Der 45-jährige Hajriz B. ist am Montag wegen vielfachen Missbrauchs seiner Stieftochter vom Landgericht Hannover zu einer Haftstrafe von neun Jahren verurteilt worden. Der gebürtige Mazedonier hatte sich im März während eines ersten Prozesses in seine alte Heimat abgesetzt und die Ehefrau mit drei Kindern zurückgelassen, war dann aber freiwillig nach Deutschland zurückgekehrt. Jetzt sprach die 3. Große Strafkammer unter Vorsitz von Renata Bürgel den Angeklagten wegen 45 Fällen von schwerem sexuellen und einfachem sexuellen Missbrauch eines Kindes sowie einer Schutzbefohlenen und wegen gefährlicher Körperverletzung schuldig. Der Haftbefehl, der ausgesetzt war, wurde unmittelbar nach dem Urteil wieder in Kraft gesetzt.
Ursprünglich waren noch Dutzende weiterer Taten angeklagt, deren Verfolgung aber eingestellt wurde. Hajriz B. hatte seine Stieftochter zwischen 1997 und 2004 missbraucht, damals war das Mädchen zwischen 9 und 16 Jahre alt. Die Taten verübte er in Wunstorf und Neustadt. Er verging sich in Kinder-, Bade- oder Wohnzimmer an seinem Opfer. Sogar auf der Rückbank eines von ihm gesteuerten Linienbusses, so die Ermittler, habe der ehemals als Regiobusfahrer arbeitende Angeklagte seine Stieftochter missbraucht.
Laut eigener Aussage nach führte B. über Jahre ein unstetes Leben. Er wechselte häufig Wohnort und Arbeitsplatz, war auch als Kurierfahrer unterwegs und leitete eine Putzfirma. Frau und Kinder flohen vor seinen Gewaltausbrüchen mehrmals in Frauenhäuser. Nach seinem Verschwinden im März wurde B. europaweit per Haftbefehl gesucht. Auf die Frage von Richterin Bürgel, warum er freiwillig zurückgekehrt sei, hatte er geantwortet, sich nicht sein ganzes Leben verstecken zu wollen.