Warum gibt es keine Corona-Testzahlen und Positivquoten für Hannover?

Nahezu täglich verschickt die Region Hannover eine Vielzahl an Daten zum Stand der Pandemie. Infizierte, Tote und Inzidenzwerte – sogar aufgeschlüsselt nach Kommune. Was aber fehlt: Wie viel wird insgesamt getestet und wie viele der Ergebnisse fallen positiv aus? HAZ-Leser Professor Gerd Würzberg fragt, warum wir in unserer täglichen Corona-Statistik ebensolche Testzahlen aus der Region und die dazugehörige Positivquote nicht veröffentlichen. Er fragt zudem, ob dieser Wert die Gesamtaussage zur Lage der Pandemie nicht auf eine validere und plausiblere Basis stellen könnte. Region und Land haben keine Testdaten: Die Region Hannover hat nach Angaben von Pressesprecher Christoph Borschel nur bedingt Zugang zu einer Übersicht über die Testungen. „Konkrete Aussagen können wir nur über Testungen machen, die vom Gesundheitsamt der Region selbst beauftragt wurden“, sagt Borschel. Auch das Land Niedersachsen selbst hat dazu keine Datenbasis. „Eine genaue Angabe zur Anzahl der bei niedersächsischen Bürgerinnen und Bürgern durchgeführten SARS-CoV-2-Testungen ist nicht möglich, da die Testlabore bundeslandübergreifend arbeiten“, sagt Holger Scharlach vom Landesgesundheitsamt. So untersuchten Labore in Niedersachsen etwa auch Proben aus anderen Bundesländern und umgekehrt. Robert-Koch-Institut veröffentlicht einmal wöchentlich: Tatsächlich veröffentlicht das Robert-Koch-Institut (RKI) nur jeden Mittwoch die bundesweiten Testzahlen und dazugehörige Positivquoten. Mehr als 250 Labore teilen dazu auf freiwilliger Basis einmal in der Woche ihre Daten mit. Beim RKI seien sie froh, dass so viele Labore ihre Daten mittlerweile in dieser Form dokumentierten, sagt RKI-Pressesprecherin Susanne Glasmacher auf Anfrage der HAZ. Eine tägliche Übermittlung hingegen sei mit erheblich höherem Aufwand für die Labore verbunden und auf freiwilliger Basis auch gar nicht umzusetzen. Für eine Verpflichtung fehle die gesetzliche Grundlage. Glasmacher stellt aber auch die Sinnhaftigkeit einer täglichen Übermittlung in Frage. Deshalb veröffentlichen wir die Daten nicht für Hannover: Es ist zudem nicht möglich, die Quote auf die kommunale Ebene herunterzubrechen. Lediglich für die Landesebene liefern einige Labore detailliertere Werte, ebenfalls in einer wöchentlichen Umfrage. Die fehlende Datenbasis ist ein Grund, warum auch wir diese Zahl nicht täglich für die Region Hannover veröffentlichen können. Positivquote liegt derzeit bei 10,5 Prozent: Welche Bedeutung hat aber nun die Positivquote für die Beurteilung der Pandemie-Lage? Der Wert sagt aus, wie viel Prozent der Getesteten tatsächlich infiziert sind. In der zweiten Kalenderwoche lag die Positivquote bei 10,5 Prozent. Zunächst einmal deutet das hohe Niveau auf viele Infektionen innerhalb der Bevölkerung hin. Je höher die Positivquote und gleichzeitig Fallzahlen sind, desto höher schätzt das RKI aber auch die Anzahl unentdeckter Infizierter (sogenannte Untererfassung). Die Daten können zudem Hinweise zur aktuellen Situation in den Laboren liefern. „Der aussagekräftigste Wert ist die Sieben-Tage-Inzidenz“: Testzahlen und Positivquote hätten deshalb zwar ihre Bedeutung, seien aber nur einer von mehreren Parametern zur Einschätzung der Situation, sagt Glasmacher. „Der aussagekräftigste Wert ist die Sieben-Tage-Inzidenz.“ Das sieht man auch im Landesgesundheitsamt so. Mit der Anzahl der positiven Testergebnisse und der daraus berechneten Sieben-Tage-Inzidenz habe man ein sehr gutes Maß, sagt Scharlach. Die Aussagekraft der Positivquote sei ohnehin eingeschränkt, weil sie sich in Abhängigkeit davon verändert, wer und wie getestet wird. So wurde etwa im November die Teststrategie umgestellt (siehe Tabelle), sodass nun gezielter vorgegangen wird. Die Vergleichbarkeit ist über die Zeit daher eingeschränkt. Haben Sie auch eine Corona-Frage? Verstehen Sie noch alle Corona-Regeln? Vieles ist in den Verordnungen eindeutig geregelt, anderes ist nicht immer sofort ersichtlich und verständlich. Aber auch zu anderen Bereichen des Corona-Alltags tauchen immer wieder Fragen auf. Wir helfen Ihnen weiter: Wenn Sie auch eine Corona-Frage haben, dann schreiben Sie uns gerne hier. Wir werden versuchen, so viele Fragen wie möglich zu beantworten. Von Sebastian Stein