Tierrettung: Fledermaus in Hannover gefunden? Das können Sie tun

Der Wintereinbruch hat nicht nur zu ausgefallenen und verspäteten Bussen und Bahnen geführt, sondern auch manche Tiere aus ihrem Winterschlaf geweckt. Besonders den Zwergfledermäusen sind die zweistelligen Minustemperaturen zu kalt. Sie wachen auf, um sich ein wärmeres Plätzchen zu suchen, und stranden dann in Hausfluren, Wohnungen oder auf Gehwegen. Tierärztin Renate Keil vom Fledermausnotruf der Stadt und Region Hannover nimmt die meist entkräfteten Tiere auf und pflegt sie, bis sie wieder ausgewildert werden können. Lesen Sie auch: Polizei fängt Fledermaus im Nordstadtkrankenhaus Fledermaushotline ist rund um die Uhr besetzt: „Wenn man ein Tier draußen findet, sollte man es sofort reinholen“, erklärt sie. Dazu reicht es, ein Staub- oder Frotteetuch über das Tier zu legen und es vorsichtig aufzuheben. „Mit einem Handschuh hat man kein Gefühl für die zerbrechlichen Flügel.“ Anschließend sollten die Finder den Federmausnotruf (0151) 30910222 wählen. Ein Wattestäbchen oder einen Pinsel könne man mit Wasser nass machen und dem Tier immer wieder vors Maul halten. Angst, dass man sich dabei mit dem Coronavirus anstecken könnte, müsse man nicht haben. „Die heimischen Arten haben dieses Virus nicht und es konnte auch in Versuchen nicht auf sie übertragen werden.“ Allerdings werden gelegentlich Fälle von Tollwut in der Fledermauspopulation nachgewiesen. Krank wirkende oder tote Tiere sollte man nicht mit bloßen Händen anfassen, empfiehlt das Niedersächsische Amt für Verbraucherschutz. Transportbox nur mit winzigen Luftlöchern versehen: Für den Transport empfiehlt Renate Keil, das Tier mit dem Tuch in einen Karton mit sehr kleinen Luftlöchern zu legen. Dafür eignet sich am besten eine Gabel, denn nur so sind die Löcher klein genug, dass das Tier nicht einen Flügel durchstecken und dabei hängen bleiben kann. „Die Handgriffe des Kartons muss man zukleben, denn sonst quetschen die Tiere sich wieder raus“, sagt Keil. Den Karton sollten die Finder jedoch auf keinen Fall auf eine Heizung stellen. „Sie sollten kühl gehalten werden“, sagt die Expertin. Wenn die Tiere bei ihr ankommen, versorgt die 74-Jährige ihre Verletzungen und päppelt sie mit Infusionen und spezieller Aufbaunahrung wieder auf. Einmal wach, können sie nicht zurück in den Winterschlaf – und bleiben deshalb mehrere Wochen bei ihr. Rund 200 Fledermäuse umsorgen die 40 Ehrenamtlichen im Fledermauszentrum des BUND und die Tierärztin gerade bei sich zu Hause. Die meisten von ihnen sind Zwergfledermäuse, aber auch ein paar Langohr- und Bartfledermäuse sind darunter. Alle stehen unter Artenschutz, denn die Population werde von Jahr zu Jahr kleiner, so Keil. Im Frühjahr werden die Fledermäuse ausgewildert: Bis zu fünf Tiere kommen jeden Tag wegen des Frosts dazu – deutlich mehr als sonst. „Zwergfledermäuse überwintern normalerweise in Hausritzen. Sie haben mit dem Frost nicht gerechnet und versuchen, tiefer ins Gemäuer zu kommen. Dann fliegen sie raus, aber haben nach kürzester Zeit ihre Energiereserven aufgebraucht.“ Erst bei wärmeren Temperaturen, bei denen auch wieder Insekten unterwegs sind, kann Keil sie freilassen. Ausgewildert werden sie in ihrem ursprünglichen Revier. Seit mehr als zehn Jahren engagiert sich die Tierärztin ehrenamtlich für die filigranen Lebewesen. „Ohne einen einzigen Tag Urlaub“, betont Keil. Angefangen hat alles mit einer Bartfledermaus namens Lily, die ihr verletzt zuflog. „Die war so zutraulich und anhänglich und hat mich jeden Abend nach dem Auswildern besucht“, erzählt Keil. Von da bestimmten die „Mäuschen“, wie Keil die fliegenden Säugetiere nennt, ihr Leben. Der Fledermausnotruf der Stadt und Region Hannover ist für Notfälle unter (0157) 30910222 rund um die Uhr zu erreichen. Sollte beim Fledermausnotruf niemand erreichbar sein und der Rückruf nicht innerhalb von 30 Minuten erfolgen, können verletzte Tiere zur Tierärztlichen Hochschule Hannover (Bünteweg 9, 30559 Hannover) gebracht werden. Von Inga Schönfeldt