Außerdem war das Bürgeramt Podbi-Park tagelang telefonisch nicht erreichbar. Dort meldete sich bei mehreren Stichproben eine Stimme vom Band, die nur mitteilte, dass wegen des hohen Arbeitsaufkommens keine Anrufe mehr entgegengenommen werden.
Großes Problem für Ältere
Das sei ein großes Problem für ältere Mitbürger oder Menschen mit Handicap, sagt HAZ-Leserin Kirsten Schwerin. Denn diese könnten oftmals keinen Termin über das Internet vereinbaren, weil sie gar keinen Internetzugang hätten. Sie müssten daher zum Bürgeramt fahren, einen Termin vereinbaren und dann wieder zum Termin kommen. „Mit Bürgernähe und Arbeit für den Bürger hat das gar nichts mehr zu tun“, sagt sie.
Donnerstagmittag lief am Telefon im Podbi-Park noch das Band. Nach der HAZ-Anfrage bei der Stadt meldete sich bei einem weiteren Testanruf eine Mitarbeiterin. Sie sagte, man habe zunächst die Bürger vor Ort bedienen müssen und deshalb nicht telefonieren können.
Ein anderer Leser beklagt, auch die Wartezeiten von vier Wochen oder länger seien nicht in Ordnung.Wer etwa für einen kurzfristigen Reiseantritt den vorläufigen Reisepass benötige, bekomme kurzfristig keinen Termin, sagt Jörg Förster.
Wer Donnerstag einen Termin im Bürgeramt Podbi-Park zum Beispiel zur Abholung eines fertigen Ausweises vereinbaren wollte, konnte noch den 25. September, 13 Uhr, reservieren. Der nächste Termin ist dann am 13. Oktober. In Linden gab es den frühesten Termin am 16. Oktober, in Ricklingen und am Sahlkamp jeweils am 10. Oktober. Im Bürgeramt Mitte kann der frühste Termin sogar erst für den 1. November übers Internet gebucht werden.
Stadt: Ämter sind überlastet
Die Stadt gab Donnerstag zu, die Arbeitsbelastung in den Bürgerämtern, insbesondere im Podbi-Park, sei derzeit sehr hoch. Daher gebe es Probleme mit der telefonischen Erreichbarkeit, sagt Stadtsprecher Udo Möller. Dafür gebe es mehrere Gründe. Möller nannte das geschlossene Bürgeramt Herrenhausen: Dessen Kunden verteilten sich auf die anderen Ämter, besonders auf den Podbi-Park. Zudem sei der Bedarf nach Telefonberatung gestiegen, und es würden viele Briefwahlstimmen abgegeben. Auch seien Personalstellen nicht besetzt, geeignete Mitarbeiter würden derzeit rekrutiert. Möller weist aber darauf hin, dass Bürger mit eiligen, unaufschiebbaren Anliegen auch ohne Termin nicht abgewiesen würden. „Wir lassen niemanden im Regen stehen“, verspricht er.
Das neue System mit der Terminvergabe für die Bürgerämter und die Kfz-Zulassungsstelle hatte der frühere Ordnungsdezernent Marc Hansmann eingeführt. Er versprach 2016 kürzere Wartezeiten und eine größere Zufriedenheit bei Mitarbeitern und Nutzern. Tatsächlich sind die Wartezeiten im Amt auf ein Minimum geschrumpft, vorher gebuchte Termine werden häufig minutiös eingehalten. An der Terminvergabe aber entflammt immer wieder Kritik.