In Stadtverwaltung und Politik deutet sich jetzt ein Umdenken über diese Regelung an. „Wir wollen eigentlich Richtung 100 Plätze gehen“, heißt es aus dem Rathaus.
Die SPD will sich der Diskussion nicht verschließen. „Wir müssen uns aber die Bauvorhaben im Einzelnen anschauen und auf das Umfeld achten“, sagt SPD-Baupolitiker Ewald Nagel. Bei günstigen Bedingungen seien größere Wohnheime vorstellbar.
Die Grünen geben sich noch zurückhaltend. „Die Stadt hat die Idee an uns herangetragen, aber wir müssen noch beraten“, sagt Grünen-Fraktionschefin Freya Markowis. Die Begrenzung auf 50 Plätze habe man nicht ohne Grund beschlossen, schließlich hätten Studien bestätigt, dass eine solche Bewohnerzahl überschaubar und gut zu betreuen sei. Auf rot-grünen Antrag hatte sich der Rat auf Mindeststandards für die Unterbringung von Flüchtlingen geeinigt.
Mit der Begrenzung auf 50 Bewohner pro Heim wollte man Massenunterkünften einen Riegel vorschieben. Doch inzwischen ist die Stadt gezwungen, Hunderte von Asylsuchenden unter einem Dach unterzubringen. So leben im ehemaligen Schulzentrum Ahlem rund 200 Flüchtlinge in Klassenzimmern, sogar die Sporthalle der Schule dient als Quartier. Im Bettenhaus des ehemaligen Oststadtkrankenhauses sollen bis zu 300 Asylsuchende unterkommen. Jetzt errichtet die Stadt zusätzlich an sieben Standorten Containerdörfer für jeweils rund 100 Bewohner.
Bis September weitere 2600 Asylsuchende aufnehmen
Erst vor wenigen Tagen hat das Land Niedersachsen seine Zuteilungsquote für Flüchtlinge für das kommende Jahr erhöht. Hannover muss jetzt bis September 2015 insgesamt 2600 weitere Asylsuchende aufnehmen. „Wir gehen von weiter steigenden Zahlen aus und arbeiten daher mit Hochdruck daran, die geplanten Wohncontainer zu errichten“, sagt Bodemann.
Die CDU will nicht hinnehmen, dass sich die Stadt weiter mit Notlösungen behilft, aber an der Bewohnergrenze für Neubauten festhält. „Das ist auch den Menschen nicht mehr zuzumuten“, sagt CDU-Baupolitiker Felix Blaschzyk. Sieben Wohnheime wird die städtische Immobiliengesellschaft GBH in den kommenden Jahren errichten. „Die könnten alle aufgestockt werden.“
Auch aus wirtschaftlichen Erwägungen bietet es sich an, auf Wohncontainer zugunsten von Neubauten zu verzichten. Müssen die Container mehrere Jahre als Wohnstätten herhalten, wäre ein neues Wohnheim günstiger, heißt es aus der Stadtverwaltung - denn die Mieten für Wohnmodule sind hoch. Ob am Ende weniger Container aufgestellt werden müssen, weil die neuen Gemeinschaftswohnheime größer ausfallen, ist unsicher. „Vermutlich müssen wir die Notunterkünfte in vollem Umfang weiterbetreiben“, sagt Markowis.