So halten mehr als 30 Handwerker den Zoo Hannover in Schuss

Da war zum Beispiel die Sache mit der roten Boje im Hafenbecken der Yukon Bay, die den Eisbären zum Spielen und als Futterversteck dient. Immer wieder haben die robusten Raubtiere sie beschädigt. „Dann haben wir uns eine flexible Konstruktion aus Federn und Seilen ausgedacht und eingebaut“, sagt Thomas Bellmann. Seitdem kriegen die Eisbären ihre Boje nicht mehr kaputt. Bellmann ist der Leiter der Abteilung Technik und Instandhaltung im Zoo Hannover und damit einer der mehr als 30 Handwerker, die der Tierpark beschäftigt. Sie gewährleisten, dass dort alles niet- und nagelfest ist und dass alles so aussieht, wie es aussehen soll. Arbeit gibt es genug. Rund 6000 Aufträge wickelt die Truppe im Jahr ab. Oft steht dann ein gelbes Schild mit der Aufschrift „Handwerker auf der Anlage“ vor den Tiergehegen. Das ist nicht nur ein freundlicher Hinweis, sondern kann lebenserhaltend sein. Das Schild warnt Pfleger davor, eine falsche Tür zu öffnen und beispielsweise einem Tiger die Gelegenheit zu geben, sich die Arbeiten aus nächster Nähe zu betrachten. „Kreativität kann man sich nicht kaufen“: Der Zoo versucht, möglichst viel in Eigenregie und damit ohne Fremdaufträge zu erledigen. „Unsere festangestellten Handwerker kennen und leben den Zoo, Kreativität kann man sich nicht kaufen“, nennt Sebastian Bernstein, Leiter des Liegenschafts- und Gebäudemanagements, den Grund. Es gebe drei Hauptrichtlinien, die zu beachten sind: Gesetzliche Vorgaben, welche Auswirkungen Bau- und Malerarbeiten sowie Anpflanzungen auf das jeweils betroffene Tier haben und wie sie zum Erscheinungsbild der einzelnen Themenwelten passen. Wenn etwa Maler Jens Bornemann den Schriftzug „Yukon Mine & Trading“ mit weißer Farbe ausbessert, dann zieht er hinterher noch etwas Patina in rostbraun nach – es soll ja aussehen wie vor hundert Jahren, als der Goldrausch die Glücksritter in den hohen Norden zog. Schön und gut, aber Lavendel für die Pinguine? In freier Wildbahn in der Antarktis würden die Vögel das Kraut wohl kaum einmal vor die Nase bekommen. Trotzdem haben es Gärtnerei-Leiter Marvin Behrens und seine Kollegen in der Yukon Bay angepflanzt. „Wir hoffen, dass der Duft Mücken vertreibt, was den Pinguinen helfen würde“, sagt Behrens. Zu den Vorteilen einer hauseigenen Handwerkertruppe gehört auch die Flexibilität: „Wir können schnell reagieren, wenn etwas repariert werden muss und brauchen die Arbeiten nicht extra ausschreiben“, erklärt Bernstein. Tierische Kaputtmacher: Schnelle Einsätze sind öfter einmal gefragt, denn die Tiere haben ihren eigenen Kopf. Auf das Konto der prinzipiell neugierigen Eisbären etwa geht nicht nur die Boje. Sie können mit ihren Krallen auch die Drähte des Korrosionsschutzes kappen, weshalb die Techniker diese in Betonröhren versteckten. Das hölzerne Spielpendel bei den Bisons muss ständig ausgewechselt werden, weil es den Kräften der Bullen auf Dauer nicht stand hält. Elefanten malträtieren nicht nur Bäume und Äste, sondern bauen auch gerne mit dem Rüssel ihre Tränken auseinander. Mittlerweile sind die mechanischen Schwimmer, die für den Wassernachlauf sorgen, mit Metallplatten gesichert. Tiger, Leoparden und die Affen spielen das Grünzeugs in ihren Anlagen kaputt oder fressen es gleich ganz auf. „Unsere Verantwortung ist, dass wir nur Unschädliches nachpflanzen“, sagt Behrens. Die Pinguine sind auch aktiv. „Sie klauen alles, was sie finden und tragen können. Deshalb lässt man bei ihnen besser kein Werkzeug unbeaufsichtigt liegen“, sagt Bellmann. Die Vögel wollen mit den Fundstücken ihre Nester dekorieren. 4 Millionen Euro für einen schöneren Zoo: Hochbetrieb für die Handwerker herrscht generell in den Wochen vor der Saisoneröffnung Ende März, wenn die Öffnungszeiten noch verkürzt sind und der Montag wegen der Bauarbeiten komplett besucherfrei bleibt. Zuletzt hat der Zoo nach Angaben von Geschäftsführer Andreas Casdorff rund 4 Millionen Euro für Instandhaltung und Verschönerung ausgegeben, soviel wie lange nicht mehr. Die Handwerker haben zum Beispiel die Brücke bei den Pelikanen erneuert und den Bootsanleger in der Sambesi-Landschaft ausgebessert, den Löwen Eichenstämme als Kratzbäume ins Gehege gelegt und einiges mehr. Bloß – sehen kann das noch kein Besucher, weil auch der Zoo wegen der Corona-Pandemie vorerst nicht mehr öffnen darf. „Das ist für die Beteiligten zunächst einmal enttäuschend“, sagt Casdorff. Er hofft, dass die virenbedingte Pause nicht allzu lange dauert. Alle anderen Zoo-Mitarbeiter auch. Lesen Sie auch: Premiere im leeren Zoo: Das Eisbärbaby erkundet sein Revier Zoo Hannover senkt Preise für Schulen und Kitas Der Zoo bekommt einen Millionenzuschuss Haltung ohne Haken – die neue Elefantenanlage Von Bernd Haase