Sportförderung in Hannover: Dürfen Laufgruppen Zuschüsse beantragen?

Darf sich eine Nordic-Walking-Gruppe demnächst neue Laufstöcke von der Stadt Hannover finanzieren lassen? Können Hobby-Jogger künftig einen Zuschuss für ihre Laufschuhe beantragen? Die Stadtverwaltung will die Sportförderrichtlinien ändern. Nicht nur eingetragene Vereine sollen in den Genuss von öffentlichen Zuwendungen kommen, sondern auch lose Gruppen. Dagegen regt sich Protest. SPD und FDP wollen weiterhin nur Vereine fördern, die Grünen halten dagegen. Der Stadtsportbund bleibt ebenfalls skeptisch. „Dann könnte jede Thekenmannschaft kommen und um Geld bitten“, meint Sportbund-Präsidentin Rita Girschikofsky. Lose Gruppen müssten mindestens zehn Mitglieder haben: Rund 3,3 Millionen Euro hat die Stadt Hannover in diesem Jahr für die Sportförderung eingeplant. Die Gesamtsumme soll sich nicht ändern, jedoch anders verteilt werden. Nicht nur Vereine und Verbände, sondern auch „sonstige Gruppen“ dürfen Fördergeld beantragen. Zur Begründung schreibt die Stadt in einer Verwaltungsvorlage, dass etwa zwei Drittel der sporttreibenden Hannoveraner keinem Verein angehören und ihren Sport „in individualisierten Sozialformen (zum Beispiel Lauftreffs)“ organisieren. Solchen Gruppen wolle man mit den neuen Förderrichtlinien Rechnung tragen. Auch die losen Sportgruppen müssen ein paar Vorgaben erfüllen. Sie sollen aus mindestens zehn Personen bestehen. Die Mitglieder müssen ihre Zugehörigkeit zur Gruppe schriftlich bestätigen. Mindestens 80 Prozent der Gruppenmitglieder sollen in Hannover wohnen. Die Gruppe muss eine Person aus ihrer Mitte benennen, die der Stadt als Ansprechpartner dient. SPD: „Wir wollen Gemeinnützigkeit fördern“: Die SPD findet die neue Regelung unfair gegenüber Vereinen. „Jeder Verein muss mindestens 50 Mitglieder haben, um in den Genuss einer Förderung zu kommen“, sagt SPD-Sportpolitiker Angelo Alter. Zudem seien Vereine verpflichtet, etliche Nachweise zu erbringen, etwa über Mitgliedsbeiträge und Eigenleistungen, wenn sie um Geld aus der Stadtkasse bitten. „Wir wollen Gemeinnützigkeit fördern“, sagt Alter. Das sieht die FDP, Bündnispartner im Rat, ähnlich. „Wir stehen an der Seite der Vereine“, sagt FDP-Sportpolitiker Andreas Bingemer. Bei informellen Gruppen sei es schwierig zu kontrollieren, wie die Zuschüsse tatsächlich verwendet werden. Der Stadtsportbund teilt die Bedenken von SPD und FDP. Zwar glaube sie nicht daran, sagt Sportbundpräsidentin Girschikofsky, dass die Stadt Joggern neue Laufschuhe spendiert, ein „Wildwuchs“ sei aber auch nicht ausgeschlossen. „Fitnessgruppen würden ebenso wie Vereine vergünstigte Mieten für Sporthallen zahlen“, meint sie. Lesen Sie auch Niedersachsen erhöht Sportförderung auf 35,2 Millionen Euro Neue Ordnung für Sport auf dem Maschsee erlaubt Stand-Up-Paddling Grüne: Sportler fördern, die durchs Raster fallen: Die Grünen, ohnehin Freunde des nicht-organisierten Sports, sehen das anders. „Wir wollen Sportlern helfen, die ansonsten durchs Raster fallen“, sagt Grünen-Sportpolitiker Mark Bindert. Dazu zählt er die Parcours-Akrobaten, die auf dem Andreas-Hermes-Platz auf Geländern und Mauern trainieren. „Denen könnte die Stadt künftig zwei Besen finanzieren, damit sie die Glasscherben wegfegen, die dort oft herumliegen“, sagt Bindert. SPD, Grüne und FDP wollen sich im neuen Jahr beraten. Werden sich die Parteien nicht einig, gilt unter den Bündnispartnern die Regel, dass dem Verwaltungsplan zugestimmt wird. Das bedeutete am Ende: Lose Sportgruppen können Zuschüsse beantragen. Von Andreas Schinkel