Nach der Sparklausur der niedersächsischen Landesregierung teilte Kulturministerin Johanna Wanka am Montag mit, dass zwei Millionen Euro, die das Land ursprünglich im kommenden Jahr für den Erweiterungsbau vorgesehen hatte, nicht zur Verfügung stünden. Schlimmstenfalls müsse die Erweiterung auf 2014 verschoben werden, das Jahr, in dem der Anbau eigentlich hätte eröffnet werden sollen. Wanka betonte aber, dass das Land weiterhin zu seiner Zusage stehe, sich an der Erweiterung des Museums zu beteiligen, und auch die Höhe des gesamten Zuschusses von fünf Millionen Euro, den das Land gewähren will, stehe nicht zur Debatte.
Zudem bezog sich die Kulturministerin auf eine Machbarkeitsstudie, die die Stadt Hannover und das Land in Auftrag gegeben hatten, deren Ergebnisse aber erst im Herbst veröffentlicht werden sollten. Die Verfasser der Studie seien zu dem Ergebnis gekommen, dass der Erweiterungsbau nicht wie vorgesehen 25, sondern mindestens 30 Millionen Euro kosten würde. „Das ist eine enorme Erhöhung“, sagte die Ministerin. Um die Erweiterung doch zu den vorgesehenen Kosten von 25 Millionen zu schaffen, soll die Stadt von einer reduzierten Ausstellungsfläche ausgegangen sein.
Wanka: „Wir hätten dann nur 1000 Quadratmeter zusätzliche Ausstellungsfläche. Das ist nicht sehr viel.“ Die ursprünglichen Pläne sahen eine Ausweitung der Ausstellungsfläche um 1900 Quadratmetern vor. Außerdem habe auch die Stadt Hannover die Summe von fünf Millionen Euro noch nicht zusammen, mit der sie sich an der Erweiterung beteiligen will. Die Ministerin sprach von einem „im Moment ganz unbefriedigenden Stand“.
Bei der Stadt Hannover lösten die Ankündigungen der Ministerin am Montag Kopfschütteln aus. Der Anteil der Stadt am Museumsbau wurde bereits fest eingeplant, hieß es aus der Verwaltung. Lediglich das Sponsorengeld über ebenfalls fünf Millionen Euro sei noch nicht zusammen. Angela Kriesel vom Vorstand der Kunststiftung Bernhard Sprengel und Freunde gab sich am Montag aber zuversichtlich. „Unsere Sponsoringaktion läuft sehr gut, wir sind schon ziemlich weit“, sagte sie.
Überdies, so Kulturdezernentin Marlis Drevermann, stelle die vom Land beabsichtigte Streckung eines Teils der Mittel kein Problem dar. Entscheidend sei vielmehr, dass das Geld des Landes innerhalb des gegebenen Zeitraums bis 2014 überhaupt fließe. „Das Gesamtfinanzierungspaket und die bisherige zeitliche Planung werden dadurch nicht beeinträchtigt“, fügte Drevermann hinzu. Ziel sei es weiterhin, die Pläne der Schweizer Architekten Meili + Partner mit dem Budget von 25 Millionen Euro umzusetzen. Im Übrigen sei die Machbarkeitsstudie nicht abgeschlossen.
Die hannoversche Kommunalpolitik reagierte dagegen mit Sorge auf den Sparkurs der Landesregierung. „Das Land darf seine Zusagen nicht zulasten des städtischen Haushalts verändern“, sagte die geschäftsführende Fraktionsvorsitzende der SPD, Ulrike Bittner-Wolff. Sie gehe aber davon aus, dass sich der Ausbau noch im gegebenen Zeitplan realisieren lasse. Auch der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Lothar Schlieckau, warnte davor, dass die Stadt für das Land in die Bresche springt und sich dabei verschuldet. „Ist der Rückzieher ein Zeichen des neuen Ministerpräsidenten an die Landeshauptstadt?“, fragte er sich. Falls sich die Gesamtkosten für das Bauprojekt erhöhten, gerate der Anbau ins Wanken. Diese Sorge teilt er mit seinem Kollegen von der CDU. „Jetzt müssen wir wohl noch einmal über die Finanzen diskutieren“, sagte der Fraktionsvorsitzende Jens Seidel.
Ronald Meyer-Arlt und Andreas Schinkel