In eineinhalb Jahren wird einer der bedeutendsten historischen Orte Hannovers kaum wiederzuerkennen sein. Das Hohe Ufer bekommt ein völlig neues Gesicht. Wo einst bröckelnde, schmutzige Mauern den Blick auf die Leine eher verstellten als förderten, sollen künftig Promenaden und Terrassen entstehen. „Wir wollen den Fluss wieder erlebbar machen“, sagt Baudezernent Uwe Bodemann und gibt damit das Motto für den millionenschweren Umbau vor.
Bis Ende 2017 soll der Uferbereich fertig sein. Dann können die Hannoveraner unter Platanen mit kastenförmig beschnittenen Kronen flanieren. Auf Höhe des Historischen Museums wird es eine zweite, tiefer gelegte Terrasse ganz nah am Wasser geben. Dort wird derzeit eine Kellergastronomie in die Ufermauer gegraben. Den Zuschlag hat Bedran Özgör bekommen, der zusammen mit Familienmitgliedern unter anderem das H’ugo’s im Ernst-August-Carée betreibt. „Am Hohen Ufer entsteht eine Restaurant-Meile“, sagt Bodemann. Auch der an das Hohe Ufer grenzende Marstall soll schöner werden und nicht allein Nachtschwärmern einen Parkplatz bieten, sondern zum Verweilen einladen. „Das wird kein Partyplatz“, sagt Stadtplaner Thomas Göbel-Groß mit Blick auf das angrenzende Amüsierviertel.
Zwei Welten, das Rotlichtviertel im Norden und das idyllische Wohnquartier rund um die Kreuzkirche im Süden, grenzt der Marstall voneinander ab. Mehr als 4 Millionen Euro lässt sich die Stadt die Umgestaltung kosten. „Der Umbau finanziert sich selbst mit dem Verkauf von zwei Grundstücken“, sagt Bodemann. Die Stadt hat an den beiden Endpunkten des lang gestreckten Platzes Baugrund veräußert. Im Westen, und damit direkt am Hohen Ufer, baut Hochtief ein viergeschossiges Wohnhaus. Eigentümer ist die städtische Immobilientochter GBH. Mit Blick auf die Nähe zum Rotlichtviertel betont Bodemann, dass die GBH „gewerbsmäßiges Wohnen“ zu verhindern wisse.
Auf der anderen Seite des Platzes baut die Strabag ein Gebäude, das in erster Linie als Büro- und Geschäftshaus dienen soll. Bisher graben Archäologen an dieser Stelle noch nach Relikten aus Hannovers Frühzeit. „Die Arbeiten sind Ende April abgeschlossen“, sagt Strabag-Manager Detlev Neuhaus. Auch ihm sei klar, dass das Haus in „schwieriger Lage“ stehe. Ursprünglich hatte die Strabag damit geliebäugelt, dass die Polizeiinspektion Mitte ihr marodes Haus an der Herschelstraße verlässt und in den Neubau zieht. Doch die Pläne sind vom Tisch. Ein Restaurant mit asiatischer Küche sowie eine weitere Gastronomie sollen ein gediegenes Umfeld schaffen.
Dazu will auch die Stadt mit einer neuen Platz-Optik beitragen. Um Altstadt-Atmosphäre zu schaffen, lässt sie ein Natursteinpflaster verlegen. Es besteht aus geschnittenem Granit und ist deutlich weniger buckelig als das traditionelle Kopfsteinpflaster. Ästhetischer Höhepunkt des mit viel Grün bepflanzten Platzes soll ein Wasserspiel am östlichen Ende sein. In einem flachen Becken lassen Düsen Nebelwolken aufsteigen, die nachts beleuchtet werden. Ob bunte Nebelschwaden möglicherweise Assoziationen zum Rotlichtbezirk wecken, sei dahingestellt.
Die Lagepläne für Marstall und Hohes Ufer können Sie sich hier ansehen: