Nach dem Einsatz rund um die Hagida-Demonstration am Montagabend am Steintor gibt es Kritik am Vorgehen der Polizei. Teilnehmer der islamfeindlichen Versammlung bemängeln im Internet, dass die Einsatzkräfte es nicht geschafft hätten, ihnen den geplanten Schweigemarsch zum Opernplatz zu ermöglichen. Die Grünen kritisieren hingegen den Einsatz der berittenen Polizei. Der Einsatz von Pferden sei in der unübersichtlichen Situation während der Blockade der Hagida-Demo viel zu gefährlich gewesen. Die Kritik der Grünen weist die Behörde zurück. „Die Reiter sind entsprechend trainiert und gefahrenbewusst“, teilt die Polizei mit.
Allerdings räumen die Verantwortlichen selbst Fehler ein. Die Zahl der Personen, die sich gegen Hagida positionieren wollten, sei unerwartet hoch gewesen, teilt die Polizeidirektion auf Anfrage mit. „Die Durchsetzung eines Aufzuges war aufgrund der unerwartet hohen Anzahl der Blockierer und der von ihnen ausgehenden Aggressivität nicht möglich.“
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Auch die Entscheidung der Behörde, den Steintorplatz nicht komplett wegen der Hagida-Demo für alle Fußgänger zu sperren, um den Einkäufern den ungehinderten Zugang zur Innenstadt nicht zu versperren, müsse womöglich im Rückblick in anderem Licht betrachtet werden. Dadurch sei trotz der hohen Polizeipräsenz ein unkontrollierter Zustrom ermöglicht worden, teilt die Polizeidirektion mit. Zahlreiche linke, zum Teil gewaltbereite Gegendemonstranten konnte sich so ungehindert in unmittelbarer Nähe der Hagida-Versammlung positionieren. Doch auch dies unterbanden die Einsatzkräfte zunächst nicht. Erst als aus der Gruppe der Gegendemonstranten Böller auf die Islamfeinde geworfen wurden, drängte die Polizei die Anti-Hagida-Protestler zurück. Dabei wurden auch Reizgas und Schlagstöcke eingesetzt. Auch aufseiten der Hagida-Demonstranten war das Gewaltpotenzial groß. Rund 60 gewaltbereite Rechte und Hooligans mischten sich unter die übersichtliche Menge. Die Befürchtung, dass rechtsextreme Gruppen die Demonstration instrumentalisieren würden, habe sich bestätigt, sagte Maren Brandenburger, Präsidentin des niedersächsischen Verfassungsschutzes.
Die Polizeidirektion hat angekündigt, die Erfahrungen aus den Ereignissen vom Montag in die Planungen der künftigen Hagida-Einsätze mit einzubeziehen. Es ist nicht auszuschließen, dass in zwei Wochen die Präsenz der Polizei in der Stadt noch einmal deutlich erhöht wird und die Einkäufer in der Innenstadt sich auf größere Unannehmlichkeiten einstellen müssen. Denn ein zweites Mal wird sich die Behörde mit Sicherheit nicht von den Demonstranten beider Lager überraschen lassen.