Die insolventen Gewerbeareale des Ihme-Zentrums sind am Mittwoch für 16,5 Millionen Euro versteigert worden. Den Zuschlag bekam die meistbietende "Steglitzer Kreisel Berlin Grundstücks GmbH". Der neue Eigentümer hatte sich erst kurz vor Ende der 30-minütigen Bieterfrist aus der Deckung gewagt und das Gebot abgegeben. Der Vertreter des neuen Eigentümers wollte seinen Namen gegenüber der Presse allerdings nicht nennen. Der Hauptgläubiger des Insolvenzverfahrens, die Landesbank Berlin (LBB), hatte nach kurzer Beratung dem Gebot zugestimmt. Damit wechselte das Ihme-Zentrum den Eigentümer.
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Die Steglitzer Kreisel Berlin Grundstücks GmbH gehört offenbar zur Newtown Gruppe in Berlin. Die Vermittlung des Investors erfolgte durch die Angermann Investment Advisory AG, teilt Christian Schön von Angermann aus Hamburg mit. Der Erwerber betreut nach Angaben von Angermann ein deutschlandweites Portfolio mit 6500 Wohnungen und 600.000 Quadratmetern Gewerbeflächen und hat bereits in der Vergangenheit seine Erfahrung bei komplexen Entwicklungen (Büro, Einzelhandel und Wohnen) dokumentiert. Das Gebäudeensemble an der Ihme in Hannover solle umfangreich saniert und langfristig im Bestand des neuen Eigentümers gehalten werden – auf dieses Versprechen hoffen die privaten Wohnungseigentümer und die Gewerbemieter. Die Revitalisierung des Ihme-Zentrums solle „in enger Abstimmung mit den Beteiligten und lokalen Partnern“, wie etwa Architekten und Bauunternehmen, erfolgen. Der Investor wolle in Kürze weitere Gespräche mit der Landeshauptstadt Hannover führen.
Constanze Stempel, Sprecherin der Landesbank Berlin, reagierte in einer ersten Stellungnahme erleichtert auf die gelungene Versteigerung der Problemimmobilie: „Wir freuen uns, dass sich – nicht zuletzt dank der professionellen Unterstützung der eigens hierfür beauftragten Immobilienfirma Angermann – nach Jahren intensiver Bemühungen ein neuer Eigentümer für das Ihme-Zentrum gefunden hat. Die lang erhoffte Revitalisierung kann damit endlich starten. Wir wünschen allen Beteiligten eine glückliche Hand und viel Erfolg dabei.“
Kurz nach Eröffnung des Versteigerungstermins am Mittwochvormittag hatte die LBB erwartungsgemäß beantragt, dass es keine Einzelversteigerung der Immobilienteile geben solle. Klaus Hasselhorst, der die Zwangsversteigerung am Amtsgericht leitete, erklärte dann auch, dass es Nachfragen gegeben habe, ob man einzelne Wohnungen erwerben könne. "Nein, Sie müssen dann auch das Parkhaus, Bürogebäude und so weiter mit erwerben." Er legte keine Verschleuderungsgrenze fest, betonte aber: "Ich erwarte ein zweistelliges Millionengebot." Dem kam dann um 10.29 Uhr – also kurz vor Ablauf der 30-minütigen Bieterfrist – der Investor aus Berlin nach.
Die ersten Reaktionen bei den Wohnungseigentümern fielen positiv aus. Thomas Ganskow, Eigentümer und Vorsitzender der Bürgerinitiative Linden-Ihme-Zentrum sagte: "Wir sind glücklich, dass mehr geboten wurde, als nötig war." Das zeige, das hinter dem Bieter offenbar Geldgeber sitzen. Er forderte den oder die neuen Eigentümer auf, auf die Wohnungseigentümer zuzugehen und Konzepte vorzustellen. "Wenn diese nachhaltig sind, werden wir diese auch unterstützen", sagte er.
Der öffentliche Termin war extra in den größten Saal des Amtsgerichts verlegt worden. Erwartungsgemäß groß war auch der Andrang am Mittwochvormittag: Justizbedienstete mussten die zahlreichen Zuschauer bitten, die Gänge freizuhalten, es war deutlich voller als beim vorherigen Mal. Als Justizbeamte den Saal schließen wollen, rief Klaus Hasselhorst, der die Zwangsversteigerung leitete: "Bitte Tür freihalten, damit eventuelle Bieter hören können, was nach draußen schallt." Die meisten Besucher waren Zaungäste, darunter viele Wohnungseigentümer aus dem Ihme-Zentrum.
(mit: frs/nkw)