Die neue Namenspatronin Hannah Arendt wurde 1906 in Linden geboren, floh später vor der Nazi-Verfolgung in die USA und etablierte sich als politische Philosophin und Streiterin gegen jede Form von Totalitarismus und für die Demokratie.
Oberbürgermeister Stefan Schostok – er nahm ebenso an der Enthüllung teil wie Bernd Busemann, Sozialministerin Cornelia Rundt und Innenstadt-Bezirksbürgermeister Michael Sandow – lobte Arendt als herausragende Persönlichkeit und Vorbild für kommende Generationen. Zugleich ordnete er das Wirken des bisherigen Namenspatrons des Platzes, Hinrich Wilhelm Kopf, differenziert ein. Dieser war erster Ministerpräsident des Bundeslandes Niedersachsen nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Nazi-Zeit jedoch war er zuvor in Enteignungen in Polen verstrickt. „Kopfs Verdienste sind unstrittig, aber seine unternehmerischen Aktivitäten haben die Germanisierung in Polen unterstützt, und darüber hat er im Landtag die Unwahrheit gesagt“, betonte Schostok und fügte an: „Die Wahl des Namens Hannah-Arendt-Platz ist ein Bekenntnis dafür, dass man sich auf die Seite der Opfer stellt.“
Busemann verwies auf den bereits bestehenden Hannah-Arendt-Weg, einen Pfad am westlichen Leineufer nahe dem Neuen Rathaus. „Bei allem Respekt, es ist ein kleiner Weg. Der Platz vor der Volksvertretung Niedersachsens ist nun sehr angemessen“, sagte der Landtagspräsident und erlaubte sich eine Wettervorhersage mit Blick auf den einsetzenden Schnee-Regen-Schauer: „Es wird nicht immer regnen auf diesem Platz, dafür sorgt die Landespolitik.“ Sozial- und Frauenministerin Cornelia Rund, deren Haus künftig die Adresse Hannah-Arendt-Platz 2 trägt, hob besonders hervor, dass „eine sympathische Frau Namenspatronin“ geworden sei. Es gebe an der Stelle Nachholbedarf, weil in Hannover nur rund fünf Prozent der Straßen die Namen von Frauen tragen, mehr als 35 Prozent aber die von Männern.
Der Umbenennung war eine monatelange und teils quälend zähe Diskussion im eigens gegründeten städtischen „Beirat zur wissenschaftlichen Betrachtung von namensgebenden Persönlichkeiten“ und der breiten Öffentlichkeit vorausgegangen. „Es ist die längste Entscheidungsfindung und auch die vielschichtigste für einen Straßennamen. Aber die Dauer war richtig und wichtig“, sagte OB Schostok. Angestoßen worden war die Debatte um Kopf durch die Doktorarbeit von Teresa Nentwig vom renommierten Göttinger Institut für Demokratieforschung – auch sie war zur Umbenennung angereist.