Einige Besucher hatten Tränen in den Augen, als sie zwischen den Exponaten standen. Die Plattenfirma EDC in Langenhagen ist zwar seit vergangenem Sommer Geschichte, doch für viele frühere Mitarbeiter ist eine Begegnung mit ihrem Nachlass auch eine Begegnung mit der eigenen Biografie. "Ich habe dort 30 Jahre lang gearbeitet – das wischt man nicht so einfach weg", sagt Monika Bienert. Die Langenhagenerin ist in die Lindener Halle 96 gekommen, um Relikte aus der Geschichte der EDC zu sehen.
Das Netzwerk kre(h)tiv verwahrt hier Dutzende Preziosen, die es aus der EDC-Konkursmasse übernommen hat. Uwe Rittentrop, bis September EDC-Betriebsrat, hat viele vorm Container gerettet. Fotos von Bon Jovi und Roy Black sind hier zu sehen, Originalnoten der Kelly Family, historische Grammophone und alte Schellackplatten. Am Mittwoch waren sie in der Halle 96 erstmals für einige Stunden öffentlich ausgestellt.
Zu den Schätzen gehört die welterste CD, die am 17. August 1982 in Langenhagen gefertigt wurde – und die letzte, die Rittentrops Kollegen dort vor wenigen Monaten produzierten. "Als ich dort 1985 anfing, kam jede zweite CD weltweit aus Langenhagen", sagt der 61-Jährige. Eine Keimzelle der EDC, die "Deutsche Grammophon", hatte Hannover seit ihrer Gründung 1898 zu einer Art Welthauptstadt des Tonträgerwesens gemacht: Anno 1951 gingen hier die ersten LPs vom Band, 1965 die ersten MusiCassetten. An all das erinnern die Exponate in Halle 96. Doch was aus ihnen wird, weiß niemand: "Ende des Jahres müssen wir hier raus", sagt Rittentrop.
"Es wäre gut, wenn die Schätze in Räumen gezeigt würden, die mit Musik zu tun haben", sagt der 88-jährige Kurt Schäfer, der früher selbst bei der "Deutschen Grammophon" war. Die Prunkstücke müssten dauerhaft erhalten bleiben: "Schließlich geht es um ein Stück hannoverscher Industriegeschichte."
Info: Die EDC-Relikte sind in Halle 96, Hanomagstraße 2, auch am 22. November, 16 bis 19 Uhr, zu sehen.