 1,5 Metern zum Eingang – telefonisch, woraufhin die Ladentür aufgeschlossen und das gewünschte Buch unter Ausrufung des Namens der Kundschaft, des Autoren und Buchtitels von Mitarbeitern in eine gelbe Postkiste vor der Tür abgelegt wird. „Rechnung liegt bei!“, ruft dann etwa Dirk Eberitzsch, Geschäftsführer bei Leuenhagen & Paris, noch auf die Meile heraus. Wenn die Tür wieder zu ist, kann der Kunde vortreten, sein Buch aus der Postkiste nehmen und schließlich seiner Wege gehen. Und natürlich später die beiliegende Rechnung per Onlinebanking begleichen. Der Vertrauensvorschuss des Buchhändlers ist bemerkenswert – wahrscheinlich kaufen Betrüger keine Bücher. Wirtschaftlich irrelevant, aber ein symbolischer Beitrag: Der Test am Freitag – Morton Rhues Roman „Die Welle“ wurde benötigt – ergab: Vier Kunden hatten sich gegen 12 Uhr mittags vor dem Lande eingefunden, um nach dem beschriebenen Verfahren einzukaufen. Und es schien ihnen keine besondere Last oder zu umständlich zu sein. Vielleicht teilten sie alle das Gefühl, etwas wirtschaftlich irrelevantes zu tun, aber von gutem Willen getrieben einen symbolischen Beitrag zum Buchhandel in Corona-Nöten zu leisten. Man nahm rege Anteil, wer so welches Buch ausgerufen bekam, nickte einander freundlich. Man fühlte sich eng verbunden, blieb dabei aber natürlich deutlich auf Distanz. Denn darum geht es ja bei dem ganzen Prozedere. Das tägliche HAZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Hannover täglich gegen 6 Uhr im E-Mail-Postfach. Liveticker: Die Lage in Hannover und Niedersachsen im Überblick Aktuelle Zahlen zum Coronavirus in der Region Hannover: So viele Infizierte gibt es HAZ-Expertenforum: Das antworten Mediziner auf Leserfragen zum Virus Alle Artikel zum Coronavirus in der Region auf einen Blick So können Sie Geschäften, Gastronomie und Freiberuflern in der Region Hannover jetzt helfen Von Volker Wiedersheim