Er ist recht schuppig, zu seinem engeren Freundeskreis zählt ein Stachelschwein, und er lebt auf der Dracheninsel. Dabei ist er gewissermaßen einer der bekanntesten Hannoveraner, jedenfalls in der Zielgruppe der Drei- bis Zehnjährigen. Kein Wunder also, dass Ingo Siegner von Hunderten Kindern donnernden Applaus bekommt, als er sich im Cinemaxx als Vater des Prominenten vorstellt: „Ich habe den kleinen Drachen Kokosnuss erfunden.“
Der Drache ist die derzeit erfolgreichste Kinderbuchfigur Deutschlands: Fast sechs Millionen „Kokosnuss“-Bücher wurden bislang verkauft, die 22 Abenteuer wurden in 17 Sprachen übersetzt - und jetzt kommt der kleine Drache ins Kino. Siegner selbst stellte im Cinemaxx gestern den Film „Feuerfeste Freunde - Der kleine Drache Kokosnuss“ vor. Dabei signierte er auch Bücher - und beantwortete Kinderfragen.
„Bist du reich?“ - „Für ein verkauftes Buch, das acht Euro kostet, bekomme ich 80 Cent; ich kann gut davon leben.“
„Wie alt bist du?“ - „Ich bin 49, das ist kurz vor 50.“
„Hast du Kinder?“ - „Ja, einen Sohn, er ist schon 23.“
„Ist Kokosnuss deine Lieblingsfigur?“ - Einen Moment lang zögert der Mann, der jährlich etwa zwei neue Kokosnuss-Abenteuer schreibt. Aber er hat ja auch das Erdmännchen Gustav und den Rattenjungen Eliot erfunden: „Nein“, sagt er dann, „Eltern haben ja auch keine Lieblingskinder.“ Aber für seine Arbeit sei der Drache schon sehr wichtig: Schließlich halte er im Jahr etwa 130 Lesungen an Schulen und in Bibliotheken. Meist mit Kokosnuss. Eine angenehme Gesellschaft: „Der Drache ist neugierig, mutig, ideenreich und er glaubt nicht alles, was man ihm erzählt“, sagt er. „Er ist so, wie auch Kinder am besten sind.“
Natürlich muss Siegner in Cinemaxx auch erzählen, wie er Kokosnuss erfand: Ende der Neunziger lebte er in Linden, „eine kleine Wohnung, Hinterhof, mit Dusche in der Küche“. Er arbeitete im Reisebüro, und abends dachte er sich Geschichten aus. Die erste Kokosnuss-Story schrieb er für den Nachbarsjungen Leon zum fünften Geburtstag. „Damals sah Kokosnuss noch ganz anders aus“, sagt er. Anfangs erinnerte der Drache etwas an Ottifanten oder den Außerirdischen Alf. „Ich wusste da auch noch nicht, dass Drachen Flügel haben“, sagt Siegner. Später kam Kokosnuss eine Zeit lang ziemlich gurkennasig daher. Und auch fürs Kino wurde die Figur jetzt etwas verändert: „Er hat einen größeren Mund bekommen, weil er im Film ja sprechen muss“, sagt Siegner.
Der Film präsentiert eine neue Geschichte, doch Fans der Bücher werden einige Szenen wiedererkennen: Kokosnuss macht sich darin auf die Suche nach dem verschwundenen Feuergras, das Drachen zum Feuerspucken brauchen: Er selbst habe das Drehbuch nicht geschrieben, aber daran mitgewirkt, sagt Siegner. Er sei ganz zufrieden mit dem Animationsfilm, im Großen und Ganzen, sagt er: „Er ist schon sehr actionlastig geworden, aber den älteren Kindern gefällt das sicher.“