Sport auf Plätzen hannoverscher Vereine wäre erlaubt

Seit Monaten sind Hannovers Sportplätze verwaist, zugleich tummeln sich angesichts der frühlingshaften Temperaturen etliche Kinder auf Spielplätzen. Die nötigen Abstände zum Schutz vor Ansteckung mit dem Coronavirus einzuhalten, ist dort teils schwierig. Der Stadtsportbund Hannover ermuntert jetzt Vereine zu Individualsport-Angeboten auf ihren Anlagen. „Wir haben so viele kreative Vereine, die sich sicher etwas einfallen lassen werden“, sagt die Präsidentin des Stadtsportbunds, Rita Girschikofsky. Vom niedersächsischen Sozialministerium, verantwortlich für den Gesundheitsschutz, wünscht sie sich mehr Entgegenkommen. „Das Ministerium sorgt sich sehr um die Gesundheit der Menschen, scheint aber vergessen zu haben, dass der Sport dazugehört“, sagt Girschikofsky. Lesen Sie auch Sportvereine in der Corona-Krise: Hannovers Sportvereine klagen über Mitgliederschwund Niedersachsen: Fitnessstudios und Sport im Verein - Was sind die Regeln im Stufenplan? Sport im Corona-Lockdown: Kampfsportverein in Hannover bietet legales Training an Infektionsschutzverordnung lässt Individualsport zu: Tatsächlich lässt die Infektionsschutzverordnung des Landes Niedersachsen Individualsport zu – trotz Corona-Pandemie und Lockdown. „Die Ausübung von Individualsport ist insbesondere an der frischen Luft im öffentlichen Raum, aber auch auf und in öffentlichen und privaten Sportanlagen erlaubt“, heißt es auf der Internetseite des Sozialministeriums. Zu Individualsportarten zählen Leichtathletik, Gymnastik, Turnen und Kampfsportarten. Solche Sportarten dürfen nur unter strengen Hygienebedingungen ausgeübt werden. Entscheidend sei, führt das Ministerium aus, dass der Individualsport maximal zu zweit beziehungsweise mit Personen des eigenen Haushalts betrieben wird. Notwendig sei in jedem Fall, einen großen Abstand zu weiteren Sporttreibenden einzuhalten. Vereine verunsichert: Ordnungsamt steht sofort auf der Matte: Noch scheinen die Vereine verunsichert zu sein. „Sie befürchten, dass bei kleinsten Fehlern sofort das Ordnungsamt auf der Matte steht und hohe Bußgelder verlangt“, sagt Sportbundpräsidentin Girschikofsky. Insbesondere kleinen Kindern könnten Abstandsregeln beim Sport schwer vermittelt werden. „Bei Jugendlichen und Erwachsenen sieht das anders aus“, sagt Girschikofsky. Rückendeckung erhalten der Stadtsportbund und die Vereine aus der Ratspolitik. „Die Vereine haben schon nach dem ersten Lockdown bewiesen, dass sie Hygienekonzepte entwickeln und einhalten können“, sagt SPD-Sportpolitiker Angelo Alter. Daher spreche nichts dagegen, Individual- und Familiensport anzubieten. Das sieht sein Kollege aus der CDU, Thomas Klapproth, ähnlich. „Die Gefahr, sich im Freien anzustecken, schätzt das Robert-Koch-Institut als sehr gering ein“, sagt Klapproth. Im Übrigen werde bei Trainingsstunden auf Vereinsflächen besser auf Abstände geachtet als beim freien Spiel auf Spielplätzen. „Lasst die Leute mit Abstand Sport treiben!“: Grünen-Sportpolitiker Mark Bindert meint: „Lasst die Leute mit Abstand Sport treiben!“ Vereine müssten jedoch genau dokumentieren, wer an welcher Übungsstunde teilgenommen habe, um Infektionsketten zurückverfolgen zu können. „80 Prozent der hannoverschen Bevölkerung treiben Sport. Für diese Menschen trägt Bewegung zum seelischen Gleichgewicht bei“, sagt Bindert. Und das sei in diesen Zeiten nicht zu vernachlässigen. Von Andreas Schinkel

Sport auf Plätzen hannoverscher Vereine wäre erlaubt - doch sie zögern