Tauben füttern in Hannover: HAZ-Leser kritisieren die Stadtverwaltung

Füttern von Tauben ist in Hannover normalerweise verboten. Die Stadt hat zwei Tierschutzvereinen jedoch eine Erlaubnis erteilt, den Tieren an bestimmten Stellen Futter zu geben – angeblich finden sie wegen der Corona-Pandemie sonst zu wenig Essensreste. Dazu haben uns zahlreiche – zum Teil sehr kritische – Zuschriften von HAZ-Lesern erreicht. Ein Überblick: Leserin Bärbel Soll: „Beschäftigung mit Nebensächlichkeiten“: Theater, Oper, Konzerte und Kabarett fallen aus. Für Unterhaltung sorgt die Stadtverwaltung, die es wunderbarerweise vorzieht, sich mit Nebensächlichkeiten zu beschäftigen. Leider bleibt mir das Lachen fast im Halse stecken bei den neuerlichen Glanzstücken aus dem Rathaus: sechs Gleichstellungsbeauftragte, Taubenfutterstationen – und die Obdachlosen lässt man auf der Straße kampieren, es gibt ja sonst keinen Raum in den Herbergen. Bärbel Soll, Hannover Leser Ernst Tegtmeier: Nur noch Kopfschütteln: Ich glaube es nicht! Wegen falsch verstandenem Tierschutz bin ich schon aus dem Tierschutzverein ausgetreten. Was halten diese angeblichen Tierschützer von einer Auslese, wie es in der Natur üblich ist? Aber Städter verlieren ihren gesunden Menschenverstand, sei es bei Tauben oder Wölfen. Die Betroffenen, Hausbesitzer oder Landbewohner, sehen dieser Entwicklung mit Kopfschütteln und Verständnislosigkeit zu. Wie wäre es mit Tauben oder Wölfen in der Wohnung? Ernst Tegtmeier, Hannover Vera Seegers: Mangelndes Mitgefühl hinterfragen: Es wurde Zeit, dass Hannover den Beispielen Köln oder Hamburg folgt. Wir Menschen haben es geschafft, aus Zuchttieren armselige Kreaturen mit verkrüppelten Füßen, vom Hunger gezeichnet, zu machen. Und Essensreste sind ja sowie nichts für Tiere! Ich gebe jedem Tier Futter, wenn es Hunger hat, und ein Mensch ohne Mitgefühl sollte sich hinterfragen, was er eigentlich ist. Vera Seegers, Laatzen Rolf Reimann: Dokumentation kontrollieren: Die Stadt hat einem Tierschutzverein eine Ausnahmegenehmigung vom Fütterungsverbot erteilt – mit der Auflage, die Anzahl der Tiere sowie Tag und Uhrzeit der Fütterung zu dokumentieren. Ich habe große Sorgen, dass die Taubenversteher bei dieser Auflage zugunsten der Tiere pfuschen, also falsch Zeugnis über die Zahl der Tauben ablegen, und fordere daher ebenso eindringlich wie nachhaltig, dass eine unabhängige Kommission eingesetzt wird, diese Dokumentationen zu überwachen und gegenzuzeichnen. Rolf Reimann, Langenhagen Lesen Sie auch Stadt erlaubt Fütterung von Tauben Tauben in Hannover: Verwaltung verteidigt Fütterung der Vögel Katrin Bittner: Barmherzigkeit gefragt: Tauben weg, Penner auch. Alles, was das Einkaufserlebnis schmälern könnte: weg damit. Barmherzigkeit gehört wohl nicht gerade zu den Eigenschaften der City-Gemeinschaft. Die Tauben können leider keine Anträge auf Unterstützung wegen Umsatzeinbußen oder Nahrungsmangel an die Solidargemeinschaft stellen – die Mitglieder der City-Gemeinschaft schon. Gott sei Dank gibt es Menschen, die nicht so hartherzig sind und ganz von selbst hinschauen! Katrin Bittner, Burgdorf Barbara Preuß: Kehrtwende ist ein Hohn: Wie schon richtig im Artikel bemerkt wurde, ändert sich das Verhalten der Tauben zur Corona-Zeit je nach Grad der Nutzung einzelner Gebäudeteile oder Stadtteile. Jahrelang will die Stadt Hannover die Taubenplage auf niedrigem Niveau halten, gibt Geld zur Eindämmung für städtische Mitarbeiter für Kontrollgänge aus – und nun sollen Tauben gefüttert werden, weil sie keine Nahrung finden? Was für ein Hohn! Barbara Preuß, Hannover Christa Schmoll: Taubenhäuser sind richtig: Kein Mensch und kein Tier sollte in diesem Land hungern, auch nicht die verhassten Stadttauben. Hier wird wieder deutlich, wie wenig Menschen sich mit der Stadttaubenpopulation beschäftigen. Es ist völlig richtig, dass die Stadt das Fütterungsverbot unter Auflagen aussetzt. Noch besser wäre ein generelles Verbot (in Berlin ist es erlaubt, Tauben zu füttern). Ich frage mich, wann endlich verstehen diese Leute wie Herr Prenzler (Martin Prenzler, Geschäftsführer der City-Gemeinschaft, Anm. d.Red) und der Pirat Jürgen Junghänel, um was es hier geht? Die Tiere nicht mit Futter zu versorgen, bedeutet programmierter Hungertod, was gegen das Tierschutzgesetz verstößt. Aber gerade das wollen diese Leute. Die Stadt lässt Taubenhäuser aufstellen (keine Hotels, wie immer geschrieben wird). Dieses ist ein Schritt in die richtige Richtung. Nur durch den Eieraustausch gegen Gipseier kann man langfristig die Population dezimieren. Ich begrüße die Vorgehensweise der Stadt. Christa Schmoll, Hannover Ulrike Sinding: „Stadt lieber vom Taubenkot reinigen“: Soll das ein Aprilscherz sein? Die Menschen haben andere Sorgen, als die Tauben zu füttern, was bisher strengstens untersagt und vernünftig war. Wichtiger wäre es, jetzt die Stadt von dem vielen Taubenkot zu reinigen. Ulrike Sinding, Bad Nenndorf Eberhard Hampe: „Fürsorgepflicht auch für Obdachlose“: Nachdem ein im Amt überforderter Oberbürgermeister ersetzt worden ist, wird erneut ein Qualitätsmangel der Stadtverwaltung offenkundig. Treffender als der Pirat Junghänel kann man die Ungeeignetheit der zuständigen Entscheider nicht charakterisieren. Das Vorhaben wäre auch so zu kommentieren: Die Fürsorgepflicht für Tauben scheint in dieser Verwaltung ausgeprägter zu sein als die für Obdachlose. Eberhard Hampe, Hannover Lesen Sie auch: Verwaltung verteidigt Fütterung von Tauben in der Innenstadt Uwe Tröger: Auf natürlichem Weg reduzieren: Da haben wir endlich mal die Möglichkeit, die Zahl der fliegenden Ratten (auch Tauben genannt) auf natürlichem Wege zu reduzieren – und was macht die Stadt? Sie erlässt eine Sondergenehmigung zum Füttern. Dafür hat sicher nicht nur der Geschäftsführer der City-Gemeinschaft kein Verständnis. Hauseigner, Balkonbesitzer, Menschen, die ihr Schlafzimmer zu einem Innenhof haben und versuchen, bei offenem Fenster zu schlafen – sie alle dürften sich, je nach Temperament, wundern oder ärgern. Wenn man sich schon nicht traut, diese Plagegeister auf anderem Wege zu eliminieren oder wenigstens in der Zahl zu reduzieren, dann sollte man sie wenigstens nicht auch noch füttern. Uwe Tröger, Hannover Anneliese Wallat: „Taubenschläge helfen Mensch und Tier“: Die Taube gilt seit jeher als Friedenssymbol. Die Stadt hat richtig entschieden, das Fütterungsverbot gegen Auflagen bis auf Weiteres aufzuheben. Als zivilisiertes Land mit hehren Werten haben wir Menschen nicht das Recht, den Hungertod einer Tierart in Kauf zu nehmen. Bevor er den Taubenhass weiterhin schürt, sollte der Pirat Junghänel seine Witzeleien unterlassen, sich beim Veterinäramt informieren und sein neu erworbenes Wissen an seine Amtskollegen weitergeben. Die Stadt Hannover versucht mit einer tierschutzgerechten Regulierung durch kontrollierte Taubenschläge – dem einzig probaten Mittel –, die Taubenpopulationen einzudämmen. Dies geschieht durch den Austausch der Eier gegen Attrappen; erste Erfolge sind zu verzeichnen. Mit der Bitte an die City-Gemeinschaft, das Projekt Taubenschläge zu unterstützen, wurde Herr Prenzler bereits vor Jahren auf die positiven Auswirkungen hinsichtlich der Reinigungskosten aufmerksam gemacht. Die zeitweise Aufhebung des Fütterungsverbotes ist während des Lockdowns die einzig richtige Entscheidung. Zum größten Fest des Friedens der Christen sollte dies eine Selbstverständlichkeit sein. Mit der Installation von Taubenschlägen ist Menschen und Tieren geholfen. Anneliese Wallat, Hannover, AK Tierschutz der SPD im Bezirk Hannover Christian Hacke: „Schilda lässt grüßen“: Mein Eindruck bestätigt sich erneut, Schilda lässt grüßen! Die seltsamen Entscheidungen unserer städtischen Bürokratie nehmen zu. Als Nächstes werden Tauben zu ehrenamtlich Mitarbeitenden bei Aha erklärt, die die Stadtreinigung unterstützen. Wo führt das wohl noch hin? Bei uns können schon jetzt weder der Wäscheboden noch die Bodenkammern gelüftet werden, es sei denn, sie werden zu Taubenunterkünften erklärt. Christian Hacke, Hannover Peter Grunert: „Unglaubliche Absurdität“: Für die meisten Menschen, die in dieser Stadt leben und arbeiten, ist der an allen für diese Tiere zugänglichen Stellen, mit Taubenkot verschmutze Gehweg ein Ärgernis. Wissenschaftler der Tierärztlichen Hochschule haben über einen langen Zeitraum klargestellt, dass unter Tierschutzgesichtspunkten das Taubenfüttern keine gute Idee ist. Und tatsächlich gibt es ja dieses Verbot der Taubenfütterung. Nun in diesen Zeiten der Kontaktbeschränkung dieses Verbot mit der Begründung aufzuheben, es gäbe nicht genug Essensabfälle, die in der Stadt von Menschen auf die Straße geworfen werden, ist in einer Weise absurd, dass man es fast gar nicht glauben kann. Wenn man es für sich selber mal durchdenkt, sollte das jedem Menschen klar sein. Und nur einen Tag später steht ein Drittel des Bahnhofes der Landeshauptstadt Niedersachsen still wegen „Vogelschlags“? Ja, einige Menschen füttern gern Tauben, andere wollen sie gar retten. Wäre es nicht sinnvoll, für diese Menschen einen Park zu suchen, wo sie ihrer Neigung nachgehen und ihr altes Brot und andere Nahrungsreste auf den Boden werfen können? An der gleichen Stelle, nämlich am und um den Hauptbahnhof, leben Menschen, für die ein Dixi-Klo schon eine sehr große Verbesserung ihrer Lebensqualität bedeuten würde. Dann müssten sie nicht ihre Notdurft in aller Öffentlichkeit erledigen. Sehen Sie das Missverhältnis? Peter Grunert, Hannover Wera Bauseneick: „OB muss endlich die Führung übernehmen“: Nicht zu fassen! Die Stadt erlaubt die Fütterung der armen verhungernden Tauben, aber Obdachlose wirft sie vor dem beginnenden Winter aus einer Unterkunft! Es wird sich um die Beseitigung geschichtsträchtiger Straßennamen gekümmert, anstatt um eine bürgerfreundliche und flott arbeitende Stadtverwaltung! Was ist in dieser Stadt bloß los? Wann ergreift der OB endlich die ihm obliegende Führung? Es ist nicht zu fassen! Wera Bauseneick, Hannover Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen. Bei allen Einsendungen bitten wir um Angabe der vollständigen Absenderadresse. Wollen auch Sie uns Ihre Meinung mitteilen? Dann schreiben Sie uns auf diesem Weg. Anneliese und Peter Lüning: „Balkon mit Netzen geschützt“: Nicht nur bei Pirat Junghänel löst das Vorgehen der Stadt Hannover Kopfschütteln aus, sondern auch bei uns. Seit Jahren müssen wir unseren Balkon mit Netzen vor den Tauben schützen, damit sie dort nicht brüten und den Balkon verschmutzen. Im Hinterhof versammeln sich bis zu 20 Tauben in den Bäumen und Büschen. Sie beschmutzen den ganzen Garten. Ekelig! Anneliese und Peter Lüning, Hannover Von red