Es ist ein harter Tag für Julian Klippert. Der Tag davor. Der Tag vor der Premiere des neuen, siebten „Star Wars“-Abenteuers „Das Erwachen der Macht“ im Kino. Um 00.01 Uhr wird Klippert vor der Leinwand sitzen, verkleidet als Han Solo. Hoffentlich. Während der 27-Jährige an seinem Arbeitsplatz im Comicladen Comix, einen Steinwurf vom Astor-Kino entfernt, dem Abend entgegenfiebert, sitzt seine Freundin zu Hause an der Nähmaschine und fertigt sein Outfit. Die Uhr läuft. Stand nachmittags: könnte klappen. Aber vielleicht auch nicht.
Und das ist noch nicht alles. Denn seit der Hollywood-Premiere wimmelt es im Internet von Inhaltsangaben. Das ist Gift für Fans, das ist wie Bundesligaergebnisse vor der „Sportschau“ verraten. Ergebnis: Klippert guckt einfach nicht mehr rein. „Ich habe auch nach dem zweiten Kinotrailer aufgehört, weitere anzugucken.“ Er will nichts wissen. Was im Comicladen gar nicht so einfach ist. „Denn alle reden drüber. Die Erwartungen sind schon verdammt hoch. Vielleicht sogar zu hoch. Aber ich muss morgen mitreden können. Allein deshalb muss ich ihn heute Nacht sehen.“ Wie auch immer – um 9 Uhr muss Han Solo, ob mit Kostüm oder ohne, wieder Julian sein. Zu viel Aftershow-Party wird’s wohl nicht geben. „Ich denke, ich falle heute Nacht um 4 Uhr glücklich ins Bett.“
Bis dahin gilt es für ihn und seine Kollegen, am Tag davor noch „Star Wars“-Fans mit Weihnachtsgeschenken zu versorgen. Das Imperium schlägt zum Filmstart nämlich auch in Sachen Merchandising kräftig zurück. Wer sich immer schon Darth-Vader-Eiswürfel gewünscht hat oder ein Portemonnaie in Form des fahrenden Standmülleimers R2-D2, wird hier fündig. Der Schlager allerdings ist, dem Hauptanliegen des Ladens entsprechend, der aktuelle „Star Wars“-Comic. „Wir bestellen morgen wieder nach“, sagt Klippert.
Der Hype sei zwar groß, sagt seine Kollegin Swantje Wieland, aber eine Standard-Produktpalette der Sternenkrieger-Saga gebe es immer, und sie werde auch immer nachgefragt, „seit dem ersten Film“.
An den kann sich Marco Eckhoff aus Celle zwar nicht mehr erinnern, doch „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ hat er in den Achtzigerjahren als Kind schon mit seinem großen Bruder im Kino geguckt, „obwohl ich damals für den Film noch viel zu jung war“. Eckhoff ist Fan geblieben, guckt aber auch das Paralleluniversum von „Star Trek“. Er will den neuen Film natürlich auch sehen. Aber dem ersten Ansturm auf die Kinokassen wird er sich nicht anschließen, sondern warten, bis der Schwung ein wenig abgeflaut ist. Außerdem will er „versuchen, 3-D zu vermeiden“.
Die hannoverschen Kinos Astor und Cinemaxx haben zur 00.01-Uhr-Vorstellung großes Showbrimborium vermieden, ein paar Aufsteller hier und da, aber James Bond sticht seine Blockbusterkollegen aus dem All dekorationsmäßig lässig aus.
Für die Verkleidungen sorgten die Fans schließlich selbst, die mit gekauften oder selbst gemachten Kostümen zur Nachtvorstellung anrückten. Und auch schon mal mit der einen oder anderen Spielzeugwaffe, was in diesen Tagen und Wochen mit Vorsicht zu genießen ist. Taschenkontrollen ja, aber man werde den hannoverschen Sternenkriegern nicht ihre Laserschwerter abnehmen, hieß es im Astor.
Han-Solo-Kostüme schon gar nicht.