Es gibt im Leben von Lokalreportern die Routinen. Wintereinbruch, Schwimmbadsaison, Schützenfest, Kommunalwahl. Bei denen kommt es darauf an, sich jedes Mal aufs Neue für eine Geschichte zu begeistern. Das konnte Rainer Surrey, auch nach 20 Jahren. Er konnte es so gut, dass er es oft sogar jungen Kollegen noch beibrachte. Dabei hätte es umgekehrt sein müssen.
Und dann gibt es die Höhepunkte: Stones-Konzert, Dalai Lama, Obama-Besuch. Dann muss der Fotograf den Blick für den richtigen Moment haben - und die Ellenbogen im Wettbewerb mit der Konkurrenz. Beides hatte Surrey.
Seit 1990 hat Surrey, Jahrgang 1954, für die HAZ gearbeitet, zuerst als Leiter des Fotolabors, dann ab Mitte der Neunzigerjahre als Fotograf. In dieser Zeit hat er zahllose junge Kollegen angelernt, begleitet und geprägt. Auch deshalb waren die Räume der HAZ-Fotoredaktion in dieser Woche brechend voll, als die Kollegen Surrey schweren Herzens in die passive Phase seiner Altersteilzeit verabschiedeten.
Aber nicht nur in der HAZ-Redaktion wird etwas fehlen, wenn sich Surrey von nun an ganz der Rolle als Ehemann, Vater und Opa widmet. Auch die hannoversche Stadtgesellschaft wird ihn vermissen. Obwohl Fotografen ihrer Natur nach meist nicht die große Bühne suchen, gehen sie oft voran, wenn sich in ihrer Stadt Großes ereignet. Unzählige Male hat Surrey Oberbürgermeister, 96-Präsidenten, Altkanzler und andere Prominente fotografiert. Und während die Schreiber immer mal wieder wechselten, war Surrey immer da. Er war bald der, den auf solchen Terminen jeder kannte. Und der jeden kannte.
Dabei hatte Rainer Surrey es noch lieber mit ganz normalen Menschen zu tun. Er habe eine herausragende Fähigkeit, „Leute aufzuknacken“, ihnen die Unsicherheit zu nehmen, ihnen zuzuhören und sie authentisch zu fotografieren, sagte HAZ-Chefredakteur Hendrik Brandt zum Abschied. Der gelernte Fotograf und einstige Laborant sei ein „geborener Reporter geworden“. Die HAZ wird ihn sehr vermissen.