Biken und Beten - das passt für viele schwer zusammen. Doch den Lederjackenträgern, die sich an diesem Sonntag auf dem Georgsplatz neben ihren Maschinen versammeln, ist es ernst: "Wir gedenken heute unserer Freunde, die verunglückt sind", sagt der 49-jährige Jörg Leifhelm, der neben seiner glänzenden Yamaha Royal Star steht. Auf seiner Lederjacke prangt ein Aufnäher: "Motorradfahrer töten nicht, sie werden getötet." Dabei geht es auf dem Georgsplatz durchaus lebensbejahend zu; die Bans Sugarplumfairy heizt den Bikern von der Bühne aus ein, dazu gibt es Bratwurst vom Grill.
Insgesamt neun Biker aus der Region Hannover, Celle und Hameln sind im vergangenen Jahr tödlich verunglückt: "Wir wollen an sie erinnern und zugleich für mehr Sicherheit und Partnerschaft im Straßenverkehr werben", sagt Heinrich Plochg. Der katholische Pfarrer ist selbst Biker, er ist mit seiner 1500er Suzuki Intruder gekommen - und er organisiert diesen 13. Motorradgottesdienst. In den vergangenen Jahren versammelten sich zwischen 300 und 600 Biker, um am Gedenkkonvoi zur St.-Joseph-Kirche teilzunehmen, wo auch in diesem Jahr für 15 Uhr wieder ein Gospelgottesdienst auf dem Programm steht.
Viele der Motorradfahrer sind Mitte 20, andere Ende 50. Das Alter dazwischen ist kaum vertreten: "Wenn geheiratet wird, landet die Maschine bei vielen im Keller - und wird erst wieder herausgeholt, wenn die Kinder aus dem Haus sind", sagt Pfarrer Plochg. Im Gedenken an die verunglückten Zweiradfahrer aber sind alle Generationen vereint: "Zu diesem Gottesdienst zu kommen", sagt einer der Fahrer, "sind wir den Toten einfach schuldig."