In seinem Transporter stapeln sich die Lebensmitteltüten. Mithilfe von Spenden hat er Brot, Wurst, Käse, Milch, Margarine und etwas Schokolade gekauft, um sie an die vielen bettelnden Sinti und Roma in der Stadt zu verteilen. „Sie sind hungrig, da muss man doch helfen“, sagt der 60-Jährige. Weil die Armutszuwanderer aus Bulgarien, Rumänien und Ungarn ihre attraktiven Bettelplätze in Hannovers City am Tag vor Heiligabend nicht verlassen wollen, bringt Rosenbach die Spenden zu ihnen. Er versorgt aber nicht nur Bedürftige in der City, sondern auch am Rande der Stadt oder in Celle. „Es werden immer mehr“, stöhnt Rosenbach.
Gut 700 Euro Spenden hat gerade die Marktkirchengemeinde aus zwei Kollekten beigesteuert - Geld für Lebensmittel und Hygieneartikel. „Ich weiß, dass diese Menschen in Not sind“, sagt Marktkirchenpastorin Hanna Kreisel-Liebermann. Sie hatte sich vor drei Wochen hilfesuchend an den Verein für Sinti und Roma gewandt, weil sich zeitweise bis zu sechs Bettler gleichzeitig im Portal der Kirche postiert hatten. „Das war nicht mehr tragbar. Einige Besucher haben sich beschwert, weil sie kaum noch in die Kirche kamen“, sagt Kreisel-Liebermann. Die Polizei rufen wollte sie aber nicht. Die 700-Euro-Spende bezeichnet sie als Erste Hilfe: „Da muss es eine politische Lösung geben.“
Mithilfe eines Dolmetschers konnte Rosenbach die Betroffenen davon überzeugen, dass es nicht in Ordnung ist, im Pulk auf Spendenwillige zu warten und diese noch durch das Zupfen am Arm zur Spende zu drängen. „Das hat einigermaßen gut funktioniert“, sagt der Vereinsvorsitzende. Vonseiten der Stadt heißt es, dass die Zahl bettelnder Personen in der Vorweihnachtszeit erfahrungsgemäß steigt. Die Menschen, die zurzeit mit Pappbechern vor den Geschäften säßen, seien nicht ausschließlich dem Personenkreis der Sinti, Roma oder Südosteuropäer zuzuordnen. „Betteln ist nicht verboten“, sagt Stadtsprecher Udo Möller. Erst wenn eine konkrete Behinderung oder Belästigung vorliege, könne ein Platzverweis ausgesprochen werden. Das komme aber selten vor.
Durchschnittlich zweimal wöchentlich ist Rosenbach in Hannover mit seinen Lebensmittelspenden unterwegs, jetzt, vor Weihnachten, sogar täglich. Nicht nur Osteuropäer werden von ihm bedacht, sondern auch deutsche Bettler. Gestern waren es 80 Tüten mit Lebensmitteln, die er verteilte, an anderen Tagen erhalten Bedürftige auch Windeln, Shampoo oder Toilettenpapier. „Alkohol oder Geld gibt es nicht.“
Rosenbach kümmert sich auch um Bustickets, wenn jemand in seine Heimat zurückkehren möchte. Das Sozialamt bezahlt für Rückkehrwillige Busfahrkarten, Abwicklung und Organisation übernimmt letztlich die Bahnhofsmission. Dass sich die Lage demnächst zum Besseren wendet, glaubt er nicht. „Ich befürchte, dass mit der Arbeitnehmerfreizügigkeit spätestens ab Mitte Januar noch viel mehr arme Menschen aus Rumänien und Bulgarien zu uns kommen werden.“