Städtische Immobiliengesellschaft Hanova kauft restliche Wohnungen am Canarisweg

Innerhalb eines Jahres hat die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Hanova nun sämtliche 557 Wohnungen am Canarisweg übernommen. Als letzte Tranche kamen zum Januar dieses Jahres noch die 91 Wohnungen der Baum-Unternehmensgruppe in den drei Häusern Canarisweg 1, 3 und 5 hinzu. Damit ist das Viertel nach Jahrzehnten erstmals komplett in öffentlicher Hand. Über den konkreten Kaufpreis ist Stillschweigen vereinbart worden. Hanova plant langfristig: „Nach derzeitigem Stand werden die Gesamtinvestitionen bei mehr als 40 Millionen Euro liegen“, sagt Unternehmenssprecher Frank Ermlich auf Nachfrage des Stadt-Anzeigers. Bis 2025 sollen mindestens 15 Millionen Euro in den Wohnkomplex fließen. Großkauf in drei Raten: Die drei Häuser der Baum-Unternehmensgruppe entstanden 1969 als erste Wohngebäude östlich der Bornumer Straße. In den folgenden Jahren wurde der markante Hochhausriegel daneben errichtet. Dort wechselten mehrfach die Eigentümer; zuletzt besaß das Immobilienunternehmen Vonovia am Canarisweg 13–21 insgesamt 216 Wohnungen. Zur Firma Deutsche Wohnen gehörten die 250 Wohneinheiten am Canarisweg 7–11 11. Die Herausforderungen in den Wohnblocks sind immens: problematische Wohnverhältnisse, häufige Mieterwechsel, Vandalismus und Vermüllung – und vor allem ein über Jahrzehnte angehäufter Sanierungsstau. In der Stadtverwaltung reifte die Erkenntnis, dass auf privatwirtschaftlicher Ebene kaum eine Lösung in dem sozial schwierigen Gebiet zu erwarten ist. Das oft als „Problemviertel“ bezeichnete Wohngebiet sollte von der öffentlichen Hand verwaltet werden. Im Dezember 2019 kaufte die städtische Wohnungsbaugesellschaft Hanova zuerst die Vonovia-Blocks, gefolgt von den Anteilen der Deutsche Wohnen im vorigen Sommer. Und nun die Baum-Häuser. Dort gebe es keine „wesentlichen Mängel“, betont Ermlich. Im Gegensatz zu den maroden Zuständen in den Hochhäusern. Aber durch den Ankauf auch dieser kleinen Häusergruppe entstünden für Hanova mehr Freiheiten bei der Sanierung; also bei einer harmonischen Gestaltung von Fassaden oder bei der Modernisierung der Grünanlagen zwischen den Wohnblocks. „Hanova ist nun auch Gesamteigentümer der zentralen Heizanlage der Wohnsiedlung“, sagt Ermlich. Schon im vergangenen Herbst musste Hanova neue Mängel beseitigen. Es gab Warmwasserprobleme im Haus Canarisweg 21. Das sei inzwischen behoben, sagt der Hanova-Sprecher, könne aber durchaus anderenorts erneut auftreten. Diese technischen Mängel sind ein Punkt, den die neue Eigentümerin dauerhaft beseitigen will. Das kommunale Wohnungsbauunternehmen zeigt im gesamten Stadtviertel nun deutliche Präsenz. Hanova betreibt auch das lokale Quartiersmanagement und vernetzt sich – nicht nur am Canarisweg – mit den zahlreichen sozialen Akteuren wie Nachbarschaftsangeboten, Deutschem Roten Kreuz oder dem Verein Miteinander für ein schöneres Viertel. Hanova besorgte auch den 65 Millionen Euro teuren Abriss und Neubau der Integrierten Gesamtschule Mühlenberg, die heute Leonore-Goldschmidt-Schule heißt. So geht es jetzt weiter: Am Canarisweg muss Hanova mit einem Mix aus Eigenkapital und Fördermitteln vorgehen. Noch liegen die genauen Sanierungspläne nicht vor. Entsprechend offen sei auch noch die genaue Förderstruktur des Gesamtplans, sagt Ermlich. In der Ratspolitik wird derzeit diskutiert, die städtische Immobiliengesellschaft mit mehr Eigenkapital auszustatten. Damit soll gewährleistet werden, dass Hanova weiterhin neue Wohnungen bauen kann. Aber ohne Unterstützung von Land oder dem Bund – etwa durch Geld aus dem laufenden Sanierungsprogramm „Sozialer Zusammenhalt Mühlenberg“ wird es kaum gehen. Im Zuge dieses Programms ließ die Stadt im vorigen Jahr auch den Spielplatz am Canarisweg erneuern. Eine Modernisierung der öffentlichen Wege von der Bornumer Straße in das Wohnquartier ist geplant – die Wohnblocks folgen später. Zunächst sichtet Hanova seinen neuen Bestand und repariert die dringendsten Dinge. Erste Großinvestitionen starten voraussichtlich im Jahr 2022. Von Marcel Schwarzenberger