Der schnelle Überblick
- 15.000 Bewohner mussten Donnerstag ihre Wohnungen verlassen.
- Die Bombe war erst um 3.44 Uhr entschärft - Grund dafür waren die langen Evakuierungsmaßnahmen.
- Wie läuft eine Bombenräumung ab? Unser Multimedia-Dossier zu Blindgängern in Hannover.
Im Stadtteil Badenstedt ist am Donnerstagnachmittag auf einer Baustelle ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Die 250-Kilogramm-Fliegerbombe lag in einer Baugrube an der Kreuzung Am Soltekampe/Badenstedter Straße, sie wurde bei Arbeiten der Üstra entdeckt. Erst um 3.44 Uhr hatten die Sprengmeister die Bombe entschärft. Im Bereich Davenstedter Markt hatte es Verzögerungen bei der Evakuierung gegeben. Feuerwehr und Polizei mussten Türen gewaltsam aufbrechen.
Pilot von Laiserpointer geblendet
Gegen halb 3 Uhr teilte die Polizei außerdem mit, dass der Pilot, der einen letzten Kontrollflug mit Wärmebildkamera über das Gebiet machen sollte, nicht flugfähig war. Der Hubschrauber war zuvor im Bereich Innenstadt unterwegs gewesen, dabei war der Pilot von einem Laserpointer geblendet worden. Ein 32-Jähriger Bulgare konnte gefasst, der Laserpointer sichergestellt werden. Weil der Hubschrauber am Boden blieb, übernahmen Streifenwagen die Aufgabe einer letzten Kontrollfahrt durch das Evakuierungsgebiet.
Um 3.12 Uhr wurde das Gebiet schließlich als gesichert gemeldet, der Kampfmittelbeseitigungsdienst konnte mit der Bombenentschärfung beginnen. Um 3.44 Uhr hatten die Sprengmeister die Bombe unschädlich gemacht, alle Anwohner durften in ihre Wohnungen zurück. Insgesamt waren rund 800 Feuerwehr-, Polizei-, und Rettungskräfte mit etwa 250 Fahrzeugen im Einsatz.
Am Donnerstagnachmittag hatte zunächst noch Unklarheit geherrscht, worum es sich bei dem verdächtigen Gegenstand handelte. Doch der hinzugerufene Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) bestätigte den Verdacht relativ schnell und entschied, den Sprengkörper noch in der Nacht unschädlich zu machen. Gegen 20 Uhr stand fest, dass rund 15.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen sollten. Der Beginn der Evakuierung wurde für 21 Uhr festgesetzt. Die Sammelstelle wurde in der Sporthalle der IGS Linden eingerichtet.
Der Sicherheitsradius um die zu entschärfende Fliegerbombe betrug einen Kilometer. Das Gewitter, das am Abend über Hannover hinwegzog, habe „keine besonderen Maßnahmen erfordert“, so Feuerwehrsprecher Benjamin Pawlak.
Vorsorglich ließ KBD-Sprengmeister Marcus Rausch schon am frühen Abend die Häuserzeile unmittelbar neben der Bombe räumen. Auch der benachbarte Rewe-Markt im Einkaufszentrum schloss bereits gegen 18 Uhr. Gewöhnlich hat der Supermarkt bis 22 Uhr geöffnet.
Die Üstra war mit der Linie 9 betroffen. Die Bahnen fuhren während der Entschärfung nur noch bis zur Station Waterloo, ab dort wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Die Stadt wiederum schaltete am Abend ein kostenloses Bürgertelefon.
Erst vor gut sechs Wochen fand Hannovers größte Bombenräumung statt. Rund 50.000 Menschen mussten am 7. Mai ihre Wohnungen verlassen, nachdem in Vahrenwald drei Blindgänger entdeckt worden waren. Sprengmeister damals und in der Nacht zu Freitag war Marcus Rausch. Lesen Sie hier ein Porträt.
Liveticker: Die Ereignisse der Nacht zum Nachlesen.
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Bombe ist entschärft. Die Sperrungen sind aufgehoben. Wir wünschen eine gute Heimkehr und eine geruhsame Nacht!
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Der Hubschrauber war heute im Bereich Innenstadt unterwegs. Dann wurde der Pilot gegen 22.30 Uhr von einem Laserpointer geblendet. Der Mann, 32, bulgarischer Herkunft, konnte gefasst werden und der Laserpointer sichergestellt werden.
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Der Kampfmittelbeseitigungsdienst geht jetzt an die Bombe zur Entschärfung.
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"Sicherheit ist hergestellt". Das Gebiet ist vollständig geräumt, die Entschärfung kann beginnen.
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Polizei holt noch eine Person aus dem Sperrgebiet.
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Der Hubschrauber, der die Evakuierung überprüfen soll, fliegt nicht, da der Pilot plötzlich erkrankt ist. Die Polizei kompensiert den Hubschraubereinsatz mit Streifenwagen, die jetzt nochmal die Straßen abfahren.
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Polizei hält Pkw-Fahrer im Sperrgebiet an. Noch keine Sicherheit.
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1800 Leute sind heute Nacht in der IGS Linden in Betreuung.
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Polizeihubschrauber Phoenix startet jetzt und kontrolliert den Sperrbereich.
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Im Bereich Davenstedter Markt gibt es Verzögerungen. Feuerwehr und Polizei müssen Türen gewaltsam aufbrechen.
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Noch immer fahren vereinzelt Rettungswagen in die Sperrzone - das bedeutet: Sicherheit ist noch nicht hergestellt .
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Die Menschen in der Sammelstelle verhalten sich weiterhin ruhig.Viele Kinder toben auch zu dieser späten Stunde noch auf dem Sportplatz der IGS herum. Wie gut, dass die Sommerferien vor der Tür stehen.
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Marcus Rausch entschärft auch heute wieder die Bombe - wie schon im Mai. Im Interview erzählte er über seine Arbeit, wie er im letzten und entscheidenden Moment zu zweit ist mit einem Kollegen am Blindgänger, in einem Radius von 1000 Metern befindet sich kein weiterer Mensch. In jüngster Zeit lässt Rausch sogar alle Videokameras rund um seinen Arbeitsort abschalten. Man wisse nie, wie die Entschärfung ausgehe und was bei Youtube lande. „Ich möchte nicht, dass mein Sohn als letztes einen Kugelblitz von mir sieht.“
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Über die Belegung der Notunterkünften kann die Feuerwehr keine Angaben machen. Die ersten Betroffenen waren schon in den Sammelstellen, noch bevor die Registrierung beginnen konnte.
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Die letzten Transporte sind jetzt unterwegs. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst rechnet mit einer sehr schnellen Entschärfung. Es gibt nur einen aufgeschraubten Zünder.
kad/pah/else/frs