Trauer in Hannover: Früherer Bundesverfassungsrichter Jürgen Kühling ist tot

Trauer um einen renommierten Juristen: Der ehemalige Richter des Bundesverfassungsgerichts, Jürgen Kühling, ist tot. Wie jetzt bekannt wurde, starb er am 16. Dezember im Alter von 85 Jahren. Kühling hat große Teile seiner beruflichen Laufbahn in Hannover verbracht. Nach einer kurzen Tätigkeit in der Rechtsabteilung der Volkswagen AG in Wolfsburg war der promovierte Jurist von 1965 bis 1972 als Verwaltungsrichter in der niedersächsischen Landeshauptstadt tätig – bis auf eine einjährige Abordnung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesverwaltungsgericht. Danach wurde Kühling, der in Freiburg, Göttingen, München und Rom studiert hat, an das niedersächsische Justizministerium in Hannover berufen, wo er sich der Reform der Juristenausbildung widmete. 1979 folgte die Ernennung zum Richter am Bundesverwaltungsgericht. Wegweisende Urteile vorbereitet: Zehn Jahre später wurde Kühling dann Richter am Bundesverfassungsgericht. Bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2001 war er Mitglied des Ersten Senats und unter anderem für das Arbeitsrecht zuständig – dazu zählten auch das Fachgebiet der betrieblichen Altersversorgung und der Arbeitnehmerüberlassung sowie das Mutterschutzrecht. Kühling hat als Berichterstatter eine Reihe von bedeutenden Urteilen vorbereitet, unter anderem die Entscheidung zur Benachteiligung von Frauen bei Einstellungen und zum Kurzarbeitergeld bei Regionalstreiks. Auch an dem Urteil zu der „Schockwerbung“ des Textilkonzerns Benetton, die das Bundesverfassungsgericht 2003 im Sinne der Presse- und Meinungsfreiheit als zulässig bewertete, wirkte Kühling mit. Kühling, der Mitglied der SPD war, war zuletzt als Anwalt in Hamburg tätig. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder. Lesen Sie auch: Benetton sorgt mit Kuss-Fotos für Wirbel Von Juliane Kaune