Ende September hatte das Unternehmen in der Pressemitteilung zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember noch betont, dass es „auf den am stärksten vom Hochwasser betroffenen Verbindungen von Köln beziehungsweise Düsseldorf nach Berlin“ komplett auf Preiserhöhungen für alle Reisenden verzichte. Zwei der insgesamt vier ICE- und IC-Verbindungen verkehren über den hannoverschen Hauptbahnhof.
„Als ich mir am Sonntagmorgen mein Ticket nach Wolfsburg gekauft habe, musste ich aber 23 statt der üblichen 22 Euro bezahlen“, sagt Sigrid Wilckens. Die 46-jährige Hannoveranerin pendelt fast täglich zwischen den beiden Städten und hielt den angekündigten Verzicht der Bahn auf höhere Preise für ein gerechtfertigtes Entgegenkommen. „Schließlich waren die Ausfälle und Umleitungen für Pendler extrem unangenehm“, sagt Wilckens. Während der fünfmonatigen Sperrung der ICE- und IC/EC-Trasse während und nach dem Elbhochwasser Mitte Juni mussten die Reisenden dort auf Regionalzüge ausweichen, Umwege fahren und vor allem Verspätungen in Kauf nehmen.
Eine Bahnsprecherin betont dagegen, dass das Unternehmen sich an die Zusage gehalten habe, und verweist auf die Formulierung der Pressemitteilung. Darin sei von den „am stärksten vom Hochwasser betroffenen Verbindungen“ die Rede. Dazu gehöre zwar unter anderem auch die ICE-Linie 10, mit der Wilckens regelmäßig reist, der Abschnitt Hannover–Wolfsburg sei aber ausgenommen. „Wenn man von Hannover bis Berlin fährt oder von Wolfsburg nach Berlin, dann bezahlt man weiterhin den gewohnten Ticketpreis“, sagt die Bahnsprecherin. „Denn auf diesem Abschnitt gab es die größten Verspätungen durch Umleitungen und Sperrungen.“ Auf dem Teilstück zwischen Hannover und Wolfsburg habe die Bahn aber ausreichend Ersatzverkehr eingesetzt.
Wilckens ist da anderer Meinung. „Dass die Bahn nicht direkt reagieren konnte, verstehe ich“, sagt die Pendlerin. „Dass die Regionalbahnen und -züge aber vollkommen überlastet waren, als schon längst feststand, dass die Strecke Richtung Berlin länger gesperrt bleiben würde, war eine Zumutung.“ Nach Auskunft der Bahn gab es auf der Strecke zwischen Hannover und Wolfsburg kaum Verspätungen. „Und die Reisenden mussten in dieser Zeit auch den ICE-Aufschlag nicht zahlen“, so die Unternehmenssprecherin.
Jörn Kießler