Vermisste aus Hannover-List: Marion P. tauchte offenbar freiwillig unter

Am Freitag hatte Marion P. aus Hannover Geburtstag. Doch wo die Schülerin aus der List, die seit mehr als einem halben Jahr verschwunden ist, diesen besonderen Tag begeht, das wissen ihre Eltern noch immer nicht. Die Kripo fahndet nach der Vermissten, hat die Öffentlichkeit um Mithilfe gebeten, doch eine heiße Spur gibt es in dem Fall noch immer nicht. Allerdings sind jetzt neue Details zum Hintergrund ihres Untertauchens am Abend des 3. August bekannt geworden. Schülerin verfasste Abschiedsbrief: „Ihr Weggang war vorbereitet, sie ist freiwillig gegangen“, sagt Rechtsanwalt Matthias Waldraff. Der Jurist vertritt seit Kurzem die Eltern der Vermissten. Als neuer Anwalt der Familie hat er die Ermittlungsakten der Polizei gründlich durchgesehen. Darin stieß er auch auf einen Abschiedsbrief, den Marion P. unmittelbar vor ihrem Verschwinden verfasst hatte. „Es hat offenbar unmittelbar vor ihrem Weggang massive Probleme zwischen Tochter und Mutter gegeben“, sagt Waldraff. Aber wer hat die damals 16-Jährige am Tag, als sie verschwand, vor ihrem Zuhause in der Grillparzerstraße abgeholt? Diese Frage ist bis heute unklar. Lebenszeichen aus Belgien: Die Kripo habe den Fall von Anfang an sehr ernst genommen, davon ist Rechtsanwalt Waldraff überzeugt. „Solange sie konkrete Spuren hatten, und das war bis Mitte Januar 2021 der Fall, haben sie bewusst die Öffentlichkeit aus der Sache herausgehalten, um die Ermittlungen zu einem Erfolg führen zu können“, sagt Waldraff. Im September reisten sie sogar nach Belgien, um Beamte eines Postamts nach Marion P. zu befragen. Denn vier Wochen nach ihrem Weggang bekam die Mutter einen Brief von ihrer Tochter, abgestempelt in dem Königreich. Es gehe ihr gut, lautete die Botschaft des Schreibens. Der Brief selbst war von der Schülerin handschriftlich verfasst worden. Aber den Absender auf dem Umschlag hatte eine andere Person geschrieben. Die Ermittlungen der hannoverschen Kripo im Nachbarland führten allerdings nicht zum Durchbruch. Spur führt nach Frankfurt am Main: Eine weitere Spur in diesem Vermisstenfall führte auch nach Frankfurt am Main. Dort hatte die Polizei ebenfalls die Fotos von Marion P. und den Zeugenaufruf verteilen lassen. Ein Taxifahrer hatte ausgesagt, er habe eine Frau gefahren, die der Gesuchten zum Verwechseln ähnlich gesehen habe. Bislang führte auch dieser Hinweis nicht zu einem Erfolg bei den Ermittlungen. „Ich bin davon überzeugt, dass Marion P. noch am Leben ist, und vertraue weiter in die Arbeit der Polizei“, sagt Rechtsanwalt Waldraff. Auch wenn Marion P. nun 17 Jahre alt ist, die Eltern der Jugendlichen haben weiterhin das Aufenthaltsbestimmungsrecht über ihre Tochter, und sie tragen die Verantwortung für die Jugendliche. „Zu ihrem Geburtstag wollen sie ihrem Kind nur eines übermitteln: ,Egal, was zwischen uns gewesen sein mag, wir haben dich lieb‘“, sagt Rechtsanwalt Waldraff. Von Tobias Morchner