Zu dem Treffen waren etwa 20 Vertreter von Firmen, Banken, Sozialversicherungen, Gewerkschaften und vom Fiskus sowie einige Privatleute erschienen, bei denen die Brauerei Außenstände hat. Die Gesamthöhe dieser Außenstände soll nach Informationen der HAZ bei sieben Millionen Euro liegen, bestätigt wurde diese Summe nicht. Gericht und Insolvenzverwalter waren sehr um Wahrung der Vertraulichkeit bemüht, Zugang zu der Sitzung am Mittwoch gab es nur nach Ausweiskontrolle. Außerdem müssen die Beteiligten sich zu Stillschweigen verpflichten – insbesondere, was die vorgelegten Zahlen angeht.
Auf dem Weg in die Sitzung machten trotzdem einige ihrem Unmut Luft. „Erst hat uns (Herrenhäuser-Geschäftsführer Manfred) Middendorff mit den Rechnungen hingehalten, jetzt hat der Insolvenzverwalter die Hand drauf“, sagte einer der Kleingläubiger. Er hoffe auf eine vernünftige Quote – also darauf, dass er nicht allzu viel seiner Außenstände abschreiben muss. Zwei Betriebsrentner klagten über ausbleibende Zahlungen. Nach Auskunft von Middendorff, der weiter unter Aufsicht Gutmanns die Geschäfte führt, werden die Rentenrückstände aus den vergangenen zwölf Monaten mit dem Beginn des Insolvenzverfahrens vom Pensionssicherungsverein getragen. In der Versammlung erläuterte Gutmann die Vermögensverhältnisse und den derzeitigen Geschäftsgang der Brauerei sowie die mögliche Entwicklung des Unternehmens. Middendorff selbst will Herrenhäuser in einem sogenannten Planinsolvenzverfahren weiterführen. Nach einer Sitzung des Gläubigerausschusses in der vergangenen Woche war allerdings durchgesickert, dass mit den Brauereien Wolters, Einbecker und Wittinger drei Kaufinteressenten auf den Plan getreten sind. Sie müssen nun wie auch Middendorff Finanzierungs- und Betriebskonzepte vorlegen.
„Jeder, der die Brauerei übernimmt, wird Arbeitsplätze abbauen“, sagte Middendorff am Mittwoch. Wolters hatte dies auch schon angekündigt. Middendorff selbst plant das nicht. Er hält sein Konzept für den Weiterbetrieb der Brauerei für das schlüssigste und verweist auf die derzeit günstige Auftragslage und darauf, dass die Mitarbeiter hinter ihm stehen. Auch der Handel schätze Herrenhäuser als verlässlichen Partner. Die Brauerei hatte zuletzt Lieferverträge etwa mit Edeka abgeschlossen. Zu einer möglichen Variante, dass er als Geschäftsführer unter einem neuen Eigentümer arbeiten würde, äußerte sich Middendorf nicht näher: „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.“
Die Gläubigerversammlung hat am Mittwoch formell beschlossen, dass Gutmann weiter als Insolvenzverwalter und Middendorff als Geschäftsführer arbeiten sollen, bis ein endgültiges Fortführungskonzept auf dem Tisch liegt. Über die weitere Zukunft der Stadtteilbrauerei werden wiederum die Gläubiger entscheiden.