Frauen müssten die Wahl haben, nicht nur bei der Hebamme, sondern generell auch bei ihrem Geburtsort, finden viele der rund 100 Zuschauerinnen im Anzeiger-Hochhaus. Männer sind auch gekommen, aber meistens als Begleitung, sie spielen - zumindest im Publikumssaal - eher eine unterstützende Rolle.
Anfang Juni hatten sich so viele Hebammen in der Henriettenstiftung kurzfristig krankgemeldet, dass es für die Spätschichten kein Personal mehr gab und der Kreißsaal an dem Wochenende für insgesamt 15 Stunden geschlossen blieb. Besonders dramatisch: Die Klinik ist - neben der Medizinischen Hochschule, die zu dem Zeitpunkt auch am Rande ihrer Kapazitäten war, als spezielles Krankenhaus für Frühgeburten. Als Level-1-Krankenhaus muss es immer geöffnet sein. Darauf weist HAZ-Moderatorin Jutta Rinas explizit hin.
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Mathias Winkelhake sagt beim HAZ-Forum am Donnerstagabend: "So etwas darf nicht wieder vorkommen." Der Notstand habe aber auch aufgerüttelt, und so habe die Situation doch eine positive Folge gehabt.
Einig sind sich die Träger offenbar, dass sie in Hebammenausbildung künftig eng zusammenarbeiten wollen. MHH, Regionsklinikum und Diakovere, die die Henriettenstiftung und das Friederikenstift betreibt. Die Gleichstellungsbeauftragte der Region, Petra Mundt, sagt, der Vertrag sei quasi unterschriftsreif: "Das ist doch ein Grund zum Feiern."
Mütter fordern, dass das Baby und nicht die Wirtschaftlichkeit und Refinanzierbarkeit bei der Geburt im Vordergrund steht. Die Hebammen fordern bessere Arbeitsbedingungen, es könne nicht sein, dass eine Hebamme fünf Geburten gleichzeitig betreuen müsse, sagt Gitta Scholz, Kreissprecherin des Hebammenverbandes für die Region Hannover.
Wichtig sei eine vorausschauende Personalplanung, sagt Prof. Peter Hillemanns von der MHH, man müsse rechtzeitig genügend Hebammen einstellen, damit es nicht zu Engpässen komme. Doch das ist nicht so einfach, Diakovere hat jetzt in Italien Personal gefunden, weil in Deutschland viel zu wenig junge Bewerberinnen vorhanden seien. Mathias Winkelhake von Diakovere kritisiert, dass die 15 Ausbildungsplätze pro Jahr, die es an der Hebammenschule des Regionsklinikums gibt, nicht ausreichten.
Angesichts von horrenden Kosten für die Haftpflichtversicherung und schwieriger Arbeitsbedingungen sei es auch kein Wunder, dass der Beruf aussterbe, heißt es aus dem Publikum. Bujny sagt, sie wünsche sich Vollzeitstellen für jede Hebamme, in denen die Frauen auch lange gesund im Job bleiben könnten.