Sperrung der Schmiedestraße in Hannover für Autos: Ratsmehrheit bremst Umbaupläne

Im Konflikt um einen schnellen Umbau und mögliche Teilsperrungen der Schmiedestraße haben die Mehrheitsfraktionen im Rat (SPD, Grüne, FDP) jetzt eine Entscheidung gefällt – und das Tempo gedrosselt. In einem gemeinsamen Antrag fordern die drei Fraktionen, dass erst im kommenden Jahr, wenn der Bürgerdialog über die Zukunft der Innenstadt abgeschlossen ist, die Stadt mit ihren Planungen für den Umbau beginnt. Schon jetzt könnten aber notwendige Leitungsarbeiten erledigt werden. Mögliche Teilsperrungen der Schmiedestraße dürften nicht ohne Beteiligung von Ratspolitik und Anliegern erfolgen, heißt es in dem Antrag. Hin und Her beim Umbau der Schmiedestraße: Damit scheint das Hin und Her um die Neugestaltung der Straße zwischen Altstadt und City beendet. Ursprünglich hatte Baudezernent Thomas Vielhaber (SPD) mitgeteilt, dass die Planungen für die Straße ruhen, weil man die Ergebnisse des Innenstadtdialogs abwarten wolle. Zwei Tage später betonte er, dass man den Umbau der Schmiedestraße „forcieren“ wolle. Noch vor der Sommerpause sollte das gesamte Vorhaben beraten und beschlossen sein. Dem Vernehmen nach soll Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) darauf gedrungen haben, dass es bei der Schmiedestraße schneller vorangeht. Das hat auch damit zu tun, dass für Onay der Weg zu einer autofreien City über die Schmiedestraße führt. Schlüsselposition auf der Agenda des Oberbürgermeisters: Die Schmiedestraße nimmt auf der politischen Agenda des Oberbürgermeisters eine Schlüsselposition ein. Onay hatte im Wahlkampf 2019 versprochen, Hannovers Innenstadt weitgehend autofrei zu gestalten. Ein paar Monate nach seinem Wahlsieg, Anfang 2020, kündigte er an, noch im selben Jahr die Schmiedestraße zwischen Parkhaus und Marktkirche für den Autoverkehr zu sperren. Er wolle damit auch eine Diskussion anstoßen, sagte er, wie man den gewonnenen Platz besser nutzen könne. Die Aufregung unter den Geschäftsleuten war groß. Lesen Sie auch Hannovers Oberbürgermeister Onay will die Schmiedestraße für Autos sperren Dann kam Corona und bremste das Vorhaben aus. Onay sprach nicht weiter von Sperrungen, sondern wollte mit Händlern, Anwohnern und Interessengruppen über die Zukunft der Innenstadt reden – und freilich auch darüber, wie eine City ohne Autos möglich wird. Ratsmehrheit tritt sanft auf die Bremse: Die Ratsmehrheit tritt jetzt sanft auf die Bremse. „Die Straße wird in diesem Jahr nicht gemacht“, sagt SPD-Fraktionschef Lars Kelich. Klar sei auch, dass sich die ursprünglichen Entwürfe für den Umbau überholt hätten. Damit meint er einen vom Bezirksrat Mitte bereits beschlossenen Plan für eine Neugestaltung der Straße – mit vielen Bäumen, Radwegen und schmaler Fahrbahn. Nicht berücksichtigt sind in dem Entwurf Teilsperrungen für den Autoverkehr. Die FDP kann diesen Plänen viel abgewinnen. „Ich würde mich freuen, wenn der ursprüngliche Entwurf umgesetzt würde“, sagt FDP-Fraktionschef Wilfried Engelke. Die Grünen regen an, einfach mal auszuprobieren, wie sich eine teilweise Sperrung der Schmiedestraße auswirkt – parallel zum Innenstadtdialog. Wann die Diskussionen über Hannovers City beginnen, ist unklar. Einen konkreten Termin gibt es nicht. Angesichts der Corona-Lage und massiver Beschränkungen dürfte es schwierig werden, alle interessierten Bürger ins Boot zu holen. Von Andreas Schinkel